Am Freitag, 3. Juni, feiert Pfarrer im Ruhestand (i.R.) Willi Kirchmann diamantene Priesterweihe. „Pfarrer Kirchmann ist ein Mensch mit Herz. Er gehört einfach zu unserer Familie, er ist wie ein Familienmitglied und wir schätzen ihn sehr“, sagt Hausleitung Anica Raith vom Seniorenzentrum St. Bernhard. Ab Oktober 2009 lebte der Pensionär im „Betreuten Wohnen“ des Seniorenzentrums, bis er im Oktober 2021 in ein geräumiges Zimmer im Erdgeschoss des Pflegeheims mit Blick ins Freie umzog. Im Seniorenzentrum bringt sich der Pensionär ehrenamtlich seelsorgerisch ein und gestaltet mit dem Diakon Bernd Lernhart die Gottesdienste im Haus. Die Bewohner und Mitarbeiter des Seniorenzentrums schätzen Willi Kirchmann sehr. „Er sieht immer, wenn es einem nicht gut geht“, begründet Raith. Noch immer nimmt der Schreibtisch des 86-Jährigen einen großen Platz in seinem Zimmer ein.
In Tautenbronn geboren
Willi Kirchmann wurde am 20. Februar 1936 im Pfullendorfer Ortsteil Tautenbronn geboren. In Tautenbronn wuchs er auch auf. Auf die Frage, was ihn bewogen habe, Pfarrer zu werden, gibt Willi Kirchmann an, dass er bereits in der Kindheit als Ministrant Kontakt mit der Pfarrgemeinde hatte. Der Pfarrer habe sich dafür eingesetzt, dass Willi Kirchmann das Gymnasium besuchen konnte. Nach dem Abitur 1957 im Konstanzer Suso-Gymnasium studierte Willi Kirchmann Theologie. Seine Priesterweihe am 3. Juni 1962 durch Erzbischof Dr. Hermann Schäufele feierte er mit 37 Kollegen. „Heute haben wir einen pro Jahr“, so Kirchmann.
Schattenseiten kennen gelernt
Willi Kirchmanns Einsatz im priesterlichen Dienst der Erzdiözese Freiburg führte ihn an diverse Vikars-und Pfarrstellen. Unter anderem war er zehn Jahre in der Betriebsseelsorge tätig und vermittelte an Gewerkschafter, Betriebs- und Personalräte die Elemente der katholischen Soziallehre. Von 1984 bis 1990 war er Dekan im Kapitel Zollern, anschließend in St. Andreas Freiburg. Willi Kirchmann scheute auch die Übernahme „schwieriger“ Pfarreien nicht. Der 86-Jährige blickt zurück: „Ich würde es heute noch bereuen, wenn ich diese Gemeinde nicht übernommen hätte. Sie war so extrem anders als andere Pfarreien und ich musste dadurch als Pfarrer umlernen.“ Durch sein priesterliches Wirken lernte Willi Kirchmann auch die Schattenseiten des Lebens von Menschen kennen und wurde dadurch als Pfarrer geformt.
Beim Eulogiusfest am 10. Juli Konzelebrant
Von 2003 bis Oktober 2009 lebte Kirchmann als Pensionär in Großschönach. Nach seinem Umzug ins Betreute Wohnen engagierte er sich seitdem bis heute im Seniorenzentrum St. Bernhard Wald ehrenamtlich seelsorgerisch. Auch Kirchmann fiel der gesundheitsbedingte Umzug vom Betreuten Wohnen ins Pflegeheim nicht leicht: „Ich kann nachvollziehen und verstehen, wenn Menschen ins Pflegeheim kommen und lange brauchen, bis sie sich eingewöhnen können.“ Der Pfarrer im Ruhestand hat vor der Arbeit der Pflegekräfte, die Kraft an Leib und Seele koste, großen Respekt. Beim Eulogiusfest am 10. Juli in Aftholderberg wird Willi Kirchmann als Konzelebrant sein Diamantenes Priesterjubiläum mit der Kirchengemeinde feiern. Auch als Pensionär unterstützt er Seelsorgeeinheit Wald bei der Feier von Gottesdiensten.
Überrascht von der Feier
Mit einer Überraschungsfeier überraschte die Hausgemeinschaft des Seniorenzentrums St. Bernhard den Jubilar bereits vergangene Woche. Sie hatten heimlich Gäste und Wegbegleiter von Willi Kirchmann eingeladen. „Ja, sag e‘mol, was habt denn ihr angestellt. So etwas, sagenhaft!“, war Willi Kirchmann überwältigt. Eigentlich wollte er sein Jubiläum ohne großes Aufsehen begehen.
Von Wegbeleitern sehr geschätzt
„Was mir an Willi gefällt, ist, dass er sehr bewusst lebt. Er nimmt auch sein Leben in die eigene Hand“, sagte Pfarrer Meinrad Huber aus Ostrach, der lange Jahre Kooperator in der Seelsorgeeinheit Wald war. Er fügt an: „Pfarrer Kirchmann war Feuerwehrmann in der Diözese, musste in manchen Pfarreien manchen ‚Brand‘ löschen.“ Gottesdienstbesucher loben seine kurzen Predigten. „Er hat eine laute, klare Stimme und man versteht ihn gut“, schildert Ursula Brehm aus Herdwangen. Der Tabernakel in Taisersdorf und die Kapelle im Seniorenzentrum sind Kirchmanns Engagement zu verdanken, zählten die Ehrengäste weiter auf. Alt-Bürgermeister Werner Müller erinnerte sich, dass er, als er gehört hatte, dass ein Pfarrer ins Seniorenheim komme, gehofft habe, dass dieser „kein vergeistigter Theologe“ sei. Seine Hoffnung wurde erhört. Willi Kirchmann sei bodenständig, da für die Leute und ein Segen für Bewohner und Mitarbeiter. Er habe ein offenes Ohr für alle, die zu ihm kommen. Werner Müller schätzt Kirchmann für seine gerade Aussage und seinen klaren Kompass. Müller hofft, dass dem Jubilar noch viele gute Jahre beschieden sind und er die Früchte der Arbeit im Weinberg des Herrn ernten könne.

In Vertretung des Bürgermeisters würdigte Hauptamtsleiter Michael Wenzler ebenfalls das lange seelsorgerische Wirken des Jubilars. Er sei 60 Jahre im Namen Gottes unterwegs, unterstrich Heike Dreher, die Seelsorgebeauftragte der Vinzenz von Paul gGmbH und überreichte dem „Rotwein-Liebhaber“ eine Flasche Wein. Und als Betreuungskraft Brigitte Schatte mit glockenklarer Stimme das „Fellheimer Marienlied“ sang, traten dem 86-Jährigen doch vor Rührung Tränen in die Augen. „Ein herzliches Vergelt‘s Gott für die guten Wünsche“, dankte Willi Kirchmann bewegt.
Zur Person
Willi Kirchmann, Pfarrer im Ruhestand, wurde am 20. Februar 1936 in Tautenbronn geboren. Am 3. Juni 1962 empfing er die Priesterweihe durch Erzbischof Dr. Hermann Schäufele. Sein priesterlicher Dienst in der Erzdiözese Freiburg führte ihn an diverse Vikars-und Pfarrstellen. Am 1. Februar 2003 kam der als Pfarrpensionär nach Großschönach. Von Oktober 2009 bis Oktober 2021 wohnte Kirchmann im Betreuten Wohnen des Seniorenzentrums St. Bernhard in Wald und zog im Oktober 2021 ins Pflegeheim um.