Es war kein leichter Gang, den Musikfreunde-Präsident Andreas Wilts machen musste. Zum zweiten Mal trat er vor den Kulturausschuss und zum zweiten Mal sagten ihm die Stadträte deutlich die Meinung. Während im vergangenen Jahr der Ärger um die Zuständigkeiten von Kulturamt und Musikfreunden und fehlende Zahlen für die Konzerte der Gesellschaft der Musikfreunde im Fokus standen, spielten beide Punkte kaum noch eine Rolle.

Amtsleiterin Kerstin Rüllke und die Musikfreunde präsentieren sich im harmonischen Zusammenspiel und lediglich FDP-Stadtrat Niko Reith wies dezent daraufhin, dass bei der Auslastung doch zu den Prozentzahlen auch noch die tatsächlichen Besucherzahlen wünschenswert wären. Ansonsten Lob für das Programm und Begeisterung für die neue Zusammenarbeit zwischen Rüllke, die auch Geschäftsführerin der Musikfreunde ist, und dem Verein, der eine maßgebliche Rolle für die Ausrichtung des kulturellen Programmes in der Stadt spielt.

Jetzt geht's um Geld

Doch beim lieben Geld hört die Harmonie dann doch auf: 185.000 Euro – so viel ist die musikalische Tradition der Stadt jährlich wert. Mit 120.000 Euro werden die Musiktage gefördert und 65.000 Euro erhalten die Musikfreunde jährlich. Die Summe war erst 2015 um 15.000 Euro erhöht worden. Nun die Bitte um einen Sonderzuschuss. Zwar ist er eigentlich für die Musiktage bestimmt, doch er wird benötigt, dass die Musikfreunde im Herbst überhaupt ihr neues Programm für die Saison 2018/2019, das erst in der vergangenen Woche präsentiert wurde, überhaupt finanzieren wollen. Die genaue Zuschusshöhe steht noch nicht fest.

Der Hintergrund

Die Musikfreunde haben ein Konto und vier Unterkonten für die einzelnen Sparten Klassik, Neue Reihe, Kleinkunst und Musiktage, da der Verein der Veranstalter des Donaueschinger Aushängeschildes ist. Eigentlich sollte auch jede Sparte getrennt abgerechnet werden, doch seit 2014 zahlen die Musikfreunde zwar Steuern, Sozialabgeben und Kosten für die Steuerberatung und die Buchhaltung, doch die Steuerrückerstattung verbleibt bei den Musiktagen. "Aus welchen Gründen das so ist, will ich nicht erklären. Aber der Fehler lag bei der Geschäftsführung", erklärt Präsident Wilts. Hinzu kommt, dass seit 2014 auch die Kosten für die Steuerberatung und die Buchführung erheblich gestiegen seien, weil man ein neues Büro habe.

Musikfreunde fördern Musiktage – unwissentlich

Und so haben die Musikfreunde in den vergangenen drei Jahren die Musiktage gefördert – nach eigenen Angaben unwissentlich. Das soll geändert werden, deshalb habe es auch ein Gespräch mit Musiktagechef Björn Gottstein, der übrigens nicht in der Sitzung des Kulturausschusses anwesend war, der Musikfreunde-Geschäftsführerin Rüllke, Donaueschingens Kämmerer Georg Zoller und OB Erik Pauly gegeben. Man sei sich einig gewesen, dass die Kosten zukünftig streng nach dem Verursacherprinzip abgerechnet werden sollen.

Das Kulturprogramm ist in Gefahr

Allerdings: Zurückfordern können die Musikfreunde ihr jährliches Geschenk an die Musiktage nicht, da diese schon abgerechnet sind. Und auch in diesem Jahr scheint das Geld für den Verein verloren, denn Gottstein habe schon alle Mittel verplant. Zwar hatte die neue Kassiererin Sigrid Zwetschke in der Hauptversammlung für 2017 eine schwarze Null verkündet, doch aktuell sieht es nicht ganz so rosig aus. "Wir haben im Moment nur noch 2000 Euro auf unserem Konto", sagt Wilts. Geld hinzukommen wird in diesem Jahr planmäßig nichts mehr, dafür startet im Herbst das neue Programm – und dafür wird Geld benötigt. Geld, das die Musikfreunde nicht haben. "Es handelt sich um ein Hilferuf der Gesellschaft der Musikfreunde, sonst geht unser Programm den Bach runter", sagte Wilts.

Konkrete Zahlen gibt's nicht

Doch eine Summe konnte er nicht nennen. Dazu müsste erst komplett abgerechnet sein. Eine Zahl ließ Wilts sich dann doch entlocken: die Steuerrückerstattung, die den Musikfreunden entgangen ist, betrage 20.000 Euro. Allerdings könnte diese Summe auch nicht für alle Jahre seit 2014 angesetzt werden. Für die Stadträte im Kulturausschuss waren das allerdings zu wenig Informationen. Fraktionsübergreifend waren sie sich einig, dass sie das Thema nur mit konkreten Informationen diskutieren werden.

Und Kämmerer Georg Zoller?

Mehr Informationen will auch Kämmerer Georg Zoller im Bezug auf die Verwendung der Zuschüsse. Denn Mike Biehler, Amtsleiter der Innenrevision, hatte sich das Ganze genauer angeschaut – schließlich ist es seine Aufgabe, Vorgänge im Rathaus zu überprüfen und auch frühzeitig beratend zur Seite zu stehen. "Die Innenrevision hat mir mit auf dem Weg gegeben, dass wir konsequent darstellen müssen, was mit den Zuschüssen passiert."

Jetzt herrscht Einigkeit: Ohne Informationen gibt es kein Geld

  • OB Erik Pauly: "Die Sache ist nicht ganz einfach. Sowohl die Gesellschaft der Musikfreunde, als auch die Musiktage erhalten ja bereits jährlichen einen nicht unerheblichen Zuschuss von uns", sagt das Stadtoberhaupt. Die Bitte sei nun nicht ganz unproblematisch und es wäre noch nicht mal klar, ob die Musikfreunde nun um einen weiteren Zuschuss oder ein Darlehen bitten würden.
  • Martina Wiemer (SPD): "Wenn man das so hört, ist das nicht wirklich lustig. Mir bleibt die Spucke weg", sagte die SPD-Stadträtin. Einfach einen Schnitt machen und das Problem mit einem Sonderzuschuss lösen zu wollen, ist ihrer Meinung nach eine zu einfache Lösung. Vier Jahre hätten nun die Musiktage ein Geschenk von den Musikfreunden erhalten, da sei es nun an der Zeit, dass die Musiktage etwas "zurückschenken".
  • Alexandra Riedmaier (GUB): "Ich habe jetzt ein Bild im Kopf, aber keine Zahl. Reden wir nun von 500 Euro oder von 10.000 oder 20.000 Euro", kritisierte die GUB-Stadträtin.
  • Konrad Hall (CDU): "Wir können das nur diskutieren, wenn wir neue Fakten auf den Tisch bekommen." Natürlich wäre die Gesellschaft der Musikfreunde keine Gesellschaft der Buchhalter und Vereine würden sich damit immer schwer tun. Vor zwei Jahren hätten die Stadträte den Zuschuss an die Musikfreunde erhöht. Ihre Intention damals: die Förderung des regionalen Kulturprogramms und nicht der Musiktage.
  • Niko Reith (FDP/FW): "Ich will jetzt gar nicht zu tief in die Diskussion einsteigen. Das artet sonst aus", sagte der FDP-Stadtrat, der auch gleichzeitig Musikfreunde-Mitglied ist. Und eben in dieser Doppelfunktion kritisierte er auch das Vorgehen in der vergangenen Woche. Denn dort wurden dem Mitglied Reith in der Hauptversammlung eine "schwarz Null" verkündet und vom benötigten Sonderzuschuss und den finanziellen Problemen, die natürlich dem Stadtrat Reith schon bekannt waren, kein Ton gesagt. "Ich habe mich bei der Entlastung enthalten, weil ich damit nicht wirklich umgehen konnte."