Donaueschingen-Wolterdingen Harte Arbeit bei der Wildheue in Südtirol, mit der Sense auf einer im Vergleich Minifläche im 1250 Jahre alten Wolterdingen mähen und dann noch bei der Kulissenmalerei für das Freilichtspiel Hand anlegen. Wolfgang Köhler ist seit vielen Wochen ein vielbeschäftigter Mann.

Seit mittlerweile neun Jahren verbringt er während der Zeit der Heuernte einige Wochen in Südtirol. Fünf Jahre engagierte er sich als Bergbauernhelfer in der Nähe des Stilfser Jochs in 1700 Meter Höhe. Seit nunmehr vier Jahren packt er auf einem in 1100 Meter Höhe gelegenen Bergbauernhof in Kastelbell-Tschars, in der Nähe von Meran, mit an.

„Und dies nach wie vor mit Leib und Seele“, wie der 72-Jährige erzählt. „Da wirst du wieder geerdet. Man merkt, wie wenig man braucht zum Leben. Es geht auch ohne viel Wohlstand und Konsum. Schon nach wenigen Tagen wird man richtig frei im Kopf“, sagt Köhler mit einem Schmunzeln im Gesicht. Und dass er von dieser Gegend infiziert ist, merkt man auch daran, dass der Vater einer erwachsenen Tochter, trotz dieses Arbeitsaufenthalts auch noch den Urlaub mit seiner Ehefrau Regina, in Lichtenberg verbringt, denn diese steht voll hinter seinem Wirken. Das heißt, immer im Wechsel, zwei Jahre Süden, und das darauffolgende Jahr, Urlaub auf Norderney.

Die Wochen als Handlanger in Südtirol seien sehr beschwerlich und hätten nichts mit Urlaub auf dem Bauernhof zu tun, erklärt Wolfgang Köhler. Der Tag beginnt um 5 Uhr mit der Stallarbeit und ende nicht selten erst um 23 Uhr mit dem Heu abladen, da dort die Luftfeuchtigkeit sehr gering sei. Auch Reparaturarbeiten an Holzzäunen und Holz für den Winter machen gehöre dazu. Und auf dem besagten Hofgelände stünden auch noch 1000 Marillenbäume. Um diese müsse man mit der Sense herum mähen. Doch dies mache ihm nichts aus, denn er sei leidenschaftlicher Sensenmäher und kenne sich mit dem richtigen Schliff aus.

Doch woher kommt sein Faible für die Sensenmäherei und Landwirtschaft? „Ich habe als Jugendlicher fast täglich auf einem Bauernhof mitgeholfen, und das hat mir viel Freude bereitet“, erklärt Wolfgang Köhler. Ein Bericht im Fernsehen über die Südtiroler Bergbauern und deren beschwerliche Arbeit, die sie bis ins hohe Alter ausüben, um das Landschaftsbild zu erhalten, tat dann das Übrige und habe ihn neugierig gemacht. Und was ist neben Kost und Logis der Lohn für diese harten Arbeitswochen? „Genügsamkeit und Bescheidenheit hinterlassen einen starken Eindruck. Man selbst erhält wieder den Blick für das wirklich Wichtige im Leben. Und die Natur ist eben noch unverbraucht“, resümiert Wolfgang Köhler, der auch schon über zwei Jahrzehnte bei den Stubenhogger-Musikanten dabei ist.

Dies hat auch der Macher der Freilichtspiele zum Wolterdinger Ortsjubiläum, Heimatkundler Hubert Mauz, mitbekommen, und ihn glatt zum Sensenmähen in seinem Garten engagiert. Doch dieses Heu wird nicht an Kühe verfüttert, sondern die daraus gewonnenen 15 Heuballen werden in der Dammarena, unter anderen als Sitzgelegenheiten genutzt. Auch eine original Bregtäler Sitzbank, die schon bei der Ausstellung der F.F. Sammlungen zu sehen war, hat der gelernte Maler restauriert, ebenfalls legte er beim Kulissenmalen Hand an.