Nach der Abschiebeaktion in der Nacht auf Mittwoch, 18. Juni, ist die fünfköpfige georgische Familie aus Brigachtal in ihrem früheren Heimatort an der aserbaidschanischen Grenze angekommen. Die Lage dort sei schwierig – vor allem deshalb, weil der kranke Sohn der Familie dort nicht die notwendige medizinische Hilfe erhalte.

Das berichtet der Brigachtaler Martin Hayer, der nach eigenem Bekunden in täglichem Kontakt mit seinen ehemaligen Nachbarn steht. Nach wie vor wollen sich Hayer und viele Unterstützer nicht mit dieser Abschiebung abfinden. „Wir haben sehr viel Zuspruch erhalten“, sagt er.

Online-Petition gestartet

Mittlerweile wurde eine Online-Petition gestartet, die am Montag, 23. Juni, 1389 Unterschriften zählte. Damit soll auf das Schicksal der Familie hingewiesen werden und vor allem das des 19-jährigen Sohns, der unter einer fortschreitenden Muskeldystopie leidet, wie es in der Petition heißt.

„In der Uniklinik Tübingen wurde er aufgrund seiner Erkrankung behandelt“, schreiben die Petitenten. Diese lebensnotwendige medizinische Hilfe gebe es so in seinem ursprünglichen Heimatland Georgien nicht.

Elektrischer Rollstuhl bleibt in Deutschland

Sein dringend benötigter elektrischer Rollstuhl sei ihm bei der Ausreise abgenommen worden. Seiner Gesundheit gilt die Hauptsorge der Familie und auch der Menschen, die sich für die Georgier einsetzen. Deren Einreise in Deutschland vor gut vier Jahren sei in erster Linie deshalb erfolgt, um dem schwerkranken Jungen eine gute medizinischen Versorgung zu garantieren, sagt Haier.

Unklarheit über Ausbildungsverhältnis

Kritik wird in der Petition auch am Umgang mit der 16-jährigen Tochter der Familie geübt. Sie habe sich sehr wohl in einem Ausbildungsverhältnis befunden, sagt Haier. Dieses sei am Abend vor der Abschiebung durch das Regierungspräsidium beendet worden.

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Das Regierungspräsidium Karlsruhe hatte am Freitag auf Anfrage des SÜDKURIER vermeldet, dass es keine Ausbildungsduldung bei der Tochter bestanden habe. Einen solchen Schritt habe die Familie zwar beantragt, eine Ausbildungsduldung sei jedoch nicht erteilt worden, da die Betreffende keinen gültigen Reisepass vorgelegt habe und bereits aufenthaltsbeendende Maßnahmen eingeleitet worden seien.

Familie war gut integriert

Haier verweist auf die gute Integration der Familie. Der siebenjährige Sohn besuche die Grundschule in Brigachtal und spiele im örtlichen Fußballverein. „Die Eltern sind hilfsbereite und freundliche Menschen, die sich sehr gut in die Nachbarschaft und die gesamte Gesellschaft integriert haben“, heißt es in der Petition. Um diese Entwicklung zu verstärken, seien Deutschkurse belegt worden.

Forderung nach sofortiger Rückkehr

„Wir fordern eine sofortige Rückkehr und das Bleiberecht dieser Familie und unserer Mitbürger aus Brigachtal“, heißt es abschließend in der Petition. Wie berichtet, haben sich zuletzt auch die Grüne Jugend, die Jusos und die Brigachtaler Gemeinderäte Heike Stöckmeyer und Jonas Fehlinger für die georgische Familie eingesetzt. Sie haben Bürgermeister Martin Schmitt aufgefordert, in dieser Sache tätig zu werden.