Ihr Geschäft ist die Sauberkeit: Im Bräunlinger Familienunternehmen Quattländer dreht sich alles um Reinigung, die Geräte dafür und Hygiene. Da müsste doch in Zeiten von Corona das Geschäft so richtig boomen? Schließlich gibt es unzählige Hygienekonzepte und das Thema Hygiene ist in der Pandemie stark in den Fokus gerückt.
In Pandemiezeiten wird weniger geputzt
Es läuft gut, doch anders als man sich das denkt. Denn auch hier merkt man deutlich die Pandemie. Wenn Mitarbeiter größtenteils im Homeoffice tätig sind, stehen viele Büroräume leer – das merkt man. Wenn Schüler im Fernunterricht anstatt im Schulgebäude sind – das merkt man. Wenn Veranstaltungshallen nicht mehr genutzt werden, weil dort nichts mehr stattfinden kann – das merkt man. Zwar sind die Reinigungsmittel gerade rückläufig, doch es gibt noch andere Bereiche, in denen Quattländer tätigt ist.
Der Chef fährt selbst zu den Kunden
„Es war schon von Anfang an unsere Philosophie, uns breit aufzustellen und so haben wir eine gute Mischung, da merkt man es nicht so, wenn mal einer wegbricht“, erklärt Geschäftsführer Lothar Rosenstiel. In sechs Landkreisen sind die Außendienstler unterwegs von Konstanz bis Sigmaringen und natürlich in der Region. Das bräuchte man auch in der ländlichen Gegend, anders als in großen Städten mit großen Industriegebieten. Vor der Pandemie war der Chef selbst noch bei fünf bis sechs Kunden an einem Tag. Heute geht es nur noch mit Termin. „Ich mache jetzt nur noch maximal zwei Kunden am Tag“, sagt Rosenstiel.

Doch die Geschäfte stehen nicht still im Firmensitz im Industriegebiet Niederwiesen. Denn mit Corona sind auch neue Geschäftsfelder hinzugekommen. „Angefangen hat es im vergangenen Sommer mit den Masken“, blickt der kaufmännische Leiter Daniel Kaiser zurück. Auch Luftreiniger und Desinfektionsmittel mit den entsprechenden Spendern gehören zu gefragten Waren und seit einigen Wochen: Schnelltests. Aktuell werden diese sehr stark nachgefragt.
Gerade als Unternehmen und Schulen zum Testen verpflichtet wurden, habe der Markt stark angezogen. „Da haben wir teils viertelstündlich kontrollieren müssen, wie nun die aktuellen Preise sind“, erklärt Rosenstiel. Und als der Gesetzgeber die Testpflicht eingeführt hat, sind die Preise in wenigen Stunden um zehn Prozent gestiegen. Zwar sind das beim einzelnen Test Cent-Beträge, doch wer gleich Schnelltests im fünfstelligen Bereich braucht, der staunt nicht schlecht, wenn er plötzlich erheblich mehr zahlen muss. Die Lieferfähigkeit sei allerdings kein Problem. Nur bei den Hamsterkäufen von Toilettenpapier haben man gemerkt, dass die Produzenten zu Hochzeiten zuerst einmal den Konsumenten- anstatt den Lieferanten-Bereich beliefert hatten. „Wir waren aber zu jederzeit lieferfähig“, erklärt Kaiser.
Doch wie sieht es in einer Firma aus, die andere mit Masken, Desinfektionsmittel und Schnelltest beliefert? Im Besprechungsraum läuft auf jeden Fall ein Luftreiniger. „Wir haben früh auf ein Hygienekonzept gesetzt. Im Arbeitsalltag setzen wir auf Einzelbüros und Abstand“, sagt Anja Kaiser. Sie und ihre Schwester Kathrin Rosenstiel sind 2018 ins Unternehmen eingestiegen und machen es nun zu einem echten Familienbetrieb. Früh habe man auf das Testen gesetzt – lange bevor der Bund das Unternehmen eine Testpflicht vorgegeben hatte.
Mitarbeiter lassen sich alle freiwillig testen
„Bei uns machen alle Mitarbeiter freiwillig mit“, sagt Anja Kaiser. Manch einer lasse sich auch extra noch vor dem Wochenende testen. „Damit hat man auch einen Mehrwert fürs Private“, sagt Kaiser. Ihrer Meinung nach sollten Firmen schon aus Eigeninteresse ihren Mitarbeitern Tests anbieten. „Man will ja nicht, dass jemand Corona einschleppt. Da ist gerade bei kleinen Betrieben schnell der Laden zu“, sagt Anja Kaiser und ihr Mann Daniel ergänzt: „Aber viele würden es nicht machen, wenn es nicht vorgeschrieben wäre.“ Eines sei jedoch unverständlich: Arbeitgeber sind verpflichtet, Testes anzubieten, aber Arbeitnehmer nicht verpflichtet, diese auch zu machen. „Je früher man weiß, um so früher bekommt man es auch in den Griff“, sagt Lother Rosenstiel.
Und wie sieht es mit der Zukunft aus?
Angefangen hat Lothar Rosenstiel mit seiner Frau Gerda. Sie im Innendienst, er im Außendienst. Mittlerweile arbeitet die ganze Familie mit. Dabei sah es erst gar nicht so aus: „Meine Schwester und ich haben zuerst in ganz anderen Bereichen Erfahrungen gesammelt“, sagt Anja Kaiser. Doch 2018 sind beide in den elterlichen Betrieb eingestiegen. Kathrin Rosenstiel wie der Vater im Außendienst, Anja Kaiser im Innendienst. Auch ihr Mann Daniel, der mittlerweile Lothar Rosenstiel als Prokurist unterstützt, ist im Familienunternehmen tätigt. Und wie ist das, wenn man nicht nur zusammen lebt, sondern auch arbeitet? „Wir haben uns das gut überlegt und erst einmal ein Jahr ausprobiert“, sagt Daniel Kaiser. Es funktioniert und den einen oder anderen Tipp gab es auch von Lothar Rosenstiel: „Ich konnte den Beiden sagen, worauf es ankommt, ich mache das mit meiner Frau schließlich schon seit 20 Jahren.“