Der Donaueschingen Schützen ist auch heute noch eine gute Adresse, an die frühere Größe und Bedeutung – das Traditionsgasthaus war in seinen Glanzzeiten das erste Haus am Platz – reicht er aber bei Weitem nicht mehr heran. Heute bietet in der ehemaligen Schützen-Stube das Wirtsehepaar Clemens und Emma Bader den Gästen ein festliches Ambiente und aus der Küche Feines mit regionaler Prägung. Im südlichen Gebäudeteil betreibt die Eventgastronomie „Twist“ eine Cocktailbar und bietet im historischen Schützen-Spiegelsaal das richtige Ambiente für Firmenfeiern, Hochzeiten, Konzerte, Partys und mehr.
Die Geschichte des Schützen steht in engem Zusammenhang mit der Stadtentwicklung. Der frühere Leiter des Fürstenberg Archivs Georg Goerlipp hat diese im Almanach des Jahrgang 1987 eindrucksvoll beschrieben. Schon 1724 konnte man im Schützen seinen Durst löschen. Wohl zu diesem Zweck trafen sich dort etwa die Mitglieder der Donaueschinger Schützengilde. Der Blick in alte Stadtpläne legt den Schluss nahe, dass der Schützen als erstes Gebäude in der heutigen Josefstraße Anfang des 18. Jahrhunderts errichtet wurde.

1731 erhielt Schützenwirt Josef Schönbrodt die Erlaubnis den Bierausschank, um den Ausschank von Weinen zu erweitern. Nach Schönbrodt sind Georg Klöckler und danach Franz Joseph Ganther (1783 und 1786) als Schützenwirte genannt. Aus den Abgaben, die diese zu leisten hatten, lässt sich ableiten, dass es sich beim Schützen um ein landwirtschaftliches Anwesen handelte, mit Scheune, Stallung und Hofraite, einem Kraut- und Gemüsegarten sowie einem Schlachthäuschen.
Um 1868 übernahm Josef Buri, der in dem von seinen Eltern betriebenen Gasthaus „Sonne“ geboren wurde und selbst das Gasthaus „Lamm“ bewirtschaftete, das Gasthaus „Zum Schützen“. Sein Sohn, ebenfalls Josef mit Namen, erweiterte um die Mitte des 19. Jahrhunderts das Gasthaus. Nach und nach wandelte sich der bodenständige Gasthof zum Hotel und schließlich zu einem der ersten Häuser in Donaueschingen mit Räumlichkeiten auch für größere Festveranstaltungen und Bälle.
Steigende Gästezahlen führten 1901 zum Bau des Kurhauses Schützen (später Landkreisverwaltung und Kreiswehrersatzamt, heute Firma Nexus), im parkartigen Garten mit Tennisanlage. Dieses war mit dem Stammhaus durch eine Wandelhalle verbunden. Das Kurhaus hatte jeweils von Mai bis Oktober geöffnet. Seine Blütezeit erlebte der Schützen in der Zeit vom letzten Viertel des 19. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg und danach nochmals in den sogenannten „Goldenen Zwanziger Jahren“. Die Gäste nahmen die im Schützen angebotenen Sole- und Fichtennadel-Bäder gerne in Anspruch. In der Inflationszeit erlebt der Kurbetrieb einen heftigen Einbruch, in dessen Folge 1939 zur Sicherung des Bestands Kurgarten und Kurhaus verkauft werden mussten.
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs und der fast dreijährigen Beschlagnahme des Hauses durch die französische Besatzungsmacht ging es mit dem Schützen nur langsam wieder aufwärts. Ernst-Wilhelm Buri, der den Schützen von seiner Mutter Anna übernommen hatte, zählt man zu Recht zu den Donaueschinger Originalen. „Ebeb“, unter diesem Spitznamen eine stadtbekannte Persönlichkeit, nutzte zusammen mit seiner Frau Lore den ab Mitte der 1950er Jahre wieder auflebenden Tourismus für die Konsolidierung des Hotelbetriebs. Als er 1976 starb, führten seine Witwe und sein Sohn Frieder den Schützen weiter.
Nachdem ein Villinger Bauunternehmer 1977 den Schützen kaufte, wirtete Frieder Buri im sogenannten Futtergang, dem Schützen-Pub, bis 1982 weiter. 2002 erfuhr der Schützen einen grundlegenden Wandel: Die Hotelzimmer wurden in Wohnungen umgewandelt, und hinter dem Schützen entstand die Seniorenwohnanlage „Haus am Irmapark“. 2006 übernahm Antonio (Toni) Funaro die Gastronomie im Schützen und führte diesen als italienisches Lokal bis 2016. Seither betreibt, wie bereits erwähnt, dort das Ehepaar Bader die Gastwirtschaft.
Gaststätten der Region
Gaststätten in der Region, die Kultstatus erworben haben, eine interessante Geschichte zu erzählen haben oder schlicht früher ein besonderer Treffpunkt waren und heute vielleicht gar nicht mehr existieren – sie stehen im Fokus einer SÜDKURIER-Serie. Sie beleuchtet jeweils die Geschichte der Gaststätte und deren Entwicklung. Was hat sich dort abgespielt, warum war die Kneipe so ein besonderer Treffpunkt? Die einzelnen Serienteile erscheinen dabei in loser Abfolge. (guy)