Donaueschingen – Die ersten Streufahrten im Winter 2018/19 sind absolviert. Höchste Zeit, um einen Blick auf Vorbereitungen, Prioritäten und Abläufe des Winterdienstes, aber auch auf das Wetter zu werfen.
Warum macht der Räumdienst Bürger zornig?
Es ist oft die festgelegte Reihenfolge, die Anwohner ärgert, die mit ihrem Auto bei Tiefschnee nicht aus ihrer Straße kommen. Denn Wohngebiete haben per Gesetz keine Priorität. Hier obliegt der Stadt eigentlich nur ein geringes Maß an Räum- und Streudienst. Dieser erfolgt an gefährlichen und zugleich wichtigen Stellen. Ist es bei Neuschnee im Kern überall gefährlich, muss ein hohes Verkehrsaufkommen dazu kommen. Dazu kommt eine Vorrangigkeit. Es sind Buslinien, Haupteinfallstraßen, Hauptstraßen und Steilstrecken, die zuerst bearbeitet werden. "Wohngebiete räumen wir eigentlich freiwillig", sagt der Leiter der Technischen Dienste, Armin Börnert. Doch dieser Dienst am Bürger sei gewollt. Mitunter ärgerlich ist auch der Abschied von Nettigkeiten von früher. Den stets gleichen Schneepflugfahrer, der die Tücken der Schneelagerung abseits der privaten Hauseinfahrt wohlwollend berücksichtigte, gibt es nicht mehr. Lenkzeiten und Streckenplan sorgen für wechselnde Besatzungen.
Wann wird geräumt oder gestreut?
Eine große Hilfe ist eine kostenpflichtige Wetterprognose, die täglich um 6 Uhr und 15 Uhr geliefert wird. Sie enthält eine Reihe von Daten rund um Temperatur und Feuchtigkeit. Daraus erschließt sich, ob eine Bereitschaft notwendig wird.

Unabdingbar sind aber eigene Wetterbeobachtungen und die Erfahrungen der "alten Hasen". Sie kennen Kältepole wie Schneelöcher. Das ganze Mikroklima der Stadt. Dass es in der Siedlung mehr Schnee hat in der Stadt oder dass es in der Hermann-Fischer-Allee wegen der Brigach einen Zacken kälter und feuchter ist als anderswo.
Was steht an, bevor es schneit?
Nach dem Winter ist vor dem Winter: Im Frühjahr werden die Fahrzeuge gewartet.

21 Fahrzeuge, davon acht von Fremdunternehmern, stehen für den Räum- und Streudienst zur Verfügung. Geht es in Richtung Winter werden der Streckenplan um neue Straßen erweitert und die Mitarbeiter auf neue Sicherheitsaspekte geschult. Das Setzen von 1500 Schneepfählen in den Außenbereichen und die Anbringung von zwei Kilometer Schneezäunen sowie auch von Prallschutzabsperrungen an den Schlittenhängen gehören ebenfalls zu den Voreireitungen. Auch die 50 Streugutkisten im gesamten Stadtgebiet werden aufgefüllt.
Droht ein Salz-Engpass?
Nein. Die Stadt hat dieses Jahr eine Salzhalle gebaut, die 1000 Tonnen Salz fassen kann. Das reicht ohne Nachkauf auch für strenge Winter. Wenn früh gekauft werden kann, ist der Preis je Tonne 15 Euro günstiger. Splitt lagern die TD in trockenen Bunkern. Etwa 100 Tonnen umfassen die Kapazitäten. Den günstigen Einkauf und den geringeren Verbrauch durch eine Verwendung einer Sole-Salzmischung frisst ein gegenteiliger Effekt weg.

"Donaueschingen wächst und damit auch das Straßennetz", sagt Börnert. Inzwischen sind es 300 Kilometer, für die der Winterdienst zuständig ist. Ist der Salzverbrauch ein messbarer Wert, so könne man die Schäden an den Fahrzeugaufbauten, die beim Ausbringen der aggressiven Sole verursacht werden, nur schätzen.
Warum ist Salz vom Gehweg verbannt?
Die Streusatzung der Stadt sieht vor, dass auf Gehwegen Splitt ausgebracht wird. Streusalz ist auch Anwohnern verboten. Splitt hat auch einen vorbeugenden Effekt. Ein leichter Splittbelag, dieser Tage durch Handkolonnen der TD ausgebracht, schützt Fußgänger, bei Glatteis oder überfrierender Nässe. Salz löst sich auf.
Wie macht sich der Klimawandel bemerkbar?
Börnert macht ihn an zwei Punkten fest. Beide führen zu Kosten. Den Anteil von Streuen und Räumen setzt er auf 70:30 Prozent. Wechselhafte Winter ohne großen Schneebelag haben den Streuanteil stark erhöht. Und wo eine dünne Schneedecke über Asphalt geräumt wird, erhalten sowohl die Räumgeräte als auch der Asphalt Schaden. Den trockenen Sommer als Vorbote einer Klimaverschiebung erlebten seine Mitarbeiter beim Einrammen der Schneepfähle. Der Boden war extrem trocken und hart. Insbesondere dort, wo diese Orientierungshilfen ins Bankett gesetzt wurde. Im nächsten Jahr soll dieser Dienst per Muskelkraft ein Ende haben. Eine hydraulische Hilfe soll angeschafft werden.
Das Team
Armin Börnert arbeitet seit 2001 bei den Technischen Diensten. Vom Chef der Stadtgärtner stieg er 2012 zum TD-Leiter auf. Der 49-Jährige ist in Schwenningen aufgewachsen und lebt in Blumberg. Seine Mannschaft umfasst 40 Mitarbeiter, sie werden im Winterdienst in zwei Schichten organisiert. Überstunden, die im Winter anfallen, werden zeitnah abgebaut. Das Durchschnittsalter der TD-Mitarbeiter beträgt 54,5 Jahre. (wur)