Die Osterkerze ist die zentrale Kerze in der Kirchen. Traditionell wird die Kerze in der Osternacht am Osterfeuer entzündet und mit dem Ruf „Lumen Christi (das Licht Christi)“ in die dunkle Kirche hineingetragen. Die Osterkerze ist ein Symbol für Jesus Christus, den Auferstandenen. An ihr entzünden die Kommunionkinder ihre Kommunionkerzen, Brautpaare ihre Hochzeitskerze und Eltern die Taufkerze.

Mit dem Cuttermesser werden die einzelnen Motivteile aus Wachsplatten ausgeschnitten.
Mit dem Cuttermesser werden die einzelnen Motivteile aus Wachsplatten ausgeschnitten. | Bild: Sandra Häusler

Die Osterkerze wird von Frauen gestaltet

Seit 2000, also seit 23 Jahren, gestalten in der Pfarrgemeinde Wald Helga Merk und Reinhild Gottschlich-Kern die Osterkerze für die Pfarrkirche St. Bernhard gemeinsam. In den 90er Jahren übernahm diese schöne Aufgabe eine Gruppe aus vier Ehrenamtlichen mit Reinhild Gottschlich-Kern, Eva Amann, Cilla Bodenmüller und Helga Merk die Osterkerze. Damals entwarf Reinhild-Gottschlich-Kern die Motive dafür. Die Osterkerze für die Walbertsweiler Kirche gestaltet Christine Halmer, in Sentenhart macht dies Bärbel Stadler. Bereits fertige Osterkerzen werden für die Pfarrei Herdwangen und Aftholderberg bestellt und in Großschönach spendet eine „gute Seele, die nicht namentlich genannt werden will“, die Osterkerze. In Aach-Linz gestaltet der Vorstand der Frauengemeinschaft Aach-Linz seit rund 20 Jahren die Osterkerze und alle zwei Jahre eine für Taisersdorf.

Sechs Kilogramm Wachs

Der SÜDKURIER durfte Reinhild Gottschlich-Kern und Helga Merk in diesem Jahr bei der Gestaltung der diesjährigen Osterkerze über die Schulter schauen. Die stattliche, 82 Zentimeter hohe Kerze hat einen Umfang von 32 Zentimetern. Sie bringt mit sechs Kilogramm schon ein ganz schönes Gewicht mit sich. Bereits kurz nach dem zurückliegenden Osterfest hält Helga Merk im Internet Ausschau nach neuen Gestaltungsmotiven und stimmt sich mit Reinhild Gottschlich-Kern ab.

Im Pfarrheim lagern Bordüren und Wachsplatten

Die Wachsplatten, Bordüren in Gold und Silber in unterschiedlichen Breiten und „mit Knöpfle“, Zahlen und Buchstaben holen sie aus dem Vorrat der Seelsorgeeinheit Wald. Diese werden in einem Schrank im Pfarrheim gelagert. „Wir versuchen meist das Motto der Erstkommunion aufzugreifen“, erklären die beiden Kerzengestalterinnen. Dieses lautet in diesem Jahr „Weite Augen – offenes Herz“.

Durch die Wärme der Hand und das Andrücken halten die Motivelemente auf dem Kerzenrohling
Durch die Wärme der Hand und das Andrücken halten die Motivelemente auf dem Kerzenrohling | Bild: Sandra Häusler

Motiv hält nicht auf einer kalten Kerze

Zur Gestaltung des Osterkerzenmotivs stellen die beiden Frauen die Kerze auf einen großen schmiedeeisernen Kerzenständer. Bereits zwei Tage vor der Gestaltung akklimatisiert Helga Merk die Kerze in ihrem Esszimmer, denn sie weiß, dass auf einer kalten Kerze das Motiv nicht hält. Zur Vorbereitung hat Helga Merk vom aktuellen Motiv bereits Papierschablonen erstellt. Sie ist froh, wenn ihr dann bei der Ausgestaltung der Kerze die 66-jährige Reinhild Gottschlich-Kern hilft. Die Papierschablonen werden auf die Wachsplatten aufgelegt und mit einem Cuttermesser die Konturen ausgeschnitten. Mit den heutigen Wachsplatten sei es viel einfacher Kerzen zu gestalten, als früher mit Wachsblöcken, versichern die beiden Frauen.

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Fast schon meditative Arbeit

In aller Ruhe arbeiten die Frauen das Motiv aus, es ist auch ein bisschen eine meditative Arbeit. Nach der Fertigstellung schlagen aus einem Baumstumpf rot-orange Flammen mit Herzen bis zur großen Sonne mit Sonnenstrahlen. Jede Kontur fasst Helga Merk mit filigranen Bordüren ein. Diese wird dadurch markanter und tritt deutlicher hervor. „Das ist eine richtige Fitzelarbeit“, sagt Helga Merk.

Für die Jahreszahl benötigt Helga Merk Geduld

Währenddessen widmet sich Reinhild Gottschlich-Kern einer anderen Feinarbeit. Sie formt mit großer Geduld aus den goldenen Bordüren die Jahreszahl und ein in sich verschlungenes Alpha und Omega. Nach rund 1,5 Stunden ist die Osterkerze für die Walder Kirche fertiggestellt. Seit 2010 gestaltet Helga Merk auch jedes Jahr eine Osterkerze für den Andachtsraum im Pflegeheim St. Bernhard in Wald. Seinen Motivwunsch für diese Extrakerze bringt ihr Willi Kirchmann, Pfarrer im Ruhestand, immer selbst vorbei.

Die fertige Osterkerze für Ostern 2023 in der Pfarrei Wald.
Die fertige Osterkerze für Ostern 2023 in der Pfarrei Wald. | Bild: Sandra Häusler