„Das Wichtigste, wofür wir das Wasser aus der Zisterne benötigen, sind die Rosenstöcke entlang der Terrasse, die meine Frau betreut und pflegt und die immer gut bewässert sein sollten“, erzählt Fidelis Krall. Er ist ein erfahrener Zisternen-Besitzer. Als er vor etwas über 20 Jahren sein Eigenheim baute, ließ er während der Erdarbeiten gleich eine Zisterne vergraben. Im 10 000 Liter fassenden Kunststoff-Tank sammelt er seitdem das gesamte Regenwasser vom Dach und von der Terrasse seines großzügigen Einfamilienhauses am Rande der Gemeinde Wald.

Wasser für Garten und Badeteich

Im Sommer braucht Fidelis Krall manchmal die Wasserreserven aus seiner Zisterne für seinen Badeteich.
Im Sommer braucht Fidelis Krall manchmal die Wasserreserven aus seiner Zisterne für seinen Badeteich. | Bild: Heinrich Sturm

Krall bewässert mit dem Wasser aus der Zisterne die Pflanzen im Garten, benötigt es aber auch für seinen Badeteich. Dieser wird praktisch von selbst befüllt, wenn es regnet, braucht aber im Sommer manchmal die Wasserreserven aus der Zisterne. „Wenn es richtig warm ist, dann verdunstet ein erheblicher Teil des Wassers im Teich, das kann ich dann mit der Zisterne nachfüllen“, erklärt der Küchenhändler, der trotz Ruhestand noch in seinem Beruf aktiv ist – wenn auch nicht mehr in Vollzeit.

Getrennte Leitung für die WC-Spülung

Das Wasser aus der Zisterne verwendet Krall auch im Haus. Beim Hausbau hat er ein getrenntes Leitungssystem für die WC-Spülung verlegen lassen. So spült das Ehepaar Krall mit günstigem Zisternenwasser. Der Gedanke war dabei nicht nur den Geldbeutel, sondern auch die Umwelt zu schonen. Es sei einfach schade, für die Toilette aufwendig gereinigtes und teures Trinkwasser zu verwenden, meint Krall. Für die Verwendung in der Waschmaschine eignet sich das Regenwasser aus Sicht des Ehepaars Krall aber nicht. „Ich glaube, meine Frau hätte etwas dagegen, wenn wir unsere schöne weiße Wäsche mit dem etwa angestaubten Wasser waschen müssten“, meint Krall. Und auch wenn der Filter im Keller das Wasser aus der Zisterne reinigt, bevor es im Spülkasten landet, enthält es weiterhin Schmutzpartikel. „Unsere Toiletten sind aus weißem Porzellan und da hinterlässt das Wasser einen leichten Rand“, erklärt Fidelis Krall. „Das Wasser aus der Zisterne ist natürlich nicht glockenklar!“

Kein großer Wartungsaufwand erforderlich

Die Zisterne beziehungsweise deren Vorfilter bedarf aus Kralls Sicht wenig Wartungsaufwand. „Ich habe den Vorfilter in 20 Jahren nur einmal gereinigt.“ Ein Experte würde sicherlich empfehlen, den Filter häufiger zu reinigen, ergänzt der Gartenbesitzer. In der nächsten Zeit hat er vor, die Zisterne zum ersten Mal selber zu reinigen.

Eine 4800 Liter fassende Zisterne aus Kunststoff.
Eine 4800 Liter fassende Zisterne aus Kunststoff. | Bild: Heinrich Sturm

Fidelis Krall hatte in diesem Jahr auch zum ersten Mal ein größeres Problem mit seiner Zisterne. Beim Starkregen lief der Keller voll. Glücklicherweise war der Schaden geringer als erwartet. Ursache für die Havarie war auch nicht die Zisterne selber oder die Leitungen, sondern ein Leerrohr, das zur Zisterne führt und das nicht geschlossen war. Dadurch konnte beim Überlaufen der Zisterne das Wasser über das Leerrohr in den Keller laufen.

Der Vorfilter ist mit einem Netz geschützt, damit niemand hineinfallen kann.
Der Vorfilter ist mit einem Netz geschützt, damit niemand hineinfallen kann. | Bild: Heinrich Sturm

Für die Umwelt etwas getan

Was er durch die Zisterne einspare, könne er nicht wirklich sagen, meint Krall. „Man macht ja viele Sachen für die Umwelt, die sich wahrscheinlich nie rechnen, aber es sei ein gutes Gefühl etwas gemacht zu haben.“ Die Einsparungen seien ja auch nicht hoch, weil er die Abwassergebühren weiterhin bezahlen müsse. Wenn ein Kubikmeter Wasser- und Abwasser inklusive aller Gebühren etwa 5,50 Euro betrage, dann mache das Frischwasser nur etwa 1,20 Euro aus, rechnet Krall vor. Er glaube aber nicht, dass sich die Investition mit Tank und Leitungen jemals rechne.

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Klärung wegen Abwassergebühren nötig

Krall musste seine Zisterne bei der Gemeinde anmelden. Am Zulauf aus dem Regentank zur Toilette hat er einen eigenen Zähler. Was dort aufläuft, wird ihm als Abwasser von der Gemeinde in Rechnung gestellt. Für das Wasser aus der Zisterne, das im Garten verwendet wird, braucht er natürlich keine Abwassergebühren bezahlen, weil das im Garten versickert. Kralls Bewässerungssystem besitzt aber noch eine Besonderheit: Sollte die Zisterne mal leer sein, sodass er mit Frischwasser gießen muss, dann misst ein eigener Zähler den Verbrauch. Denn auch für das Frischwasser für den Garten oder den Badeteich muss Krall keine Abwassergebühr bezahlen. Das macht seine Wasserrechnung inzwischen so kompliziert, dass er schon bei der Gemeinde vorsprechen und erklären musste, wie das alles bei ihm funktioniert. Natürlich ist seine Zisterne auch eine Vorsorge, weil das Wasser voraussichtlich immer knapper wird. „Wasser wird mal ein Problem“, sagt Krall, der mit seiner Zisterne offenbar für die Zukunft vorgesorgt hat.

Tipps von Karl-Heinz Droxner Video: Heinrich Sturm

Zisterne rechnet sich besonders zur Bewässerung des Gartens

Karl-Heinz Droxner hat den Bau der Regenwasser-Tanks bei Familie Krall betreut und die zugehörigen Leitungen verlegt. Der Zisternen-Fachmann führt mit seinen beiden Söhnen einen Heizungs- und Sanitärbetrieb in Meßkirch-Ringgenbach.

  • Eine Zisterne eigne sich für jedes Einfamilienhaus, wenn ein Garten dabei ist, meint Droxner. Wichtig sei, bei der Auswahl auf die richtige Größe zu achten. „Man sollte die Zisterne nicht zu groß auslegen, denn sie sollte auch mal überlaufen können“, meint Fachmann Droxner. Dadurch würden die Schwebstoffe abgeführt, die sich an der Wasseroberfläche ansammeln und die Zisterne verschmutzen.
  • Im Internet gibt es Rechner, mit denen man die Größe der eigenen Zisterne berechnen kann. Für die Größenbestimmung sollte der Wasserbedarf, die Dachfläche und die örtliche Niederschlagsmenge bekannt sein. Wer wissen will, wie viel man mit einem Regentank sparen kann, sollte auch seine Wasser- und Abwasserpreise kennen.
  • Droxner empfiehlt beim Bau der Zisterne dringend einen Vorfilter einzubauen. Auch auf einen „beruhigten Zulauf“ des Wassers sollte man achten. Das heißt, das Wasser wird langsam am Boden der Zisterne eingeführt, damit das dort befindliche Sediment nicht aufwirbelt. So wird die Pumpe vor Verschmutzung geschützt. Bevor das Wasser aus der Zisterne in der Toilette oder im Garten genutzt wird, rät der Experte dazu, einen Siphon als weitere Reinigungsstufe einzubauen. Auch Vorkehrungen, damit Kleintiere nicht in die Zisterne oder in die Leitungen eindringen, sollten getroffen werden.
  • Beton- und Kunststoff-Zisternen haben jeweils ihre Vor- und Nachteile. Die Beton-Zisternen seien langlebiger, meint Droxner. Bei den Kunststoff-Zisternen empfiehlt er, auf eine möglichst lange Garantiezeit zu achten. Das Einsetzen der Beton-Zisterne ist teurer. Während man dafür einen Kran benötigt, kann die Zisterne aus Kunststoff von einer Handvoll Leuten in die Erde gesetzt werden. Bei der Kunststoff-Zisterne besteht außerdem das größere Risiko, dass sie an die Oberfläche gedrückt wird, wenn sie leer ist. Man muss aber alle Zisternen gegen Auftrieb sichern.
  • Aus Droxners Sicht rechnet sich eine Zisterne besonders, wenn man sie zur Bewässerung des Gartens verwendet. Für ein durchschnittliches Einfamilienhaus rechnet der Experte mit etwa 4000 Euro für den Regentank – inklusive Pumpe, Material und Installationsarbeiten. Etwa 40 Kubikmeter Wasser könne man im Jahr durch die Nutzung von Regenwasser sparen, was in etwa 200 bis 250 Euro entspricht.
  • Wer aktuell ein Haus baut, aber noch unsicher bei der Anschaffung einer Zisterne ist, dem empfiehlt Droxner, die zusätzlichen Leitungen für die Nutzung von Regenwasser für die Toilette gleich zu verlegen. Das sei nur geringfügig teurer und deutlich günstiger als die Installationen später nachzurüsten. Droxner rät davon ab, die Waschmaschine mit Wasser aus der Zisterne zu betreiben. Weißwäsche könne sich verfärben, meint er. Ansonsten brauche man ein richtig gutes Filtersystem, das aber teuer sei, fügt Droxner hinzu.
  • Auch wenn die Investition in eine eigene Zisterne zum jetzigen Zeitpunkt hoch erscheint, Wasser wird durch den Klimawandel mit hoher Wahrscheinlichkeit knapper und teurer. Dass das Wasser teurer werden wird, ist sich Droxner sicher, aber er kann nicht in die Zukunft sehen: „Wir wissen nicht wie teuer unser Trinkwasser noch wird!“