Wer während einer mehrtägigen Reise, meist einer Wanderung auf dem Schluchtensteig, unterwegs ist und nach einer außergewöhnlichen Übernachtungsmöglichkeit sucht, der wird in Achdorf fündig.
Schon 300 Übernachtungen 2024
Nikolaus Kaiser bietet dort sein Konzept „Schlafen im Stroh“ an. Und dies kommt überaus positiv bei den Übernachtungsgästen an, was sich allein an den bislang 300 Übernachtungen in diesem Jahr zeigt. Die Idee für diese speziell für Wanderer errichtete Schlafmöglichkeit sei 2016 entstanden, erzählt Nikolaus Kaiser. „Damals habe ich während einer Wallfahrt in Flüeli im Stroh übernachtet“, erinnert sich Kaiser. „So eine Unterkunft wollte ich auch anbieten“, so der Achdorfer weiter.
Schnell wurde aus dieser Idee Wirklichkeit und Kaiser baute das Obergeschoss seines Elternhauses in der Blumberger Straße 27 um. Die zu Zeiten der Landwirtschaft für die Getreidelagerung genutzten Einfassungen wurden neu eingebaut und dienen heute als Betten, welche mit Gerstenstroh gefüllt sind. Das Gerstenstroh greife beispielsweise besser als Weizenstroh und passe sich der Körperform an, so Nikolaus Kaiser.
Immer wieder wird das Stroh frisch aufgeschüttet sowie regelmäßig ausgetauscht. Viele Übernachtungsgäste meldeten bereits zurück, dass sie besser geschlafen hätten als zu Hause im Wasserbett, berichtet der Gastwirt. Um nicht direkt im Stroh liegen zu müssen, stehe den Gästen ein Laken aus dickerem Vorhangstoff zur Verfügung, welches auf das Stroh gelegt werden kann. Auch Wolldecken liegen bereit, da das Strohlager nicht beheizt wird. Aus diesem Grund werde die Unterkunft in den Wintermonaten auch nicht genutzt.
Achdorf gilt als Hauptknotenpunkt vieler Wanderwege. Die Unterkunft im Strohlager wird daher hauptsächlich für eine Nacht von Wanderern und Pilgern genutzt, die meist auf dem prämierten Wanderweg Schluchtensteig unterwegs sind und im Zuge der ersten Etappe vom Start in Stühlingen nach Blumberg durch Achdorf wandern.
Die meisten Wanderer meldeten sich vorher an. Aber auch eine spontane Übernachtung ist möglich, sofern nicht bereits alle Schlafplätze belegt sind. Das Strohlager gilt mittlerweile weit mehr als Geheimtipp unter Wanderern, erzählt Kaiser, der den Schluchtensteig schon selbst gewandert ist.
Vom Student bis zum Senior
Die Wanderer kämen dabei aus ganz Deutschland sowie den Nachbarländern. Selbst aus Flensburg hätten bereits zwei Personen im Strohbett genächtigt. Die Altersspanne reiche dabei von jungen Studenten bis hin zu Personen über 70 Jahren. Alle seien sie begeistert über das einmalige Erlebnis.
„Ich habe zuvor noch nie im Stroh geschlafen und hatte einen sehr guten Schlaf“, berichtet Diana Garding aus Thüringen, die gerade hier übernachtet hat. Auch eine Dusche sowie ein Aufenthaltsbereich mit Mikrowelle und Wasserkocher stehen den Gästen zur Verfügung. Während das Strohlager Platz für 13 Personen bietet, besteht zudem die Möglichkeit, im Garten sein eigenes Zelt aufzuschlagen. Je nach Zeltgröße bietet der Garten Platz für sechs bis acht Zelte.
Auch eine Toilette sowie eine Gartendusche stehen den Zeltgästen bereit. Fahrradfahrer nehmen ebenfalls die Unterkunft gerne an. Er freue sich über den Austausch mit den Menschen und deren Geschichten, sagt der sympathische Gastwirt, „aber natürlich auch, dass meine Idee zu gut angenommen wird“.
Schon 2019 hat sich die Agentur Pressetext mit den gesundheitlichen Aspekten der Heubetten befasst. Zu Wort kam damals der Wiener Mediziner und Naturarzt Gerhard Hubmann. Er verwies darauf, dass seit Jahrtausenden Menschen in aller Welt auf Heubetten schliefen.
Heu kühlt und wärmt je Jahreszeit
Das Heu kühle angenehm im Sommer und wärme im Winter. Im Heuduft seien auch ätherische Öle und Wirkstoffe enthalten, die einen tiefen und gesunden Schlaf fördern. Zudem berge Heu auch eine Vielzahl beruhigender, durchblutungsfördernder und sogar entzündungshemmender Stoffe. Dazu zählen Gerbstoffe, Provitamin A, Vitamin D und tausende Pflanzenzusatzstoffe. Da steht einem erholsamen Schlaf nichts mehr im Wege.
