In den vergangenen Jahren hatte sich die Parksituation am Kirnbergsee an Wochenenden und in den Ferien immer mehr zugespitzt. Bei sonnigem Wetter parkten unzählige Fahrzeuge kreuz und quer um den See, Rettungswege wurden zugeparkt, Parkplatzwächter angepöbelt. Seit der Einführung des neuen Parksystems mit Kameraerfassung im vergangenen August in Verbindung mit der Kennzeichnung der einzelnen Plätze läuft auf dem Südparkplatz bisher alles geordnet.
Pläne liegen auf Eis
Ungelöst blieb die Situation auf der anderen Seeseite. An sonnigen Wochenenden und in den Ferien mangelt es an offiziellen Parkplätzen. Ursprünglich plante die Stadt, ein ähnliches System auch im Norden einzusetzen. Doch diese Pläne liegen vorerst auf Eis, die Eigentümergesellschaft des Campingplatzes hat große Vorbehalte.
Flatterband schon abgerissen
Eine Wiese, die in den vergangenen Jahren immer wieder als Parkfläche geduldet wurde, wurde von der Stadt mit Holzpfählen und weiß-rotem Band abgesperrt. Bereits am ersten sonnigen Wochenende wurde diese Band teilweise abgerissen. Weiter oben ab einer Bucht, die vor der Einbahnstraßenregelung als Ausweichbucht diente, stauen sich geparkte Fahrzeuge bis in den Ort. Die Einbahnstraße, die den Verkehrsfluss beruhigen soll, wird auch zwei Jahre nach ihrer Einführung nicht akzeptiert.
Laut Bürgermeister Micha Bächle laufen derzeit keine konkreten Planungen zur Schaffung weiterer Parkplätze im Norden. In der Vergangenheit hatte man mehrere Ideen gehabt, war sich aber mit den Besitzern in Frage kommender Grundstücke nicht einig geworden. „Avantpark hat größtes Interesse, auch im Norden aktiv zu werden“, bestätigt Alexander Misok vom Stadtbauamt.
Ein großes Problem bestehe auch darin, dass es keine Kontrollen gibt. Und so parke jeder, wie er will, am besten möglichst nahe am See. An stark frequentierten Wochenenden parken die Autos im unteren Bereich der schmalen Seestraße vor dem Sperrband, da kann der Platz für Rettungsfahrzeuge schon einmal zu eng werden.
Fabian Mattner, Verwalter der Eigentümergemeinschaft des Campingplatzes bestätigt, dass man einer Nummernschild-Scannung ablehnend gegenüber stehe. „Ein solches System würde auf unserer Seite eine Menge Ärger und extremen Verwaltungsaufwand produzieren“, sagt er.

Das Scannen von Nummernschildern auf einer öffentlichen Straße, die zu einem oder mehreren Zielen führt, sei nicht praktikabel. Allein den Datenschutz einzuhalten sieht er als nicht umsetzbar an.
Ganze Gruppen müssten aus dem System genommen werden
Dabei gehe es nicht nur um Campingplatz und Strandcafé, sondern auch um die Zufahrt zu privaten Grundstücken in diesem Gebiet. „Und wer erfasst, welche Personengruppen kostenlos parken dürfen“, fragt er weiter. Es müssten Touristen, Camper und deren Besucher, Restaurantgäste, Handwerker und alle Mitglieder der Eigentümergemeinschaft vom Betreiber des Systems erfasst, beziehungsweise vom System ausgenommen werden.
Die Aussage, dass in den Ferien ein großer Teil der öffentlichen Plätze durch Camper belegt sei, lässt er so nicht stehen. „Dies kann ich nicht bestätigen, aber auch nicht ausschließen“. Auf der anderen Seite könne auch nicht sichergestellt werden, dass auf den unteren Pkw-Stellplätzen nur Gäste des Campingplatzes und Besucher der Gastronomie parken. Das immer wieder gerissene Sperrband an der Wiese stört ihn: „Hier sollte man im Schulterschluss eine ansehnliche Lösung schaffen. Wir sind jedenfalls hierzu bereit.“
Und was sagen die Anwohner?
„Es ist jetzt schon absehbar, dass drüben auf dem Parkplatz weniger geparkt wird, weil dort Gebühren anfallen“, sagt Wilfried Hepting. Mehr geparkt werde auch am Nordufer, die Parkplätze seien begrenzt.

Man sollte zusätzlich Parkplätze schaffen, fischgrätenartig im oberen Bereich der Seestraße auf der rechten Seite, empfiehlt er. Dazu müsste man einen Fünf-Meter-Bereich befestigen. „Das wären locker noch einmal 30 Plätze“, schätzt Hepting. “Dann könnte man den Rest sperren.“
Tobias Sell wohnt dort, wo die Einbahnstraße beginnt. Auch er bestätigt, dass das Parkaufkommen stärker geworden ist, seit auf der anderen Seeseite kassiert wird. „Am ersten warmen Sonntag standen die Autos bis zum ‚Sternen‘. Das war noch nie“.

Aber das Schlimmste sei, dass „die Leute das mit der Einbahnstraße nicht verstehen wollen“. Und das seien jede Menge, sogar solche mit Wohnwagen und Gespannen. „Die tun so, als hätten sie das Schild nicht gesehen. Und dabei gucken sie so, als wenn sie genau wissen, dass sie etwas falsch gemacht haben“, sagt Sell.
Knapp an der Schlägerei vorbei
Nachbarin Regina Fehrenbach berichtet von einer Begegnung von zwei Autofahrerin, als der eine entgegen der Einbahnstraße fuhr. Nach einem größeren Wortgefecht wäre das um ein Haar zu einer Schlägerei ausgeartet. Auch sie berichtet von einer Flucht von den gebührenpflichtigen Parkplätzen.
Genauso wie Sternen-Wirt Thomas Nobs: „Seither parken einige mehr auf meinem Parkplatz.“ Aber was will er machen, es könnten ja potenzielle Gäste sein. „Die parken überall. Sie parken da, wo sie denken“. Mit Einführung der Einbahnstraße sei der Verkehr an seinem Haus vorbei allerdings viel geordneter geworden.