Ein Bestatter, der kümmert sich eben darum, dass Verstorbene einen Sarg bekommen, oder eine Urne – je nachdem. Er trägt immer schwarz, ist schweigsam und nicht gut gelaunt. Klischees rund um den Beruf des Bestatters gibt es viele – nur wenige davon treffen auch zu.
Bestatter beschäftigen sich nicht nur mit Särgen und Urnen, sie kümmern sich um die Verstorbenen-Versorgung, lernen Grabtechnik, Floristik, müssen bürokratische Verwaltungsaufgaben erledigen, sich Gedanken über Gestaltungsfragen machen, Trauertexte verfassen, ein Gespür für Musik und Bilder haben, kulturelle Unterschiede kennen und schließlich auch empathisch sein. "Das ist sehr umfangreich. Von sachlichen zu menschlichen Dingen", erklärt Carmen Hüther vom Bestattungsunternehmen Koball, Carmen Hüther und Kevin Jäger.

Sie hat sich vor einiger Zeit auch dazu entschlossen, neben ihrer bisherigen Erfahrung eine pastoralpsychologische Ausbildung zu absolvieren: "Ich habe das für mich gemacht, es hat sich aber positiv auf die Arbeit ausgewirkt" Sie selbst habe nicht den klassischen Weg in die Branche genommen, wenn es so einen überhaupt gibt. Erst im ersten Jahrzehnt der 2000er-Jahre wird die Bestattungsfachkraft zu einem staatlich anerkannten Beruf mit entsprechender Ausbildung. Davor gibt es zwar zahlreiche Kurse zum Thema, meist sind es aber Quereinsteiger, Handwerker, die sich den Aufgaben der Bestatter annehmen. Ihr Mann und sie haben das Geschäft in den Siebzigern eröffnet: "Es war jedem zugänglich. Viele Schreiner haben das nebenher gemacht."

Nicht jeder ist geeignet
Wer für den Beruf infrage kommt, das erweise sich im Laufe der Zeit, ein Praktikum kann nur einen kurzen Einblick gewähren, nicht die tatsächliche Arbeitswelt aufzeigen: "Ein Bewerber kann das meist nicht abschätzen, genauso wenig wie der Betrieb. Vieles wird erst mit der Zeit erfahrbar: Wie stabil bin ich? Was machen die beruflichen Erfahrungen mit mir?", erklärt Hüther. Gerade bei jungen Menschen sei das sehr gewagt. "Es ist immer die Frage, ob es Berufung oder Broterwerb ist. Bei aller Traurigkeit sollte der Hintergrund von Leben und Sterben nicht vergessen werden", ergänzt Tochter Carmen Hüther Junior, die bereits seit 20 Jahren in der Branche tätig ist. Der Bezug zum Tod sei heute weitestgehend verloren gegangen. Über die Hospize rücke das Thema wieder etwas mehr in den Vordergrund.
Urnenbestattungen nehmen zu
Diese Distanz habe auch damit zu tun, dass etwa Urnenbestattungen zugenommen haben. Noch vor einigen Jahren sei das anders gewesen, die Verstorbenen hatte man vor der Bestattung etwa auch öfter noch aufgebahrt. Das sei heut zwar auch noch der Fall, aber seltener. "Vor einer Urne zu stehen ist anders, als vor einem Körper", erklärt Kevin Jäger, der ebenfalls im Institut arbeitet. Eine Urne lässt das Ganze viel abstrakter werden – zudem geht es schneller. Was vermeintlich kalt klingt, ist für viele Kunden wichtig. Die Wirtschaftlichkeit spiele auch beim Tod eine große Rolle. Hier sei es auch die Aufgabe zu fühlen, was der jeweilige Kunde brauche: "Nur weil heute alles machbar ist, heißt das noch lange nicht, dass es auch gut ist", erklärt Hüther. "Es stellt sich auch die Frage, was das in ein paar Jahren mit mir macht. Jede Entscheidung lebt in mir fort." Lässt etwa ein Kunde die Überreste seines Verwandten in einen Diamanten pressen, bereut er das vielleicht eines Tages, weil er dann anders darüber denkt. Die modernen Auswüchse an verschiedenen Methoden, mit Verstorbenen umzugehen, versuchen die Länder durch Bestattungsbestimmungen zu regeln. Durch die verschiedenen Trends bleibe allerdings auch einiges zurück: "Viel von der Friedhofskultur geht dadurch kaputt, Orte der Verabschiedung fehlen dann oftmals", sagt Jäger.
Wie ein normaler Arbeitstag aussehe, das könne nicht pauschal gesagt werden. "Jeder Tag ist anders. Mal haben wir drei Sterbefälle, dann wieder gar keinen", erklärt die Juniorchefin. Sie ergänzt: "Unsere Aufmerksamkeit bei den Kunden muss jedoch immer gleich hoch sein."
Der Bestatter und die Trends
- Das Verhältnis: Der Bundesverband Deutscher Bestatter listet folgendes Verhältnis auf: Feuerbestattungen bilden inzwischen mit 54,5 Prozent den Großteil aller Bestattungen in Deutschland. Davon sind zirca 2,5 Prozent Seebestattungen
und etwa 5 Prozent anonyme. Erdbestattungen machen mittlerweile 45,5 Prozent aus. - Bestatter: In Deutschland gibt es etwa 4000 Bestattungsunternehmen, wovon etwa 80 Prozent durch den Bundesverband vertreten werden.
- Die Ausbildung zur Bestattungsfachkraft ist seit 2003 möglich. Sie ist eine bundesweite überbetriebliche Ausbildung mit einer staatlichen Prüfung.
- Urne mit nach Hause? In Deutschland gilt der Friedhofszwang. Er wird oft als Bevormundung des Staates angesehen und kritisiert. Dabei soll damit eine Vielzahl kultureller, trauerpsychologischer und hygienischer Aspekte berücksichtigt werden: So etwa die Gewährleistung eines stetigen Grabzugangs für alle Angehörigen. Auch gehört dazu die Frage, was mit der Urne passiert, verstirbt der Besitzer selbst.