Von roten Schokoherzen über deutsche und französische Fähnchen bis hin zur Kurzzeitlinie, die bis zum 5. August Badegäste vom Bahnhof zum Parkschwimmbad kutschieren soll: Für den Erfolg des Stadtbusses wird vieles getan. Dauerhaftes Instrument war und ist das Ein-Euro-Ticket. Doch zum 1. Oktober soll das von der Stadt subventionierte Billigticket auslaufen. Sowohl der Betreiber, die Verkehrsgesellschaft Bregtal, als auch die Stadtbus-Werbeagentur hatten sich für das Beibehalten ausgesprochen. Die Entscheidung trifft aber der Gemeinderat und da gibt es die unterschiedlichsten Meinungen, die vom kostenlosen Nahverkehr bis hin zur Frage "Wie viel darf der Stadtbus kosten?" reichen.

Oberbürgermeister Erik Pauly wertet das Ein-Euro-Ticket auf jeden Fall als Erfolg. Das Wort Erfolg ist allerdings für Bertolt Wagner ein Reizwort, schließlich hätte der FDP/FW-Fraktionssprecher schon vor Monaten liebendgern irgendwelche Erfolgskriterien für den Stadtbus definiert, stieß damit aber bei den anderen Fraktionen auf wenig Begeisterung. So will er aber jetzt wissen, wie der OB denn den Erfolg des Ein-Euro-Tickets misst. "Das ist eine Wertung, die ich so ziehen würde", erklärt Pauly. Er könnte nun auch nicht sagen, ob ohne das Ein-Euro-Tickets vielleicht mehr Abos verkauft worden wäre. "Aber ich glaube nicht."

  • Gottfried Vetter (SPD): "Unter schweren Geburtswehen haben wir das Kind Stadtbus auf die Welt gebracht", sagt der SPD-Fraktionssprecher. Zwar könne das Kind nun laufen, sei aber noch lange nicht selbstständig. "Wir müssen uns noch um das Kind Stadtbus kümmern." Allerdings sollte das Ein-Euro-Ticket nicht verlängert und auf andere Maßnahmen gesetzt werden. Die von der GUB vor längerer Zeit vorgeschlagene Zehnerkarte, bei der die elfte Fahrt umsonst ist, würde seine Fraktion gerne unterstützen. Und da mit dem Aus des Ein-Euro-Tickets nun der reguläre VSB-Tarif mit 2,30 Euro gelte, sollte auch noch einmal über einen Kurzstreckentarif nachgedacht werden. Bislang ist aus dieser Idee, für die es im Gemeinderat eine fraktionsübergreifende Mehrheit gebe, nichts geworden, weil der VSB-Tarif, der auch für den Stadtbus gilt, im Kreistag geändert werden müsste. Und sowieso wären die VSB-Tarife ziemlich unübersichtlich, die könnte man doch dann auch gleich "verbessern und vereinfachen". Mit "Bauchschmerzen" könne die SPD sich aber eine Verlängerung des Ein-Euro-Tickets vorstellen.
  • Claudia Jarsumbek (GUB): Warum sollte es eigentlich das Ziel sein, dass im Stadtbus der VSB-Tarif mit einem Preis von 2,30 Euro pro Einzelticket gilt? "Wenn wir uns den Trend anschauen, dass der ÖPNV mit staatlicher Unterstützung kostenlos angeboten werden soll, sollten wir das Ein-Euro-Ticket nicht stoppen", sagt die GUB-Fraktionssprecherin. 2,30 Euro sei einfach zu teuer, um von der Siedlung bis zum Bahnhof zu fahren und so lang über den Kreis kein Kurzstreckenticket eingeführt wird, sollte es für den Stadtbus das Ein-Euro-Ticket geben.
  • Konrad Hall (CDU): Sehnsüchtig wartet auch der CDU-Fratkionssprecher auf das Kurzstreckenticket. Das Ein-Euro-Ticket sieht er allerdings als Auslaufmodell. "Wir sollten das Geld nicht ausschließlich zur Subventionierung des Ein-Euro-Tickets ausgeben." Anstatt dessen sollte der Fokus nun auf die Bewerbung Monats- und Dauerkarten gelegt werden. Während andere Fraktionen auch gern eigene Ideen einbringen, möchte Hall auf die engagierte Werbeagentur setzen: "Wir freuen uns schon auf Vorschläge."
  • Bertolt Wagner (FDP): "Wir müssen aufpassen, denn wir sind gerade daran, die Spielregeln zu verändern", sagt der FDP/FW-Fraktionssprecher. Denn bislang habe man sich immer komplett am Hüsler-Konzept orientiert. Zum einen, was die Fahrgastzahlen betrifft. Zum anderen aber auch, was die Berechnung des Defizits anbelangt. "Jetzt fangen wir an, ganz anders zu denken. Wir müssen uns Gedanken machen, was wir mit dem Bus wollen und vor allem, wie wir es finanzieren wollen." Schließlich sei die Grundsteuer B extra erhöht worden, um mit den so gewonnenen 200 000 Euro den Stadtbus für den Haushalt kostenneutral zu gestalten. "Wenn wir das jetzt ganz anders machen wollen, dann brauchen wir eine große Diskussion."
  • Michael Blaurock (Grüne): "Der Sprengstoff war absehbar", sagt der Grünen-Fraktionssprecher. Nun stellt sich die Frage: "Wollen wir an den festen Strukturen festhalten, die uns der Planer Hüsler vorgegeben hat, oder haben wir Erfahrungen gemacht und wollen diese einbringen?" Man wolle die Leute binden und aus lockeren würden feste Bindungen. Tariflich nichts zu tun, aus Angst vor der Realität sei das Falsche. Das Ein-Euro-Ticket sollte fortgeführt werden, aber nicht ohne den Druck, an anderen Lösungen zu arbeiten.
    Bislang galt das Hüsler-Konzept jedoch als heilig. Noch vor einem Monat war die SPD-Fraktion mit ihrem Antrag, die Linie 3 zu ändern und mit einer Haltestelle in der Dürrheimer Straße anzubinden, gescheitert und hatte deutliche Hinweise vom OB und den anderen Fraktionen erhalten, dass das Hüsler-Konzept lange diskutiert worden sei und daran nichts geändert werde. Blaurocks Vorstoß, gesammelte Erfahrungen einzubringen, rief jedoch nicht keine Gegenrede hervor.

Die Entscheidung

Reichlich knapp fiel die Entscheidung aus: Die GUB, die Grünen und die SPD, sowie CDU-Stadtrat Johannes Fischer stimmten für die Beibehaltung des Ein-Euro-Tickets. CDU und FPD, sowie OB Erik Pauly stimmten gegen den GUB-Antrag, das Ein-Euro-Ticket bis zur Einführung eines Kurzstreckentarifes und dem Zehner-Karten-Modell beizubehalten. CDU-Stadträtin Maria Schmitt enthielt sich. Am Ende stand es 15 gegen 15 Stimmen. Damit gilt der Antrag als abgelehnt und das Ein-Euro-Ticket läuft zum 1. Oktober aus. Dann gelten auch im Stadtbus die regulären VSB-Tarife: Erwachsene zahlen 2,30 Euro und Kinder 1,80 Euro – egal wie weit sie in der Tarifzone acht, in der neben Donaueschingen auch die Hüfinger Kernstadt liegt, fahren.