„Das sind christlich gelebte Werte“, sagt der Leiter der Heimschule Kloster Wald, Hartwig Hils, über das Spendenprojekt, das die Zwölftklässlerin Luisa Schrenk und die Verwaltungsmitarbeiterin Sabrina Braun für das Caritas-Kinderheim St. Nikolaus in Peciu Nou in Rumänien initiiert haben. Dabei sind Spendengelder und Sachspenden von über 2000 Euro zusammengekommen. In früheren Jahren hatte Sabrina Braun jährlich immer mit der Liobaschwester Itta van Berkum OSB drei bis vier Pakete mit Sachspenden, Werbegeschenken und Gestricktem für das Kinderheim gepackt und verschickt. Sr. Itta war Mitgründerin des Kinderheimes St. Nikolaus in Rumänien und gehörte in den ersten Jahren zum Leitungsteam. Auch nach ihrer Rückkehr in den Walder Konvent hielt die Ordensschwester lebhaften Kontakt zum Kinderheim und trug mit vielen Spendenaktionen zu dessen Ausbau und Fortbestand bei. Am 1. Juni 2020 war Schwester Itta im 59. Jahr ihrer Profess verstorben. Mit der Spendenaktion möchte die Heimschule Kloster Wald die Verbindung zum Kinderheim weiterhin aufrechterhalten.

Sr. Itta van Berkum 2013 mit einem Mädchen im Kinderheim St. Nikolaus im Peciu Nou.
Sr. Itta van Berkum 2013 mit einem Mädchen im Kinderheim St. Nikolaus im Peciu Nou. | Bild: Archivbild Heimschule Kloster Wald

Wünsche der Kinder im Vergleich bescheiden

Im Dezember fand der Adventsbasar der Heimschule statt. Alljährlich wird ein Drittel der Gesamteinnahmen an das Kinderheim gespendet. Da aufgrund der Pandemie keine externen Besucher zugelassen waren, blieb der Erlös geringer als in den Vorjahren. Sabrina Braun beschreibt: „Allein ist der Aufwand zu groß, um die Pakete zu packen.“ Sie gewann die 17-jährige Luisa Schrenk, eine der Kurssprecherinnen der zwölften Klasse, als Mitstreiterin für die Spendenaktion. Die Kinderwünsche erhielten die Initiatorinnen per Post. „Es waren demütige Wünsche wie Schlafanzüge, Schuhe und Kosmetik, im Gegensatz zu Kinderwünschen in der hiesigen Gesellschaft“, schildert Sabrina Braun.

Brief an Hausgemeinschaft, Eltern und Schülerinnen

Die Projektinitiatorinnen setzten einen Brief an die Hausgemeinschaft, Eltern und Schülerinnen des Mädchengymnasiums auf, in dem sie um Spenden baten. Die Resonanz war enorm. Es kam eine große Menge an aussortierter Kleidung und Schulranzen, Spielsachen, Schulmaterial zusammen. Von den Spendengeldern kauften Braun und Schrenk beispielsweise Schuhe für die Jungs im Heim in Größe 43 und finanzierten auch den Transport der Spendenpakete über Balint Reisen in Freiburg im Breisgau, eine Rumänienreisebuslinie. Die Sachspenden wurden in zwei Räumen nach Größe und Altersgruppe sortiert und in große Kartons gepackt, die von den Hausmeistern der Heimschule organisiert wurden. Zum Wiegen der Pakete wurde die Personenwaage aus dem Krankenzimmer geholt.

Überwältigt von der Hilfsbereitschaft

Die Initiatorinnen der Spendenaktion, die Verwaltungsangestellte Sabrina Braun und Luisa Schrenk beluden den Transporter der Heimschule ...
Die Initiatorinnen der Spendenaktion, die Verwaltungsangestellte Sabrina Braun und Luisa Schrenk beluden den Transporter der Heimschule Kloster Wald mit den Spendenpaketen. | Bild: Heimschule Kloster Wald

Am vergangenen Samstag beluden Sabrina Braun und Luisa Schrenk „tetrismäßig“ einen Schülertransporter der Heimschule mit der ersten Fuhre mit 150 Kilogramm an Sachspenden und und brachten diese nach Tuttlingen. Die Rumänienbusreiselinie transportiert die Spenden an den Bestimmungsort. Die Initiatorinnen sind von der Spendenbereitschaft der Hausgemeinschaft überwältigt. Es kamen nicht nur Eltern, Mädchen kamen teilweise mehrmals, und auch das Interesse der Mitarbeiter war groß. Ein Vater hat zwei Kisten mit Schulmaterial gespendet, es war alles drin von Schulheften bis Zirkelminen, erzählt Sabrina Braun. Es wurden Musikinstrumente, Puppen und Spielsachen gespendet. „Als die Mädchen mit ihren Tüten gekommen sind, fühlte ich eine unglaubliche Dankbarkeit über diese Hilfsbereitschaft“, beschreibt Sabrina Braun. „Es ist überwältigend, wenn man sieht, dass die Schule so zusammenhält und eine Schulgemeinschaft so etwas leisten kann“, bestätigt ihre Mitinitiatorin Luisa Schrenk aus Frickingen.

Kinder freuen sich riesig

Schulleiter Hartwig Hils unterstreicht: „Bei allem Zusammenhalt braucht es Initiatoren wie Luisa und Sabrina, die ein solches Projekt in die Hand nehmen und organisieren. Das sind christlich gelebte Werte.“ Die Pakete sind mittlerweile im Kinderheim St. Nikolaus angekommen und die Kinder sind unheimlich dankbar und freuen sich riesig über die vielen tollen Sachen aus Deutschland, lautet die Rückmeldung des Ehepaars Ani und Radu Miron, die von Sr. Itta als Pflegeeltern für die Waisenkinder eingesetzt worden sind, meldet Sabrina Braun zurück. „Die Kinder freuen sich auf das ‚Premium‘ aus Deutschland, als Belohnung für ihre gute geleistete Arbeit im ersten Semester“, erzählt die Verwaltungsangestellte. Die Lage in Rumänien sei eine Katastrophe, viele ältere Menschen haben kein Geld für Heizmaterialien und kommen ins Kinderheim, um sich zeitweise dort aufzuwärmen.

Die Pakete sind im Kinderheim St. Nikolaus angekommen. Die Kinder sind unheimlich dankbar und freuen sich riesig über die vielen tollen ...
Die Pakete sind im Kinderheim St. Nikolaus angekommen. Die Kinder sind unheimlich dankbar und freuen sich riesig über die vielen tollen Sachen aus Deutschland. | Bild: Heimschule Kloster Wald

Da die Bewohner des Kinderheim St. Nikolaus schon etwas älter sind, leiten die Projektorganisatoren die Sachspenden, die für die jüngeren Altersgruppen eingegangen sind, an die Organisation „Orfanis“, für Waisenkinder in Rumänien und Ungarn weiter. Die Geld- und Warenspenden werden dort für die schulische und berufliche Ausbildung der Heimkinder eingesetzt. Als Mitglied dieser Organisation fährt Schulleiter Hartwig Hils diese Spenden privat in einem Anhänger nach Rosenfeld-Bickensberg für den Weitertransport.

Weitere Aktion im Frühjahr geplant

In diesem Frühjahr sind weitere Aktionen zwischen dem Kinderheim St. Nikolaus und der Heimschule Kloster Wald geplant, verrät Luisa Schrenk. Zwischen den Gymnasiastinnen und den Waisenkindern soll ein persönlicher Kontakt hergestellt werden. Den Staffelstab der Begeisterung für die Spendenaktionen möchte die Zwölftklässlerin Luisa Schrenk nach dem Abitur mit „einem Leuchten in den Augen“ an eine Nachfolgerin weitergeben.

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Heim musste tausende Euro für die Heizkostenrechnung bezahlen

Die Heimschule Kloster Wald unterstützt seit Jahren das Caritas-Kinderheim St. Nikolaus in Peciu Nou in Rumänien mit einem Drittel der Gesamteinnahmen aus dem Adventsbasars der Heimschule. Vor 29 Jahren verwirklichten die Liobaschwester Sr. Itta van Berkum und ihre Freundin Maria Maas ihren Traum und gründeten mit Hilfe der Caritas Essen das Heim und Schwester Itta van Berkum hielt die Verbindung auch nach ihrer Rückkehr in den Walder Konvent aufrecht.

Auch die Pfadfinder „Schwarze Panter“ aus Pfullendorf haben Beziehungen zu dem Kinderheim und angesichts der finanziellen Not initiierte Leiter Felix Hug und seine Pfadis eine Spendenaktion, die vom SÜDKURIER unterstützt wurde. Bei der Aktion wurden mehr als 4000 Euro für das Heim gesammelt, wobei das Geld in Tranchen ausbezahlt wird. Nach Angaben von Leiterin Ani Mirow wurden von den Spendengeldern Lebensmittel gekauft und Heizungskosten bezahlt. Trotz eigener Existenzängste organisiert Mirow für Bedürftige noch eine „Armenspeisung“, die vor allem für Ältere enorm wichtig ist. Nach Angaben von Hug leben derzeit elf Kinder und Jugendliche zwischen neun und 17 Jahren in dem Heim, das sich momentan in Quarantäne befindet, weil mindestens ein Kind an Corona erkrankt ist. Leiterin Mirow teilte dem Pfullendorfer mit, dass man viel Geld für die Heizung bezahlen musste. Im November 2021 belief sich demnach die Rechnung für Gas auf 1300 Euro und im Dezember 4500 Euro. Um diese sehr hohen Kosten in den Griff zu bekommen, wurde im Heim die Heizung soweit zurückgedreht, dass es die Bewohner „gerade so aushalten können.“ Es gab für die Heimkinder trotz der Widrigkeiten auch glückliche Momente, so, als sie ein Päckchen von Felix Hug auspackten, das voll mit Glücksschweinchen war – als Zeichen für ein gutes Jahr 2022. (siv)