Schwierig, delikat, heikel: Diese bezeichnenden Eigenschaften gelten für das konzertante Zusammenspiel zweier Pianisten. Ein Ensemble, das als Duo Musik an zwei Flügeln aufführt, muss mit äußerster Präzision auf den gemeinsamen Spielablauf achten. Dazu braucht es technische Virtuosität auf gleicher Stufe, aber auch ein absolutes Einvernehmen bei der Interpretation. Das Piano-Duo Tal und Groethuysen hat auf Einladung der Gesellschaft der Musikfreunde im Strawinsky-Saal hören lassen, warum es international zu den besten seiner Art gehört.
Reizvolles Leitmotiv
Yaara Tal und Andreas Groethuysen haben ein Programm zusammengestellt, durch das sich ein reizvolles Leitmotiv gezogen hat. Es lautet sinngemäß: Wie Musiker Kompositionen anderer Musiker adaptiert, vorhandene Stücke in ihrem Sinn umgearbeitet haben. Konkret haben sich Tal und Groethuysen selbst an Johann Sebastian Bach gemacht und sie zeigen zudem auf, wie Claude Debussy sich einst mit Robert Schumann befasst hat, Camille Saint-Saens mit Ludwig van Beethoven und Reinhard Febel mit Bach.
Vertraute Klangwelt
Das Konzert des Piano-Duos holt das Publikum mit Bach in einer vertraut schönen Klangwelt ab und entlässt es zum Schluss mit einem spannenden, hohe Aufmerksamkeit fordernden Werk von Febel, das erst vor fünf Jahren uraufgeführt worden ist.
Viel Lockerheit und Schwung
Das ursprünglich für zwei Cembali und Continuo geschriebene Konzert in c-Moll BWV 1062 von Bach erfährt durch Groethuysen und Tal in den beiden Ecksätzen eine Deutung mit viel Lockerheit und Schwung ohne jede stramme Kantigkeit. Das Andante dazwischen ist von dezenter Ruhe, der Anschlag der beiden Pianisten ist absolut homogen, ihre Melodieführung und ihre Klangbalance wirken als symbiotische Einheit.
Eindrucksvoll gespielt
Die von Debussy vorgenommene Bearbeitung der Sechs kanonischen Studien für Pedalflügel von Schumann glänzen, in den Worten von Yaara Tal, durch Zurückhaltung und Intimität. Diese Anmutung erreicht das Duo unter anderem damit, dass die dynamischen Steigerungen im stark bewegten Espressivo ohne Kraftpose gespielt werden oder der Schluss des nächsten Satzes mit ausbalancierter Finesse erklingt. Die Beethoven-Variationen von Camille Saint-Saens, seinem Opus 35 aus dem Jahr 1874, zählen zum zentralen Kanon der Kompositionen für zwei Klaviere. Bei der Introduktion und den insgesamt zehn Abwandlungen des Ausgangsthemas bringen Tal und Groethuysen ihre scheinbar durch nichts eingeschränkte Technik und ihre Ausdruckskraft eindrucksvoll zur Geltung.
Einfach faszinierend
Ein Beispiel für kompositorische Komplexität und für daraus entstehende extrem hohe spieltechnische Anforderungen liefert Reinhard Febel mit seinen 18 Studien über Bachs Kunst der Fuge. Tal und Groethuysen präsentieren sieben davon und sorgen mit bemerkenswerter Unbeirrbarkeit für ein durch viele Elemente faszinierendes, am Ende tiefgehendes Hörerlebnis.