Pünktlich zum 70. Vereinsjubiläum erlebt der Landfrauenverein Döggingen einen unerwarteten Mitgliederzuwachs. Nach einer Werbeaktion einer jungen Interessentin im Bekanntenkreis von gleichaltrigen und gleichgesinnten Frauen und einer Informationsveranstaltung freut sich die Vorstandschaft über 14 neue Mitglieder. „Es ist wie ein Wunder, wie oft haben wir schon um die Zukunft des Vereins gebangt“, können die beiden Vorstandsmitglieder Isolde Martin und Brunhilde Rosenstiel ihr Glück kaum fassen. Natürlich ist das zusätzliche Motivation für die Geburtstagsfeier mit Rückblick am kommenden Sonntag.

Man schrieb das Jahr 1949. Allerorten waren die Nachwirkungen des Zweiten Weltkrieges zu spüren, die Versorgungslage aber verbesserte sich allmählich auch in Döggingen, nicht zuletzt dank der bäuerlichen Struktur des Dorfes und des damit verbundenen enormen körperlichen Einsatzes der Landfrauen. Die Arbeit und Weiterbildung der Landfrauen zu organisieren, aber auch für Abwechslung und Geselligkeit zu sorgen, diese Gedanken trieben jene 13 Frauen um, die im Oktober 1949 den Landfrauenverein Döggingen – es war dies erst der zweite derartige Verein im Bereich Donaueschingen – gründeten. „Da waren wir alle hell begeistert, denn was war damals schon geboten für uns Frauen?“, hatte die Gründungsvorsitzende Elise Oschwald in ihrem Gründungsprotokoll der Freude Ausdruck verliehen.
So traf man sich in der Gründerzeit in vierwöchigem Rhythmus in der Stube der Vorsitzenden zum Heimabend. Unterstützt wurden diese Vereinsgründungen seinerzeit von den Landwirtschaftsschulen. In Kursen und Fachvorträgen, Besichtigungsfahrten und Schulungen sollte die hauswirtschaftliche und fachliche Ausbildung gefördert werden. Im Jahre 1959 wurde der erste Gymnastikkurs angeboten, er ist auch heute noch fester Bestandteil des Winterprogramms. Nicht nur die Bäuerinnen, sondern jede Frau im Dorf konnte Mitglied werden. Heute sind in dem 84 Mitglieder starken Verein lediglich noch drei landwirtschaftlich tätige Frauen zu finden, dem Mitgliederstatus entsprechend haben sich auch Themen und Programm gerändert. Im Rahmen des 50-jährigen Vereinsjubiläums strich der damalige Ortsvorsteher Winfried Bader die Funktion der Landfrauenvereine als Wegbereiter der Emanzipation heraus, nachdem die Bauersfrauen bis in die Nachkriegsjahre als rechtlose Sklaven von Betrieb und Familie erst den heutigen Status hätten erkämpfen müssen.
Als Gründungsvorsitzende prägte Elise Oschwald 23 Jahre lang die Geschicke des damals jungen Vereins. Zu ihrer Nachfolgerin wählten die Mitglieder in der Generalversammlung 1972 Gisela Grieshaber vom Aussiedlerhof im Brand. Der vergeblichen Suche nach einer Vorsitzenden geschuldet änderte der Verein 1998 seine Führungsstruktur und wird seitdem erfolgreich von einem neunköpfigen Vorstandsteam geführt. Gerne erinnert man sich im Verein an die Bewirtung der Gäste der Landesgartenschauen in Bad Dürrheim und Villingen-Schwenningen. Anfangs dieses Jahres ist mit Irma Martin das letzte Gründungsmitglied verstorben.
Die Feier
Am kommenden Sonntag will man in der Gauchachhalle gemeinsam mit der Bevölkerung den 70. Geburtstag gebührend feiern. Dem Sektempfang um 10.30 Uhr schließt sich ein Vortrag zum Thema „Glück und Zufriedenheit – alles andere als eine Glückssache“ mit Beate Maria Weingardt an. Danach dürfen sich die Gäste auf verschiedene musikalische Talente aus Döggingen freuen, für das leibliche Wohl sorgen mit Kaffee und Kuchen die in diesem Metier bestens bewanderten Landfrauen selbst. (mi)