Es ist fast zwei Jahrzehnte her, als Rainer Prewo eine Vision hatte. Er war damals OB von Nagold und wollte einen Citymanager installieren. Die Idee dazu hatte er aus den USA, hier war die gezielte Stärkung der Innenstädte damals noch kein Thema. Prewo kämpfte für seine Vision und heute gilt Nagold nicht nur als Erfolgsmodell, sondern auch als Paradebeispiel für den Aufbau und die Etablierung eines Citymanagements.

Viele Kommunen haben sich davon mittlerweile inspirieren lassen, nun auch Donaueschingen. Hier sind sich alle einig. Ein Citymanager ist eine tolle Sache. Damit könnte man die Stadt voranbringen und viel bewegen. Er könnte auch zwischen Verwaltung, Politik und Einzelhandel vermitteln und die Kommunikation, die in den vergangenen Monaten doch eine ganz neue Qualität – im negativen Sinne – erreicht hatte, auf eine neue Basis stellen. Unter dem Strich: Einzelhandel, Verwaltung und Stadträte wollen einen Citymanager.

Doch die Betonung liegt auf dem Eigentlich. Denn obwohl sich die drei Akteure ziemlich schnell einig waren, dass sie sich eigentlich einig sind, dauerte es doch zwei Stunden, bis ein Grundsatzbeschluss getroffen wurde. Der Vortrag von Angela Nisch, die selbst zehn Jahre lang Citymanagerin war und mittlerweile ihre Erfahrungen als Beraterin weitergibt, nahm davon nur einen Bruchteil der Zeit ein. Auch die Nachfragen, Vertiefungen und Begeisterungsbekundungen füllten bei Weitem nicht die zwei Stunden.

Trotz der Aufbruchsstimmung nahmen Zweifel, Skespis und Vorwürfe einen breiten Raum ein. Die Fronten sind nach der hitzigen Diskussion um das Verkehrskonzept immer noch verhärtet und auch die Erfahrungen der Vergangenheit spielen eine große Rolle. Und das schon an einem Punkt, an dem es lediglich um einen Grundsatzbeschluss ging und nicht um konkrete Punkte wie Finanzierung, Zuständigkeit, Mitspracherecht und Verantwortung, die wesentlich mehr Konfliktpotenzial bergen.

Klar, eine Aufgabe des Citymanagers soll es sein, dass die Kommunikation zwischen Verwaltung, Politik und Gewerbetreibenden funktioniert und dass alle drei trotz unterschiedlicher Sprachen auch verstehen, was der jeweils andere sagt. Aber Donaueschingen hat noch keinen Citymanager und das es so weit kommt, bedarf vor allem auch die Kommunikation untereinander.

So braucht es einen Visionär, der die Zweifel, Skespis und Vorwürfe beiseitewischt und an das große Ziel glaubt. Der vermittelnd eingreift und die harten Fronten auch einmal aufbricht und der eine Problemlösung, statt einer Problemwälzung anstrebt. Jemand, der die Aufbruchsstimmung zu nutzen weiß und sie in die richtige Bahnen lenkt und alle auch bei diesem Prozess mitnimmt. Ansonsten wird der Citymanager nur eine schöne Vision bleiben.

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