Ernst Zimmermann

Es war einmal. So fangen bekanntlich Märchen an, und dieser Hinweis muss auch diesem Artikel zur Gaststätte „Jagdschloss Wartenberg“ vorangestellt werden. Das Haus selbst gibt es noch, und seit nunmehr schon fast 240 Jahre schaut es in der Sichtachse zur ehemaligen Fürstenresidenz in Donaueschingen auf die Baar-Hochfläche hinab. Sehen und gesehen werden: Was für Menschen wichtig ist, gilt auch für dieses Haus auf dem Wartenberg.

Die Aufnahme stammt aus dem Jahr 1887. Das Jagdschloss Wartenberg steht noch ohne umgebende Bäume auf freier Fläche.
Die Aufnahme stammt aus dem Jahr 1887. Das Jagdschloss Wartenberg steht noch ohne umgebende Bäume auf freier Fläche. | Bild: Stadtarchiv Donaueschingen

Heute ist es ruhig auf dem Wartenberg. Dies war nicht immer so. Der Wartenberg war in früheren Jahren ein stark frequentiertes Ausflugsziel, zumindest in der Zeit, als das Lassolaysche Schlösschen als Restaurant für Einheimische und Touristen diente. Dies war vom Ende des 18. Jahrhunderts bis 1969 der Fall. In der jüngeren Zeit machten insbesondere in den Nachkriegsjahren, als der Tourismus wieder in die Gänge kam, Reisende zum Bodensee oder in der Schwarzwald hier gerne Station, führte doch die Bundesstraße 31 vorbei am Unterhölzer Weiher und über den Weiler Dreilerchen nahe am Wartenberg vorbei. Auch für die Menschen der Baar hatte der Wartenberg als Ziel des Sonntagsauflugs einiges zu bieten.

Die Bier-Konkurrenz droben auf dem Berge

Gastronomisch ist das Jagdschloss Wartenberg schon kurz nach dem Rückkauf des Schlösschens durch das Haus Fürstenberg in Erscheinung getreten. Das jedenfalls verraten Unterlagen im Fürstenberg -Archiv. Dort ist unter dem 28. September 1787 eine Eingabe des Kolonisten und Bierwirts Valentin Grüninger aus der neuen Kolonie Dreilärchen verwahrt, in der dieser den damaligen Fürsten bittet, die dem Aufseher im Schloss Wartenberg erteilte Lizenz zum Bierausschank zurückzunehmen.

Das ganze Schloss ein Bier- und Tanzhaus

Grüninger begründet seine Bitte damit, dass ihm im Zusammenhang mit seiner Ansiedlung in der neuen Bauernkolonie unterhalb des Wartenbergs das alleinige Recht zum Bierausschank zugestanden worden sei. Dieses Alleinstellungsmerkmal sei nunmehr in Frage gestellt, nachdem im Schlösschen auf dem Wartenberg in größerem Umfang Bier ausgeschenkt werde. Dies habe sich aus einem anfänglich gemäßigten Zustand aber so entwickelt, dass nun aus dem ganzen Schloss ein Bier- und Tanzhaus geworden sei. Seiner Bierstube sei dies so abträglich, dass er nicht mehr länger zusehen könne.

Kreisschulungslager der Hitler-Jugend

Diese Eingabe scheint wenig wirksam gewesen zu sein. Das Schlösschen auf dem Wartenberg entwickelte sich weiter zur Schank- und Speisewirtschaft und war als solche mit Unterbrechungen im Dritten Reich auch im 19. und 20. Jahrhundert bekannt. Während des Zweiten Weltkriegs hatte das Haus auch militärischen Zwecken zu dienen, so zum Beispiel ab 1940 als Kreisschulungslager der Hitler-Jugend, Bann Donaueschingen, und 1944 zur Ausbildung des Volkssturms, Jahrgang 1928.

„Das Haus gepflegter Gastlichkeit“

Etwa ab den 1930er Jahren bis zu Beginn der 1960er Jahre bewirtschaftete Franz Käppeler das Schlösschen und den dazu gehörenden Landwirtschaftsbetrieb. Von 1964 bis 1969 war Horst Müller Pächter der exponierten Immobilie. In einem Inserat von 1967 machte er zum Beispiel auf das Jagdschloss Wartenberg mit folgendem Text aufmerksam „Das Haus gepflegter Gastlichkeit. Küche und Keller bieten das Beste, Wildspezialitäten, reichhaltige Weinkarten! Bestens geeignet für Hochzeiten, Familienfeste, Tagungen usw. Jeden Samstag Tanz in der Geisterbar.“

Von Geistern und geistigen Getränken

Apropos Geisterbaar: Das im Weiler Dreilerchen wohnende Ehepaar Paula und Josef Ohnmacht erinnert sich noch gut an diese Attraktion mit der besonderen Dekoration und Atmosphäre, wo der Wirt Horst Müller sich zur mitternächtlichen Stunde manchmal als Teufel verkleidete, die Beleuchtung höllisch wurde und die Getränke feurige Inhalte hatten. Diese Attraktion im Obergeschoss des Hauses habe einen guten Zuspruch erfahren. Auch das Restaurant sei zu dieser Zeit eine gefragte Adresse und für die Bewohner von Dreilerchen gewissermaßen Kommunikationszentrum gewesen, wo sie sich jeden Sonntag in gemütlicher Runde trafen.

Heute ein wunderschönes Wohnhaus

Die gastronomische Nutzung ging 1969 zu Ende. Ab 1971 war das Jagschlösschen an einen Klavierstimmer verpachtet. Nach diesem machte es der jetzige Besitzer zur Wohnadresse mit dem einmaligen Ausblick auf die Baar-Landschaft und die junge Donau.