Es gibt diese Geschichten, die lassen einen nicht kalt. Einen Tag vor Weihnachten der Termin im Klinikum. Hier liegt Michaela Meyer, Mutter von sechs Kindern, akute Leukämie. Dringend sucht sie einen Spender, denn ihre Geschwister kommen nicht in Frage.
Während des Gesprächs habe ich öfters einen Kloß im Hals und als Michaela mit den Tränen kämpft, geht es mir nicht anders. Noch beim Verlassen des Krankenhauses ist der Entschluss gefasst: Es ist Zeit für eine Typisierung. Also führt der Weg in Rote-Kreuz-Heim.
Obwohl es noch früh ist, ist schon ordentlich etwas los. „Bei einer normalen Blutspende ist so viel erst immer zum Feierabend los“, sagt Rot-Kreuz-Chef Thomas Gähme, der im Treppenhaus alle Spender begrüßt. Typisierung? Blutspende? Erstspender? Je nach Antwort gibt es einen entsprechenden Stapel an Papieren. In meinem Fall ist die letzte Spende mindestens 20 Jahre her, sicherheitshalber gibt es die Unterlagen für den Erstspender. Sieben Minuten, dann ist auch alles ausgefüllt.
Weiter geht es zur Anmeldung: Bereitschaftsleiterin Iris Gähme gibt die Daten in den Computer ein. Und wird fündig. Das System vergisst nichts, nur der Wohnort stammt noch aus Studienzeiten. Aber das ist schnell aktualisiert und es geht weiter ins Labor. Dort kontrolliert Roland Rauth den Eisenwert des Blutes, den Blutdruck und auch die Temperatur.
Alle Werte passen – topfit. Nun steht der Blutspende nichts mehr im Weg. Doch das muss erst ein Arzt wie Michael Schipulle bestätigen. Alle Kreuzchen scheinen an der richtigen Stelle zu sein. Außer das mit dem Antibiotikum. Wegen vier Tagen reicht es dann doch nicht. Denn der Körper muss es erst abgebaut haben. Schließlich könnte die Blutspende auch ein Patient erhalten, der gegen Antibiotika allergisch ist.
Der eigentlichen Typisierung steht aber nichts im Wege. Zwar können die entsprechenden Parameter, ob man als Spender in Frage kommt, auch aus dem Blut gewonnen werden, aber mit einem Wangenabstrich geht es auch. Also einmal quer durch den Blutspenderaum.
Hier warten Daniela und Frank Stötzer: Sie erklären genau, worum es geht. Einen einfachen Wagenabstrich. Die Daten werden erfasst und jeder potenzielle Spender erhält eine Nummer. Weltweit können die Daten abgeglichen werden. Kommt man als Spender in Frage, wird man kontaktiert. „Die Wahrscheinlichkeit liegt bei einem Prozent – in Ihrem ganzen Spenderleben“, sagt Daniela Stötzer.
Und dann geht alles ganz schnell. Ein Röhrchen mit einem Wattestäbchen. Denn Abstrich darf jeder selbst machen. Fünfmal rechts, fünfmal links – ähnlich wie beim Zähneputzen.
Stäbchen ins Röhrchen und zudrehen. Das war alles. Ob sich irgendwann jemals jemand melden wird?
Neben dem Stammzellenspender-Ausweis, dem man benötigt, sollte sich mal jemand melden, gibt es noch ein kleines Präsent: Einen selbst gehäkelten Flügel. „Das ist ein Schutzengel“, erklärt Iris Gähme. Toll, dass jeder selbst auch einer werden kann.