Ihre Bachelor-Arbeit hat Lara Schneider zum Thema Konversion geschrieben. Und wann immer es an der Universität in Kaiserslautern ein Wahlfach zu diesem Thema gab, sie hat es belegt. „Konversionsflächen haben das größte Potenzial für die Innenentwicklung“, erklärt die 25-Jährige. Ob es nun brachliegende Flächen sind, die einst von Gewerbe, Militär oder der Bahn genutzt wurden, hier bietet sich für einen Raumplaner viel Spielraum. Mit dem Abzug der französischen Soldaten und der Entwicklung des neuen Stadtviertels „Am Buchberg“ hat Donaueschingen genau das, was die 25-Jährige gesucht hat. „Deswegen ist mir die Stellenausschreibung sofort ins Auge gesprungen“, blickt Schneider zurück. Der Konversionsprozess war der Grund, warum Lara Schneider nach Donaueschingen gekommen ist. Denn sie hat am Dienstag die Nachfolge von Jens Tempelmann angetreten und ist die neue Stadtplanerin im Donaueschinger Rathaus.

Auch wenn sie in ihrer Kindheit noch nicht wusste, dass es so etwas wie Raumplanerin gibt, ist es genau das, was sie begeistert. Die Chance, neue Quartiere zu entwickeln. Die Möglichkeit, etwas Sinnvolles zu entwickeln. Etwas, das der Gesellschaft nutzt. Der Mikrokosmos der Universität, wo Schneider zuletzt als wissenschaftliche Mitarbeiterin tätig war, ist nichts, was sie dauerhaft machen wollte. Auch Planungen, die zwar schön sind, aber nie in die Realität umgesetzt werden, sind nicht so ihr Ding. Sie möchte gestalten.

Das zukünftige Stadtviertel „Am Buchberg“ war es auch, das sie als erstes in Donaueschingen besichtigt hatte. Vor ihrem Bewerbungsgespräch bog sie auf dem Hindenburgring ab und nahm das Konversionsgelände unter die Lupe. „Ich hatte mir zwar schon Luftbilder angeschaut, doch da kann man natürlich nicht den Zustand der einzelnen Gebäude beurteilen.“ Und bereits an ihrem zweiten Arbeitstag hat die Stadtplanerin eine weitere Tour über das 14 Hektar große Gelände unternommen.

Konversionsprozesse begleiten Schneider schon lang. „Interessanterweise gab es in jeder Stadt, in der ich gewohnt habe, auch ein Konversionsgelände“, erinnert sich die 25-Jährige. In Baden-Baden zu Schulzeiten waren es beispielsweise ehemalige französische Kasernen, in Kaiserslautern eine alte Rangieranlage der Bahn und auch ein Gelände des Nähmaschinen-Herstellers Pfaff. Letzteres war die Spielwiese für die Raumplaner an der Uni. Hier konnten sie Erfahrungen sammeln für das, was sie nun in Donaueschingen in der Realität macht.

Seit 2009 liegt das 20 Hektar große Gelände, das als größtes zusammenhängendes Entwicklungsgebiet im Stadtgebiet von Kaiserslautern gilt, bracht. Mittlerweile steht fest, dass es zu einem Stadtteil mit Wohnen, Gewerbe und Forschungszentren umgebaut werden soll. 2016 wurde mit den Abrissarbeiten begonnen. Ist das Ganze vergleichbar mit Donaueschingen? „Hier läuft es ganz anders ab“, sagt Schneider, die von einem vorbildlichen Konversionsprozess spricht. 2014 zogen die Franzosen ab, mittlerweile wurde schon ein Teil der Gebäude abgerissen und noch in diesem Jahr sollen im Norden die ersten Neubauten entstehen. „Das läuft hier alles unheimlich schnell. Da gibt es ganz andere Konversionsprozesse“, sagt Lara Schneider. Auch die Bürgerbeteiligung, die in Form von Bürgerworkshops stattgefunden hat, sei vorbildlich.

Als Donaueschinger ist man die Stadt mit ihren Eigenheiten gewohnt, doch was fällt einer Stadtplanerin auf, wenn sie die Stadt zum ersten Mal erkundet? „Völlig unbefangen betrete ich ganz selten eine Stadt.“ Der erste Blick gilt bei Lara Schneider immer den Karten oder Plänen. „Mir ist aufgefallen, dass die Siedlungskörper von Donaueschingen, Hüfingen und Bräunlingen ziemlich zusammengewachsen sind. Das finde ich interessant.“ Die idyllische Landschaft hat es ihr besonders angetan: die Hügel, Wald, Wiese und landwirtschaftlich Nutzung, die Abwechslung. In der Stadt selbst: St. Johann als prägendes Bauwerk, das wunderschöne Rathaus und dass das Element Wasser mit der Brigach so prägend ist. „In Kaiserslautern habe ich das Wasser vermisst. Aber in Donaueschingen hat man wirklich alles.“ Und die Ortsteile – schön, kompakt, nicht zersiedelt.

Besonders, dass es in Donauschingen noch so viel „historische Baustruktur“ gibt, begeistert die Stadtplanerin. „Dazu braucht es eine Identität und ein entsprechendes Bewusstsein und das gibt es hier.“ Etwas, das sie auch schon bei den Rahmenplanungen für das neue Stadtviertel ausgemacht hat. „Ich finde es toll, dass der ehemalige Exerzierplatz seinen Charakter erhalten und zu einem Park werden soll.“ Denn schließlich sei das auch ein Teil der Donaueschinger Geschichte. Man dürfte nicht alles abreißen, sondern müsste die ehemaligen Strukturen erhalten und erlebbar machen.

 

Zur Person

Lara Schneider ist die neue Stadtplanerin im Donaueschinger Rathaus. Die 25-Jährige ist die Nachfolgerin von Jens Tempelmann, der Donaueschingen Ende des vergangenen Jahres verlassen hat. Geboren wurde sie in der Westpfalz. An der Universtität Kaiserslautern hat sie Raumplanung im Bachelorstudiengang sowie Umweltplanung und -recht im Masterstudiengangn studiert. Ihre Wahlfächer hat sie auf den Schwerpunkt Stadtplanung gelegt. Danach war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl Landschafts- und Freiraumentwicklung tätig.