Wenn's um das Verkehrskonzept geht, richtet sich der Blick in erster Linie auf die Karl- und die Werderstraße. Doch auch die Firma Nexus hat so ihre Probleme mit der Einbahnstraße an der Stadtkirche.
Als die Firma von Villingen nach Donaueschingen umgezogen ist, war die Freude groß. Verwaltung und Gemeinderat freuten sich über die Neuansiedlung und auch das Unternehmen erschien ganz zufrieden. Doch Ärger gab es dann erstmals um eine Klimanalage, deren provisorische Einhausung nicht so gelungen war und die für Verdruss bei den Nachbarn sorgte. Und dann kamen der Irmapark und die Einbahnstraße hinzu.
Früher konnten die Stellplätze der Firma sowohl über die Josefstraße, als auch die Max-Egon-Straße angefahren oder verlassen werden. Mit der Umgestaltung des Irmaparkes zum Generationenpark war Verkehr allerdings unerwünscht und die Irmastraße wurde zur Sackgasse erklärt. Für die Nexus-Mitarbeiter bedeutete das gleichzeitig, dass sie nur noch über die Irmastraße auf die Josefstraße fahren können.
Das bedeutet auch gleichzeitig mehr Verkehr und damit verbundene Beschwerden von Anwohnern – insbesondere der Bewohner der Seniorenwohnanlage "Haus am Irmapark". Wenn dann noch an der orthopädischen Praxis gehbehinderte Patienten angeliefert werden und dadurch Fahrzeuge an der Rampe stehen, wird die Straße zusätzlich blockiert und die Durchfahrt erschwert.
Mit der Einrichtung der Einbahnstraße an der Stadtkirche hat sich die Situation noch mehr verschärft. Viele Mitarbeiter und Besucher der Firma Nexus kommen aus dem nördlichen Kreisgebiet nach Donaueschingen. Bei der Anfahrt ist das noch kein Problem, aber wenn sie die Stadt wieder verlassen sollten. Früher ging es einfach über die Fürstenbergstraße in Richtung B 33. Doch das verhindert die Einbahnstraße. "Die Firma Nexus fühlt sich etwas eingeschlossen", sagt Oberbürgermeister Erik Pauly. Und das obwohl das Firmengebäude verkehrstechnische einen optimalen Standort habe und sowohl über den Bahnhof, den Stadtbus und den ausgebauten Allmendshofener Zubringer hervorragend angebunden sei.
Eigentlich war vorgesehen, dass alternativ über die Poststraße auf die Herrmann-Fischer-Allee und dann auf den Hindenburgring oder über die Josefstraße am Bahnhof entlang in Richtung Ring gefahren wird. Doch was auf dem Papier so schön ausgesehen hat, scheint in der Realität nicht zu funktionieren. Obwohl die meisten Routenplaner mittlerweile die Einbahnstraße an der Stadtkirche gespeichert haben, wählt das Navi wohl nicht eine der beiden vorgesehenen Routen aus, sondern führt den abfahrenden Nexus-Verkehr über die Karlstraße mitten durch die Innenstadt. So werden zumindest die Nexus-Besucher nicht im Sinne des Verkehrskonzeptes geleitet. Die Geschäftsführung von Nexus ist daher wenig begeistert vom Verkehrskonzept und hat das auch deutlich in einer E-Mail kommuniziert.
Die deutlichen Worte haben letztendlich zu einem Gespräch zwischen Stadtverwaltung und Nexus-Geschäftsführung geführt. "Wir haben nach schnellen, möglichen Lösungen gesucht", so das Donaueschinger Stadtoberhaupt. Und die wurde auch gefunden: Der Geh- und Radweg, der von der Brigach zum Posthof führt, wird auf einer Länge von knapp 38 Metern zu einem verkehrsberuhigten Bereich ausgebaut. Damit soll sowohl eine Entlastung der Irmastraße, als auch der Karlstraße und der Josefstraße erreicht werden. Denn dann ist auch eine Zufahrt zu den Stellplätzen der Firma Nexus über die Straße "Am Karlsgarten" möglich.
Die Baukosten würden voraussichtlich 28 000 Euro betragen. Da das Ganze möglichst schnell, voraussichtlich noch in diesem Jahr, realisiert werden soll, benötigt es eine Sonderfinanzierung, da bei der Aufstellung des Haushaltes ja noch nicht absehbar war, dass das Verkehrskonzept und der Irmapark eine Sonderlösung für Nexus fordern würden.
Das sagen die Stadräte zur Diskussion über die zweite Ausfahrt der Firma Nexus
Mit drei Gegenstimmen hat der Gemeinderat entschieden, dass Nexus seine zweite Ausfahrt bekommen soll.
- Michael Blaurock: "Von uns gibt es ein klares Jein", sagt der Grünen-Fraktionssprecher. Das Verhältnis zu Nexus sei von Hoch und Tiefs geprägt. Er könne den Wunsch der Firma nachvollziehen. Allerdings sei es doch sehr bedauerlich, dass bei so einer Anbindung durch den Bahnhof so viele Mitarbeiter mit dem Auto kommen würden. Er persönlich werde das Gespräch mit Nexus suchen: Vielleicht wäre es ja möglich, moderne Modelle für Mitarbeiter zu entwickeln, die den Weg zur Arbeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln fördern.
- Konrad Hall: "Dienstleister wollen heute nicht mehr ins Gewerbegebiet, sondern in die Innenstadt", sagt der CDU-Fraktionssprecher. So könnten die Mitarbeiter auch ihre Mittagspause in der Stadt verbringen oder Besorgungen machen. "Nexus hat mit dem Standort in Kauf genommen, dass sie an einer verkehrsberuhigten Straße liegen." Hall schlug vor, dass die neue Zufahrt auch mit einem Gehweg versehen wird. "Es ist zu vermuten, dass viele sich nicht an die Schrittgeschwindigkeit halten werden." Laut OB Erik Pauly müssten in diesem Fall noch Gespräche mit der Firma geführt werden, ob diese auf ihrem Gelände eine Gehweg ermögliche.
- Roland Erndle: Bei der ganzen Geschichte wären zwei Parteien zu berücksichtigen: Die Mitarbeiter von Nexus und die Anwohner. Und so schlug der FDP/FW-Stadtrat eine Kompromisslösung vor. Die Anfahrt von Norden sei ja sowohl für die Mitarbeiter und die Besucher kein Problem. Es ginge ja lediglich um die Abfahrt. Also wäre es doch möglich, dass man die neue Straße einfach als Einbahnstraße einrichtet, die nur das Verlassen des Firmengeländes ermöglicht. "Dann haben die Anwohner nur einmal die Belastung." Laut OB sei dies ja lediglich eine Frage der Beschilderung. Da so ein Einbahnstraßenschild nicht "wirklich kostenrelevant" sei, könnte man es auch einfach aufstellen. (jak)