Justizministerin Herta-Däubler-Gmelin, Ministerpräsident Erwin Teufel und Regierungspräsident Sven von Ungern-Sterneberg waren sich einig, als sie bei den Feierlichkeiten zur Eröffnung des B-31-Tunnels am 23. Juli 2002 feststellten: „Heute erfüllt sich für Döggingen ein Traum“. Doch genau genommen nahm die Erfüllung dieses Traumes mit dem Spatenstich zum Tunnel im Tal beim Posthaus im Oktober 1994 vor genau 25 Jahren seinen Auftakt. Nach jahrzehntelangem Kampf um irgendeine und zuletzt um die optimalste Lösung für eine Ortsumfahrung nahm diese für Döggingen historische Baumaßnahme hier ihren offiziellen Anfang.

Was wurden in vielen Jahren zuvor nicht alles für Pläne geschmiedet und Varianten durchdiskutiert, Hoffnungen genährt und Rückschläge erlebt. Bereits während des Hitler-Regimes soll die südliche Umfahrung Döggingens ein Thema gewesen sein. Widersprüche verhinderten in den 70er- und 80er-Jahren eine Südumfahrung ebenso wie die Nordvariante übers Eulenmühletal, vor allem wegen Bedenken von Umwelt- und Naturschutzverbänden. Am weitesten gediehen waren die Pläne einer Tieferlegung der Freiburger Straße mit der östlichen Pforte im Garten des Gasthauses „Adler“. Hier war bereits das Planfeststellungsverfahren angelaufen, die Anwohner hatten sich bereits mit neuen Baugrundstücken im Wohngebiet Dürben befasst, ehe sich unüberwindbare Widerstände aufbauten. Gebaut werden sollte in offener Weise mit einer späteren Deckelung des Tunnelstücks. Hierzu wäre aber der Abriss der südlichen Häuserzeile an der Freiburger Straße bis zum Adlerplatz notwendig geworden, außerdem stand das denkmalgeschützte Ökonomiegebäude der Familie Laule der Verwirklichung entgegen.
Den Glauben an eine bessere Lösung befeuerte dann eine Bürgerinitiative Pro B31-Tunnel, deren Einsatz gemeinsam mit der Stadtverwaltung und den Abgeordneten der Region letztendlich im Spatenstich für den Tunnel am 12. Oktober 1994 mündete. Am 9. Juni 1995 erfolgte der Tunnelanschlag, Baubeginn für die Brücke war im März 1999.

Lange war fraglich, ob zuerst nur eine oder gleichzeitig zwei Tunnelröhren gebaut werden sollen. Auf Wahlkampftour durfte Bundestagsabgeordneter Meinrad Belle dann im September 1994 verkünden, dass auch die zweite Röhre inzwischen abgesegnet sei. Unvollendet ist allerdings bis heute die 800 Meter lange Gauchachtalbrücke, die bisher nur zweispurig auf den Tunnel zuläuft und somit eine volle Nutzung beider Tunnels verhindert. Jetzt ist wieder Bewegung in die Sache gekommen, die zweite Brücke soll 2021 entstehen.

Zählte man zu Baubeginn rund 17 000 Fahrzeuge täglich, so ist die Verkehrsbelastung heute um ein Vielfaches gestiegen. Einen Eindruck davon bekamen die Anlieger, als vor einigen Wochen beide Tunnel wegen Wartungsarbeiten geschlossen waren und sich der Verkehr wieder durch den Ort und über die Umleitungsstrecke quälte. „Es ist einfach nicht mehr vorstellbar, der Verkehr in der heutigen Dimension durch den Ort“, ist sich Ortsvorsteher Dieter Fehrenbacher mit der Bevölkerung einig. Und genau diesen gelegentlichen Umleitungsverkehr sähen vor allem die Anlieger gerne in einer der beiden Tunnels. Dies wird aber erst nach dem Bau der zweiten Brücke möglich sein, wenn auch die zweite Röhre Begegnungsverkehr aufnehmen kann. Und so wird die alte Bundesstraßentraße bis auf Weiteres als Umleitungsvariante genutzt werden müssen.
Die Ortsumgehung
3,6 Kilometer ist die gesamte Länge der Ortsumgehung mit Brücke und Tunnel. 1196 Meter davon entfallen auf die längere Nordröhre, die Brücke ist 800 Meter lang und an der höchsten Stelle 44 Meter hoch. Es fielen 270 000 Kubikmeter Erdaushub an. Die Kosten für die gesamte Maßnahme beliefen sich auf 64 Millionen Euro. Insgesamt dauerten die Arbeiten von den ersten Erdbewegungen an den Tunnelpforten bis zur Inbetriebnahme am 23. Juli 2002 ziemlich genau zehn Jahre.