Donaueschingen – Mitte der 2000-Jahre rollte eine Sparwelle über Donaueschingen hinweg, von der auch der städtische Bauhof und die Stadtgärtnerei nicht verschont geblieben sind. Da wurden Stellenpläne zusammengestrichen, der Winterdienst und die Weihnachtsbeleuchtung zurückgefahren oder die Straßenreinigung vom Zwei-Schicht-zum Ein-Schicht-Betrieb halbiert – und auch das Grünkonzept der Stadt wurde neu erfunden, weil das der Roststift so verlangte. Doch Sparbemühungen können durchaus auch positive Folgen mit sich bringen, es kam zu einem Paradigmenwechsel in Sachen städtisches Grün. Das Motto ganz knapp: weg von einjährigen Pflanzen, hin zu Mehrjahresblühern.
25.000 Euro für Pflanz- und Saatgut sowie Düngemittel
Mag sein, dass es in anderen Städten in diesen Tagen im öffentlichen Raum etwas bunter aussieht als in Donaueschingen, zum Beispiel in der Kurstadt Bad Dürrheim oder den touristischen Destinationen am Bodensee wie Überlingen und Allensbach. Doch Armin Börnert, der Chef des städtischen Bauhofs, macht klar: "Wir wollen kein Disney World, sondern eine nachhaltige Bepflanzung." Rund 25 000 Euro stehen ihm pro Jahr für Pflanz- und Saatgut sowie Düngemittel zur Verfügung.
Einjahresblüher kosten viel Arbeitszeit
Deshalb setzen er und die acht Mitarbeiter von Chefgärtner Clemens Kalinowski in erster Linie auf Pflanzen, die nicht jedes Jahr neu in den Boden müssen, also Stauden. Denn Einjahresblüher sind erstens kostspielig und machen zweitens auch viel Arbeit. Teuer seien diese Pflanzen nicht unbedingt in der Anschaffung, so Börnert. Für 30 bis 40 Cent pro Stück seien im Einkauf einige Blumensorten zu haben. Doch muss für sie der Boden vorbereitet, also aufgelockert und gefräst werden, sie gehören gedüngt und immer wieder steht die Entfernung des Unkrauts an. Das kostet viel und teure Arbeitszeit.
Gratwanderung zwischen Insektenfreundlichkeit und überkommenen Ordnungsvorstellungen
Deshalb setzen die städtischen Gärtner vor allem auf Stauden. Und zwar auf den zahlreichen Verkehrsinseln in der Stadt und auch in den Beeten in öffentlichen Grünanlagen. Stauden, so sagt Börnert, hätten ebenso schöne Blüten wie einjährige Pflanzen und auch bei Insekten stünden sie wegen ihrer Blüten hoch im Kurs. Einige Stauden müssten im Winter nicht zurückgeschnitten werden und setzten selbst in der dunklen Jahreszeit tolle Akzente, findet Börnert. Wobei das mit dem Nicht-Zurückschneiden so eine Sache ist, weil immer wieder Anrufe eingingen und sich Leute beschwerten, dass ein Beet unaufgeräumt und ungepflegt wirke. Börnert und sein Team befinden sich immer auf einer Gratwanderung zwischen Insektenfreundlichkeit und überkommenen Ordnungsvorstellungen.
Ziergräser machen Beete zusätzlich attraktiv
Zwischen den Stauden kommen Ziergräser zum Einsatz. Diese Kombination macht das Beet auch im Winter attraktiv. Im Frühjahr ergänzen Zwiebelblüher wie Narzissen, Tulpen und Hyazinthen das Staudenbeet. Im Sommer verschönern ein- und zweijährige Blumen wie Begonien, Löwenmäulchen, Fingerhut, Elfensporn, Stiefmütterchen, Kapuzinerkresse, Stockrose, Schmuckkörbchen oder Tagetes das Beet.
30 große Pflanztröge mit inischem Blumenrohr
Doch keine Regel ohne Ausnahmen: Die Ehrengräber auf den Donaueschinger Friedhöfen werden jedes Jahr aufs Neue neu bepflanzt. Und außerdem hält die Stadt rund 30 große Pflanztröge vor, die nach Ende der Eisheiligen im Mai aus ihrem Winterschlaf geweckt und neu bepflanzt werden. Die Tröge machen optisch immer wieder besonders viel her, weil sie mit einer der dekorativsten Zierpflanzen überhaupt bepflanzt werden: dem indischen Blumenrohr.
Mehrjährige Wiesenblumenmischungen auf einigen Kreiseln
An einigen Kreiseln wie zum Beispiel dem Pferdekreisel am Stadteingang kommen mehrjährige Wiesenblumenmischungen zum Einsatz. Auch hier stehen die Stadtgärtner wieder in einem Spannungsfeld. Eigentlich würden sie die verblühten Blumen gerne länger stehen lassen, damit sich Samen bilden und sich diese aussäen können. Doch aus Gründen der Verkehrssicherheit müssen sie gelegentlich früher zum Mäher greifen, als ihnen eigentlich lieb ist.
Testwiesen
Die Wiesenstreifen rund um den städtischen Bauhof an der Friedrich-Ebert-Straße nutzt die Stadtgärtnerei für Testwecke, begünstigt dadurch, dass die Landschaftsgärtner-Azubis aus der gesamten Region in Donaueschingen ihre praktische Abschlussprüfung ablegen. So wurden vor zwei Jahren rund 15 verschiedene Streuobstbaum-Sorten angepflanzt, von denen man wissen will, ob sie sich unter den klimatischen Bedingungen der Baar wohlfühlen. Auch Blumenwiesenmischungen werden getestet, denn nicht immer halten sie, was der Händler verspricht, weiß Bauhof-Chef Armin Börnert. (hon)