Die Einweihung des großen Verwaltungs-Neubaus liegt mehr als zehn Jahre zurück. Jetzt werden beim deutsch-französischen Forschungsinstitut Saint-Louis (ISL) auch die in die Jahre gekommenen technischen Gebäude ersetzt. Rund sieben Millionen Euro investieren die Trägerstaaten Deutschland und Frankreich zu gleichen Teilen in den Bau, der im Frühjahr 2019 bezugsfertig sein soll. Zur Grundsteinlegung waren dieser Tage neben den zwei Direktoren und Verwaltungsräten auch Vertreter der lokalen und regionalen Politik vor Ort.
Größter Wert wird beim ISL immer auf binationale Verteilung gelegt. Nachdem beim vorigen Großprojekt das Lörracher Büro Moser Architekten zum Zug gekommen war, trägt diesmal ein Elsässer Konsortium die Verantwortung; sämtliche Ausschreibungen erfolgten dies- und jenseits der Grenze. Nachdem es beim vorigen Großprojekt um Büros, die Betriebskantine und einen großen Vortragssaal gegangen war, soll der jetzt geplante Neubau die technischen Dienste wie Zentralwerkstatt, Lager und Ingenieurbüros aufnehmen.
Im Vergleich zu den teils noch aus der Vorkriegszeit stammenden Gebäuden erlaube der Neubau eine Einsparung beim Flächenverbrauch um 1500 Quadratmeter, so der bauverantwortliche Architekt Pierre Zimmermann. Besonderen Wert habe man auch auf den Gesamtverbrauch gelegt, bei dem mehr als 45 Prozent eingespart würden, bei den Heizkosten erreiche man sogar eine Einsparung von 80 Prozent.
Neben wehrtechnischen Forschungen, etwa in der Ballistik und Flugtechnik, arbeitet das Institut heute unter anderem an neuen energetischen Stoffen und Schutzmaterialien. Zu den weiteren Schwerpunkten zählen Laser und elektromagnetische Technologien sowie Bilderfassungs- und Detektionssysteme. Zwar fußt die Zusammenarbeit der beiden Länder im Sicherheitsbereich auf einem binationalen Abkommen, das der damalige deutsche Verteidigungsminister Franz-Josef Strauß und sein französischer Amtskollege Jacques Chaban Delmas 1958 unterzeichnet hatten. Die binationale Zusammenarbeit einst verfeindeter Staaten geht jedoch noch weiter zurück. Schon 1945 hatte der vormalige Leiter des Luftwaffen-Forschungsinstituts, Hubert Schardin, mit einem Teil seiner Mitarbeiter die Seiten gewechselt und die Arbeit in Saint-Louis aufgenommen.
Den Vorschlag für eine länderübergreifende Zusammenarbeit machte ein gutes Jahrzehnt nach Kriegsende Frankreich, wo das ISL seine Arbeit aufnahm. Heute verfügt das Institut neben seiner Zentrale in Saint-Louis auch über ein externes Versuchsgelände, auf dem Experimente im Bereich der Wehrtechnik durchgeführt werden können. Aufgrund seines Auftrags unterliegt das ISL strengsten Sicherheitsvorkehrungen; das gilt auch für geladene Gäste.
Diese Erfahrung blieb bei der Grundsteinlegung auch der Präsidentin des Colmarer Departementsrats nicht erspart. Mitarbeiter mussten kurz vor ihrem Eintreffen noch deren Geburtsdatum und Ort durchgeben. Zum Ausweisvergleich.
Das Institut
Seit 1958 arbeiten beim deutsch-französischen Forschungsinstitut Saint-Louis ISL Forscher beider Länder zusammen. Ging es zunächst nur um Fragen der Verteidigung und Sicherheit, ist das Spektrum heute breiter. Getragen wird das Institut zu gleichen Teilen von der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Frankreich. Am Standort Saint-Louis sind rund 400 Mitarbeiter beschäftigt, darunter etwa 100 Deutsche. Ein Drittel der Beschäftigten sind Wissenschaftler. Direktion und Verwaltungsrat werden paritätisch besetzt. Auch wenn das Institut den beiden Verteidigungsministerien untersteht, kommen heute viele seiner Innovationen auch außerhalb des wehrtechnischen Bereichs zur Anwendung, so etwa in der Raumfahrt und der Automobilindustrie, aber auch in weiteren Bereichen.