Die Modeboutique Modelia, gerade am Rande der Innenstadt gelegen, ist in der Kurstadt eine Institution. Besteht das Geschäft doch seit immerhin 48 Jahren. Doch jetzt beendet Geschäftsinhaberin Margret Wagner ihre berufliche Karriere. Eine Tätigkeit, die sie 48 Jahre lang mit Leidenschaft und Herz ausgeführt habe, wie sie im Gespräch mit dem SÜDKURIER erzählt. Bis vor ein paar Tagen ging sie noch davon aus, das Geschäft ganz zu schließen. Nun habe sich überraschend eine Nachfolgelösung ergeben, über die sie sehr glücklich sei.
Margret Wagner ist gelernte Substitutin, also Modeeinkäuferin. Die gebürtige Schwenningerin erzählt, dass sie nach Abschluss ihrer Berufsausbildung zwei Jahre in Genf gearbeitet habe. Doch es zog sie zurück in die Heimat. Dass Mode einfach ihr Ding ist, sei ihr von Anfang an klar gewesen. Das große Ziel: Ein eigenes Geschäft. Ihr Gespür für Stil, Geschmack und modische Qualität umsetzen. Zu Hochzeiten betrieb sie insgesamt vier Mode-Boutiquen. Eine in Villingen, eine in Donaueschingen und zwei in Bad Dürrheim. Irgendwann sei alles so viel geworden, dass es mangels Personal nicht mehr zu handeln war und sie habe den Entschluss getroffen, die Geschäfte in Villingen und Donaueschingen zu schließen. Modelia befindet sich seit 1980 am Standort am Lindenplatz 1. Vieles habe unter ihrer Selbstständigkeit gelitten, gibt sie offen zu. Doch wie zuvor gesagt – sie hat das alles immer gern gemacht. Jetzt ist sie 73 Jahre alt und sagt: „Irgendwann muss man mal aufhören.“ Private Umstände haben sie zu diesem Entschluss bewogen.
Sie sei immer erfolgreich in ihrem Geschäft gewesen, erzählt Margret Wagner weiter, sogar während der Corona-Zeit. Da habe sie ihre Mode über das Internet verkauft, in Videos bei den Kundinnen angeboten, Päckchen gepackt und verschickt. Sie sei dank ihres Einfallsreichtums in der glücklichen Lage gewesen, nicht auf die finanzielle Unterstützung der Regierung zurückgreifen zu müssen. Deutlich ist zu merken, dass die Geschäftsfrau auf diesen Erfolg stolz ist.
Ein weiteres Geschäft schließt
Wechselhaft gestaltet sich die Entwicklung der ansässigen Gewerbetreibenden in der Innenstadt. Aus gesundheitlichen Gründen gibt nach ihrer schweren, sogar lebensbedrohlichen Erkrankung Heike Groß die Schließung ihres Wollstüble in der Luisenpassage bekannt. Sie kämpft immer noch mit den Folgen ihrer Erkrankung – ist froh, sich überhaupt mithilfe eines Rollators fortbewegen zu können. Obwohl sie durch ihre Familie großartige Unterstützung erfahren hat, ist sie einfach nicht mehr in der Lage, ihr Geschäft weiterzuführen. Dabei hatte sie sich doch einen festen Platz im Herzen der Bad Dürrheimer Strickerinnen, egal ob Bürger oder Touristen oder Reha-Gäste, erobert. Derzeit läuft der Räumungsverkauf. Heike Groß hat sich über ihr Geschäft hinaus in vielfältiger Weise in der Kurstadt engagiert. Unter anderem im Gewerbeverein, oder auch bei vielen verschiedenen Strick- und Häkelkursen. Das Geschäft wird Ende August komplett schließen, einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin gibt es nicht.
Wie sieht Margret Wagner die Situation des Einzelhandels in der Innenstadt? Zunächst einmal sei sie überglücklich, mit Gabi Kuhn eine kompetente und engagierte Nachfolgerin gefunden zu haben. Ganz wichtig: Die Chemie stimme und man sei sich in allem einig. Es hätten sich mehrere Interessenten bei ihr gemeldet, um ihr Geschäft zu übernehmen. Doch ihr sei es wichtig gewesen, dass „ihr Baby“ in ihrem Sinne weiter besteht. Wäre das nicht gewährleistet gewesen, so Wagner, hätte sie lieber endgültig zugemacht. Die Räume, in denen Modelia untergebracht ist, befanden sich früher in ihrem Eigentum. Inzwischen sind sie verkauft. Dennoch wird die Modeboutique dort weiter ansässig sein.
Zur Situation des Einzelhandels in der Innenstadt könne sie nicht viel sagen, erklärt Wagner auf Nachfrage. Ihr Geschäft sei immer erfolgreich gewesen, ihre Stammkundinnen hätten ihr immer die Stange gehalten und sie hätte auch schwierige Umstände mit Einfallsreichtum bewältigt. Vor allem sei es auch so, dass sie ein ganz anderes Klientel anspreche, als die in der Innenstadt vertretenen Geschäfte.
Bad Dürrheim sehe sie als vorteilhaften Standort an, so Wagner, mit Kaufkraft, allein schon aufgrund der Touristen. Von denen übrigens inzwischen wieder viel mehr zu verzeichnen wären. Dem stimmt auch Gabi Kuhn zu, deren geheimer Traum es immer gewesen wäre, sich mit einem Modegeschäft selbstständig zu machen. Und sich gerade in der heutigen Zeit mit einer Modeboutique selbstständig zu machen, erfordere einiges an Mut. Bad Dürrheim habe jedoch eine besondere Konstellation. Das sehe auch der Steuerberater der frischgebackenen Geschäftsfrau so. In einer anderen Stadt würde sie solch einen Schritt nicht wagen.
Aktuell läuft auch in der Boutique Modelia der Warenabverkauf. Doch auf eines will Margret Wagner noch ganz besonders hinweisen: Aufgrund der neuen Konstellation mit der Nachfolge, wäre aktuell die Herbstkollektion verfügbar. Sie selbst werde Ende Oktober, Anfang November aufhören und den Schlüssel übergeben, erklärt Wagner. Die Eröffnung des neuen Geschäftes soll am 19. und 20. Januar 2024 stattfinden. In der Zeit dazwischen wird renoviert, manches neu gestaltet.
Gabi Kuhn hat schon viele Pläne, bei denen sie von ganzem Herzen von Margret Wagner unterstützt wird. So soll es „Mädels-Abende“ geben, After-Work-Partys und noch mehr.
Zur Person
Gabriele Kuhn ist die Nachfolgerin von Margret Wagner. Sie stammt aus dem Brigachtal und ist 53 Jahre alt. Kuhn hat BWL studiert und war beruflich 13 Jahre lang selbstständig in Düsseldorf tätig, bevor sie nun wieder – aus privaten Gründen – in den Schwarzwald zurückgekehrt ist. „Ich war im Home-Staging tätig, in derCafé-, Hotel- und Restaurant-Konzeption, in der Einrichtung derselben (Innendesign) und vielem mehr. Immer schon habe sie in der Boutique Modelia eingekauft, quasi als Stammkundin. Wie es der Zufall wollte, kam Gabi Kuhn genau zu der Zeit zurück, als Margret Wagner nach einer Nachfolgeregelung suchte.