„Gute Nachrichten für die Bürgerinnen und Bürger von Bad Dürrheim, Hochemmingen und Brigachtal: Die neue Carix-Entkalkungsanlage im Wasserwerk Schabelwiesen geht früher als geplant in Betrieb.“ Mit dieser Einleitung hat die Stadtverwaltung jetzt eine Pressemitteilung versendet. Weiter heißt es: „Schon ab Dienstag, 18. Februar, fließt weicheres Wasser durch die Leitungen – und das spüren viele Haushalte bereits innerhalb von ein bis zwei Tagen in Bad Dürrheim und Hochemmingen.“

In den folgenden Tagen soll die Umstellung auch in Brigachtal bemerkbar sein, wenn die bestehenden Leitungen vom Wasserwerk nach Brigachtal in Betrieb genommen werden, eine Rathaussprecherin wörtlich: „Die frühzeitige Inbetriebnahme der Carix-Anlage wurde möglich, da die beauftragte Firma ihre Arbeiten schneller als geplant abgeschlossen hat.“

Früher als geplant?

Der dargestellten früheren Inbetriebnahme stehen jedoch zwei andere Fakten gegenüber. Dazu darf am Donnerstag, 20. Februar, der Gemeinderat beraten.

Zum einen geht es um eine mehr als einjährige Verzögerung des Projekts und zum anderen um eine Kostensteigerung von fast zehn Prozent bei dem Vorhaben.

Bad Dürrheims Trinkwasser wird jetzt weicher und damit besser. Es gibt allerdings markante Mehrkosten bei dem Projekt.
Bad Dürrheims Trinkwasser wird jetzt weicher und damit besser. Es gibt allerdings markante Mehrkosten bei dem Projekt. | Bild: Eisenmann / Stadt Bad Dürrheim

In einem Papier zur Ratssitzung heißt es allerdings gegensätzlich zur versandten Pressemitteilung: „Seit Herbst 2021 wird das neue Wasserwerk Schabelwiesen an der Donaueschinger Straße (alte B 27) für die Wasseraufbereitung der Gemeinde Brigachtal und der Stadt Bad Dürrheim errichtet. Ein wesentlicher Anlagenbestandteil des neuen Wasserwerks ist die Entkalkung des Trinkwassers.“ Und weiter: „Darin wurde ein Fertigstellungstermin für die Carix-Anlage zum 31.12.2023 vereinbart. Dieser Fertigstellungstermin war zum damaligen Zeitpunkt in den Bauzeitenplänen des Ingenieurbüros so eingeplant und wurde auch in den beiden beschlussfassenden Sitzungen im Gemeinderat von Brigachtal und Bad Dürrheim am 23.3. und 25.03.2021 zum Neubau des Wasserwerks kommuniziert.“

Ist der Ukrainekrieg schuld?

Weitere Verzögerungen werden wie folgt den Stadträten dargelegt: „Eine erste Information über eine Verlängerung der Bauzeit für das Wasserwerk wurde in der Sitzung des Verwaltungsausschusses am 5.05.2022 dargestellt. Durch den Beginn des Ukrainekrieges im Februar 2022 ergaben sich insbesondere im Stahlbereich größere Unsicherheiten in Lieferung und Menge. Daraufhin wurde zum Beispiel die ursprünglich in Stahlbauweise vorgesehene Dachkonstruktion des Wasserwerks in eine Holzkonstruktion umgeplant. Die Inbetriebnahme des Wasserwerks wurde im damals aktualisierten Bauzeitenplan auf Mitte 2024 verschoben.“

Das neue Wasserwerk für Bad Dürrheim und Brigachtal an der alten B33 zwischen Bad Dürrheim und Donaueschingen. Unser Foto entstand im ...
Das neue Wasserwerk für Bad Dürrheim und Brigachtal an der alten B33 zwischen Bad Dürrheim und Donaueschingen. Unser Foto entstand im August 2024. | Bild: Hans-Jürgen Götz

Eingeräumt wird weiter in dem Papier für die Kommunalpolitiker: „Durch eine deutlich längere Bauzeit des Rohbauers infolge Personalmangels wurde dann im Herbst 2022 der Zeitplan für das Wasserwerk nochmals überarbeitet.“

Das bedeutete Verzögerungen: „Der ursprünglich für Herbst 2022 vorgesehene Einhub der großen Stahltanks der Carix-Anlage wurde deshalb auf April 2023 verschoben, sodass sich die geplante Inbetriebnahme nochmals um mehrere Monate auf September 2024 verschob.“

Und weiter: „Im April 2024 wurde dann noch einmal über eine Verlängerung der Bauzeit mit allen Beteiligten gesprochen, da sich abzeichnete, dass für die Inbetriebnahme/Einfahrphase des neuen Wasserwerks ein größerer Zeitraum, als angenommen, erforderlich wird. Dies ist zum einen der Vielzahl an Aggregaten und deren Automation geschuldet, zum anderen einem längeren Prozess für das Einfahren der Carix-Anlage.“

Immer wieder neue Termine

Zum nächsten Terminierungs-Versuch ist in der Unterlage der Stadtverwaltung zu lesen: „Als neuer Termin wurde der Dezember 2024 festgelegt. Nach einer weiteren Besprechung im Herbst 2024 wurde dann als endgültiger Termin für die Inbetriebnahme der Enthärtungsanlage der 1.03.2025 festgelegt, wobei die eigentliche Aufbereitungstechnik des Wasserwerks bereits zum 1.1.2025 in Betrieb gehen sollte (sogenannte Teil-Inbetriebnahme). Die Teil-Inbetriebnahme erfolgte auch fristgerecht noch Ende Dezember 2024.“

Zusammenfassend wird erklärt: „Für diese Verlängerung der Bauzeit um insgesamt 14 Monate und weitere dadurch entstandene zusätzliche Leistungen hat die Firma einen Nachtrag vorgelegt.“

14 Monate später und 9,3 Prozent teurer

Der Nachtrag besteht dem Sitzungspapier zufolge aus insgesamt vier Einzelposten: „Preisgleitklausel, Wintermontage, Projektbegleitung und Terminanpassung Stahlbau. Der Gesamtbetrag des Nachtrags beläuft sich auf insgesamt 294.149,92 Euro netto. Dies bedeutet eine Preiserhöhung um rund 9,3 Prozent.“

Rat soll Mehrkosten akzeptieren

Und nun? Dem Ratsgremium wird wie folgt empfohlen: „Dem Nachtrag der Firma zur Erhöhung des Festpreises für die Carix-Anlage des Wasserwerks Schabelwiesen in Höhe von 294.194,42 Euro netto wird zugestimmt.“

Inwiefern sich diese Entwicklungen auf den Wasserpreis niederschlagen, wird offen gelassen.