Die Corona-Krise hat dazu geführt, dass seit 16. März Gottesdienste, Ansammlungen und Veranstaltungen in Kirchen sowie weitere Zusammenkünfte in Kirchengemeinden nicht stattfinden können. Erst ab Anfang Mai sollen Religionsgemeinschaften in Baden-Württemberg unter Auflagen wieder gemeinsame Gottesdienste feiern dürfen. Was tun Pfarrer und die Gemeindereferentin während dieser gottesdienstfreien Zeit?
Erzbischof Stephan Burger hat in einem Hirtenbrief seine Schäfchen von der Pflicht zur Feier der Heiligen Messe am Sonntag entbunden und die Priester dazu aufgefordert, die Gottesdienste zur gewohnten Zeit zu halten, auch wenn wegen Corona die Türen geschlossen bleiben müssen. So bleibe die Gemeinde im Gebet verbunden.
Pfarrer arbeitet Vorgaben zu Datenschutzrichtlinien ab
Pfarrer Josef Maurer, Leitender Pfarrer der Seelsorgeeinheit Wald, feiert täglich mit den vier Liobaschwestern aus dem Walder Konvent die Heilige Messe, auch an den Sonntagen. Die ersten 14 Tage nach der Einschränkung durch Corona sei er aufgrund einer Erkältung im Pfarrhaus geblieben und habe für sich allein die Messe gefeiert, erzählt Josef Maurer. Dabei habe er festgestellt: „Das geistliche Geschehen ist dasselbe, aber es ist etwas anderes, wenn man ein paar Menschen vor sich hat.“ Ferner arbeite er derzeit den Stapel mit den Vorgaben zur Umsetzung der Datenschutzrichtlinien ab.
Dankgottesdienste und Taufen verschoben
Josef Maurer erzählt, in der Zeit der Corona-Einschränkungen seien mehrere Dankgottesdienste zu goldenen Hochzeiten geplant gewesen. Da derzeit nur fünf Personen gemeinsam hätten feiern können, wurden die Dankgottesdienste verschoben. In sechs Wochen ist eine Trauung geplant. „Eine Feier, bei der die Gäste in großem Abstand in den Kirchenbänken verteilt sind, will keiner“, sagt Maurer. Geplante Taufen sind ausgefallen. Beerdigungen werden im kleinsten Rahmen nach Vorschrift gehalten.
Der Pfarrer gewinnt dieser besonderen Zeit aber auch etwas Positives ab. Er findet Zeit zum Lesen. Der Stapel von Büchern, die er gern einmal lesen würde, kommt nun an die Reihe.
Gemeindereferentin arbeitet an Programm für Erstkommunionkinder
Gemeindereferentin Elisabeth König aus der katholischen Seelsorgeeinheit Wald hat bereits ihr Arbeitsmaterial durchforstet und erarbeitet aktuell das Programm für einen Nachmittag der Erstkommunionkinder. Kerzen der Kinder waren bei dem Livestream-Gottesdienst für Erstkommunionkinder am Sonntag in Sigmaringen dabei.
Gruppe plant per Videokonferenz Impulswanderung
Mit der Familiengottesdienstgruppe erörterte sie per Videokonferenz, wie der Muttertagsgottesdienst alternativ und „coronasicher“ am Sonnstag, 10. Mai als Impulswanderung mit Stationen in der Gemeinde Herdwangen gestaltet wird. Die Gemeindereferentin ist auch als Gesprächspartnerin in der Seelsorge per Telefon gefragt. Viel Zeit und Kreativität erfordere aktuell das Zusammentragen von Material für den Religionsunterricht, erzählt Elisabeth König.
Vorbereitung von Gottesdiensten derzeit eher mehr als weniger Arbeit
Was die Vorbereitung von Gottesdiensten betrifft, sei dies derzeit nicht weniger, sondern eher mehr Arbeit, sagt Michael Jung, Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Ostrach-Wald. Das liege an den Videoandachten, die dort jeden Sonntag aufgenommen und auf einen Youtube-Kanal „Ostrach evangelisch“ gestellt werden. Sie sind auch mit der Homepage www.ostrach-wald-evangelisch.de verlinkt.
Gläubige haben Bedürfnis, mit Kirche Kontakt zu halten
Der 57-jährige Geistliche nimmt ein Bedürfnis der Gläubigen wahr, mit ihrer Kirche Kontakt zu halten, mit Menschen, die man kenne, in der Kirche, die einem vertraut sei. „Das Kirchengebäude nehmen wir oft gar nicht so wahr, es ist aber emotional besetzt“, hat Michael Jung die Erfahrung gemacht. Sonntags läuten daher wie gewohnt um 10 Uhr die Kirchenglocken.

Schriftliche Impulse und Türangel-Gespräche mit Abstand
Die Christuskirche ist von 10 bis 11 Uhr für Einzelne zum Innehalten und Gebet geöffnet. In der Kirche selbst läuft leise Musik. Gläubige finden im Vorraum der Kirche und der vorderen Stuhlreihe kleine schriftliche Impulse. Pfarrer Michael Jung steht während dieser Zeit im Seitenbereich für Türangel-Gespräche in ausreichendem Abstand bereit. Dieses Angebot wird vereinzelt auch wahrgenommen.
Neuer Termin für Konfirmation noch nicht festgelegt
Der Termin für die Konfirmation im Mai ist abgesagt. Die Konfirmanden sind über eine App untereinander und mit dem Pfarrer in Kontakt. Mit der Festlegung eines neuen Konfirmationstermins möchte der Pfarrer jedoch noch warten.
Angebot zum Gespräch bei einem Spaziergang
Sein Angebot zum Gespräch bei einem Spaziergang in der Natur wird von den Gemeindemitgliedern vereinzelt angenommen. „Ich telefoniere viel mehr als sonst und führe auch längere Telefonate“, berichtet der Pfarrer. Aber es sei auch mehr Zeit für ihn da, ein Buch zu lesen und sich selbst fortzubilden.