Hannah Schedler

Was haben Kilbig, Fasnacht und Brauereifest in Bräunlingen gemeinsam? Bei all diesen Veranstaltungen spielt die Bräunlinger Stadtkappelle – zumindest vor der Corona-Zeit war das so. Genau wie andere kulturelle Stellen spürt auch die Stadtkapelle die Auswirkungen der Virus-Pandemie. Im Bräunlinger Orchester gibt es bald eine Veränderung, denn ab Januar übernimmt Thorsten Meier aus Eichstetten am Kaiserstuhl das Dirigentenamt. Der 23-Jährige tritt damit die Nachfolge von Stadtkapellmeister Andreas Dangel an, der 13 Jahre lang die Bräunlinger Musiker dirigiert hatte. Wie läuft die Übergabe des Dirigentenstabs in der Corona-Zeit ab?

Lust auf gemeinsames Proben

„Natürlich würden wir uns alle einen schöneren und leichteren Einstieg in die gemeinsame Zusammenarbeit wünschen“, sagt Meier. Trotz der Corona-Situation habe die Stadtkapelle im September eine gemeinsame Probe auf dem Hof der Löwenbrauerei durchführen können. „Vor dieser Probe wurde ich wärmstens vom Orchester wie auch von Bürgermeister Micha Bächle willkommen geheißen“, so Meier. Zudem habe man diese Zeit genutzt, um sich etwas kennenzulernen und auszutauschen. Er hoffe, dass er die Arbeit mit dem Orchester bald beginnen kann: „Bis dahin gilt es, durchzuhalten und die Motivation nicht zu verlieren.“ Durchhaltevermögen habe das Orchester bereits bewiesen, denn fast alle Musiker seien an den Vordirigaten anwesend gewesen, so Meier.

Aktuell sei ein kleines Videoprojekt in Planung, um wenigstens auf digitalem Wege zusammen musizieren zu können, sagt Thorsten Meier. Außerdem wolle man die Situation nutzen, um organisatorische Dinge zu klären. „Dann können wir uns, sobald es wieder losgeht, ganz auf die Musik konzentrieren“, sagt er. Außerdem setze Meier sich aktuell für einen Proberaum ein, der sowohl für eine stetige Weiterentwicklung des Orchesters als auch für die zukünftige Jugendarbeit unumgänglich sei.

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Nach der Corona-Krise gehe es in erster Linie darum, wieder gemeinsam spielen zu können, so der 23-Jährige. „Die musikalischen Ziele stehen zunächst nicht im Vordergrund.“ Für die Qualität des Orchesters sei aber der gemeinsame Wille der Mitglieder entscheidend. Außerdem sei es wichtig, sich hin und wieder mit anderen Orchestern zu messen. „Ich möchte mit dem Orchester ein anspruchsvolles, aber auch unterhaltendes Konzertprogramm aufbauen“, erzählt Thorsten Meier. Jeder Musiker müsse dafür einen Beitrag durch das Üben leisten. Seine Aufgabe hingegen sei es, dass die Musiker gerne in die Proben kommen. „Wenn das der Fall ist und die Programme den Musikern Spaß machen, sollte auch das mit dem Üben gut funktionieren“, fügt Meier an.

Alter soll keine Rolle spielen

Ob das junge Alter Meiers eine Rolle spielt? „Die Frage kommt natürlich öfters, aber für mich spielt das Alter keine Rolle“, sagt er mit einem Schmunzeln. Er sei sich seiner Rolle als Dirigent bewusst und wolle gute und überzeugende Arbeit leisten. „Die Musiker zeigen mir gegenüber Vertrauen, sie sind bereit für einen neuen Abschnitt“, schließlich habe das Orchester ihn als Dirigenten gewählt. Ihm sei es wichtig, dass sie alle voneinander lernen. Er freue sich, wenn er älteren Musikern neue Impulse geben könne. Gleichzeitig freue er sich, wenn Meier die Lebenserfahrung des Orchesters auf seinem Weg mitnehmen könne. „Wir müssen alle an einem Strang ziehen und das gemeinsame Ziel haben, uns stetig verbessern zu wollen, ohne dabei den Spaß und die Freude an der Musik zu verlieren“, betont Thorsten Meier. Deswegen erwarte er Zuverlässigkeit beim Probenbesuch und ein konzentriertes, zielorientiertes und vor allem ein respektvolles und angenehmes Arbeitsklima. Ihm liege auch die Jugendarbeit am Herzen: „Die Brücke von der Jugendkapelle zur Stadtkapelle ist mir sehr wichtig.“ Das geschehe automatisch, wenn die Jugend die Spielfreude des Orchesters verspüre, sagt er.

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Meier betont, dass die Konzerte dem Orchester sowie auch dem Publikum fehlen. „Durch Konzerte hat man immer ein Ziel, auf das man hinarbeiten kann.“ Deswegen planen die Musiker das Kelnhofkonzert im Juli. „Wann wir aber mit dem Proben beginnen, lässt sich momentan noch nicht sagen“, so Meier. Zwar sei der Dirigent kein Befürworter von virtuellen Konzerten. Doch er könne sich ein Videoprojekt zu Beginn des kommenden Jahres vorstellen. Hierfür spiele jeder Musiker seine Stimme anhand einer Vorlage ein und am Ende werde man alle Aufnahmen zusammenschneiden.

Musik ist für alle da

Was macht für ihn das Dirigieren besonders? „Die Musik bereitet mir Freude, insbesondere, wenn ich musikalische Vorstellungen durch Bewegungen, Ausstrahlung und Mimik an die Musiker vermitteln kann“, erklärt Thorsten Meier. Außerdem könne man auf Instrumenten Gefühle in unvergleichlicher Art ausdrücken. Musik kreiere unvergessliche Momente. Ganz nach seinem Motto: „Musik ist die Sprache, die jeder versteht und sie bringt Menschen unabhängig ihrer Herkunft zusammen.“