Die glamouröse Modenschau zum Abschluss ihrer Ausbildung ist für die Maßschneidergesellinnen der Heimschule Kloster Wald immer das Sahnehäubchen ihrer Lehrzeit. Unter dem Motto „Verknallt“ präsentierten die frischgebackenen Jung-Gesellinnen auf dem Laufsteg, welche modischen und individuellen Kleidungsstücke sie während ihrer Ausbildung mit ihren eigenen Händen passgenau gefertigt haben. Nachdem zwei Jahre die Modenschau coronabedingt ausfallen musste, machte die Lockerung der Vorgaben diese möglich und innerhalb kürzester Zeit hatten die Maßschneiderinnen ein vom Publikum umjubeltes Programm aufgestellt, das den Glanz der großen, bekannten Fashion Week in Berlin oder Mailand in die Schulturnhalle der 2600-Seelen-Gemeinde brachte.
Sommerkleider versprühen Sommerfrische

Mit ihren Gesellenstücken eröffneten die Maßschneidergesellinnen die Schau, kombinierten weiße Bluse und dezente Röcke mit knalligen Kniestrümpfen, überzeugten mit Karomuster und Safarilook und versprühten mit luftigen Sommerkleidern Sommerfrische. Dem Wettersturz und Schnee begegneten sie mit Mänteln und cremefarbenen Hosenanzügen und gemäß dem Motto „Verknallt“ brachten sie Mode in knalligen Farben, Farbkontrasten und Color Blocking mit der richtigen „Attitude“, wie es Heidi Klum bezeichnen würde, dar. Krönender Abschluss war der „Walk“ über den Laufsteg in ihren glamourösen Abiturkleidern.
Sponsor übernimmt Kosten für Licht, Ton und Bildaufnahmen

Victor Henckel von Donnersmark und die Holzbildhauergesellin Antonia von und zu Franckenstein moderierten die Modenschau kurzweilig. Ein Sponsor, der ungenannt bleiben wollte, hatte die kurzfristige Modenschau mit der Übernahme der Kosten für Licht, Ton und Bildaufnahmen ermöglicht, verriet die Leiterin der Werkstätten Diana Kempf.
Zeugnisübergabe an die glücklichen Schülerinnen
In einer Feierstunde hatten die Maßschneidergesellinnen zuvor ihre Gesellenbriefe, Zeugnisse und Preise erhalten und waren von der Maßschneiderobermeisterin Diana Kempf von den Rechten und Pflichten ihrer Ausbildung freigesprochen und in den Stand der Gesellinnen erhoben worden. „Wir sind alle stolz auf euch und ihr wart ein guter Jahrgang“, lobte Diana Kempf die 20 Absolventinnen, von denen drei krankheitsbedingt nicht anwesend sein konnten.

Als Fachfrauen hätten die Jung-Gesellinnen ein Gespür entwickelt, welcher Modestil für sie und andere passend sei, ein Gespür für Qualität entwickelt und könnten mit geschultem Auge eine hochwertige Verarbeitung erkennen. „Jeder Mensch, der ein Handwerk gelernt hat, ist in der Lage seine Fähigkeiten auch auf andere Lebensbereiche zu übertragen“, versicherte Kempf und ging auf das Konzept „Abitur plus Gesellenbrief“ der Heimschule, die gleichzeitig Schule und Ausbildungsbetrieb ist, ein.
Zahlreiche Kammer-, Landes- und Bundessieger

Christiane Nowottny, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin der Handwerkskammer Reutlingen, unterstrich in ihrem Grußwort, dass der Beruf, den man wählt, befriedigend sein sollte. Handwerkliche Arbeiter seien glücklicher als andere Arbeiter, erläuterte Nowottny diese These. Die Qualität der handwerklichen Ausbildung die an der Heimschule Kloster Wald vermittelt werde, spiegele sich darin, dass in der Vergangenheit 51 Absolventinnen der Holzbildhauer-, Schreiner- und Maßschneidergesellinnen als Kammersieger gekürt wurden, 21 als Landessieger und fünf zum Bundessieger. Im Wettbewerb „Gute Form“ erreichten 16 Gesellinnen der Heimschule als Landessieger und sieben den Sieg auf Bundesebene. „Eine Erfolgsgeschichte, die euch so schnell niemand nachmacht“, betonte Christiane Nowottny.
Anerkennung für die Meisterinnen

„Sie schaffen, was, was wir in der Schule nicht können.“ Das sei, die Motivation aus Fehlern zu lernen und zur fehlerfreien Arbeit. „Wer die Berufsausbildung hat, besitzt eine hohe Studierfähigkeit“, wies Hils auf die Chancen am Arbeitsmarkt hin und, dass die erworbenen Kompetenzen ein Fundament seien, auf das die jungen Frauen lebenslang aufbauen können. Die musikalische Gestaltung der Feierstunde übernahmen die Maßschneidergesellinnen selbst. Internatsleiterin Rita Schmid verabschiedete sich von den Schülerinnen, wünschte ihnen, dass ihr künftiger Beruf ihrer Berufung entspreche, sie ihre „Frau“ stehen und später Verantwortung in der Gesellschaft übernehmen. Die Maßschneidergesellinnen Chloë von Samson und Saskia Barthel unterstrichen in der Ansprache im Namen der Gesellinnen, dass die neue Freiheit ein Zustand zwischen Fallen und Fliegen sei, sie jedoch sicher sind, die Zukunft mit dem erworbenen Handwerkszeug zu meistern.