Freudentränen habe er in den Augen gehabt, als er erfuhr, dass er die Stelle bekommt. Simon Fesenmeyer aus Hubertshofen löst am 1. September nach dreimonatiger Einarbeitung seinen Vater Hans-Peter als Revierförster im Donaueschinger Stadtwald ab.
Nichts Ungewöhnliches, sollte man meinen. Nur, dass sich dieser Vorgang nun zum sechsten Mal wiederholt, und das seit 188 Jahren. Simon Fesenmeyer setzt die Arbeit seiner Vorfahren fort und das in siebter Generation.
Für Simon Fesenmeyer geht nun ein Traum in Erfüllung. Von klein auf habe er seinen Vater im Wald begleitet und nie daran gedacht, einen anderen Beruf zu ergreifen als seine Vorfahren, erzählt er. Nun richtet er sich im alten Forsthaus in Hubertshofen ein Büro ein, im gleichen Raum, in dem schon sein Großvater gearbeitet hat.
Doch bis dahin war es ein langer Weg – ohne Erfolgsgarantie. Bis zum Schluss musste Simon Fesenmeyer zittern. Denn es gab auch noch andere Bewerber und schließlich war da noch die Wartezeit zwischen dem Vorstellungsgespräch und der erlösenden Zusage, dass er den Posten bekommt.
Die erste Generation
Nun setzt er als siebter Vertreter der Familie fort, was im Jahr 1837 begann, als Markus Fesenmeyer seinen Dienst als Waldhüter bei der Großherzoglichen Bezirksförsterei Donaueschingen antrat. Sein Revier waren die Gemeindewaldungen Donaueschingen Oberholz nahe Hubertshofen.
Nach 25 Jahren Dienst bat er im Jahr 1862 den Gemeinderat, aufgrund vorgerückten Alters und angeschlagener Gesundheit seinen Dienst an seinen Sohn Leonard Fesenmeyer abzutreten, der bereits als Hilfshüter arbeitete.
Die Stelle wurde ausgeschrieben und am 14. Januar 1865 an Leonard Fesenmeyer übertragen, der zugleich als Jagdaufseher verpflichtet wurde.
Am 24. Januar 1902 informierte der amtierende Bürgermeister Fischer das Großherzogliche Forstamt, dass Leonard Fesenmeyer um seine Entlassung gebeten habe, weil er sich aufgrund seines fortgeschrittenen Alters nicht mehr den Anforderungen gewachsen fühle, empfahl aber, aufgrund seiner guten Dienste an ihm festzuhalten.
Daraufhin verpflichtete der Gemeinderat am 9. Oktober 1902 dessen Sohn Fridolin Fesenmeyer als Hilfsforstwart.
Zwei Brüder wollten die Stelle – nur einer bekam sie
Erst mit Beschluss vom 10. Oktober 1908 wurde Fridolin schließlich offiziell Nachfolger seines Vaters.

Am 4. November 1912 wurde der Gemeinderat aufgefordert, die bis dahin vakante Stelle des Hilfswaldhüters neu zu besetzen. Zunächst wurde Fridolin Fesenmeyers Sohn Karl vorgeschlagen. Doch seine starke Kurzsichtigkeit ließ sich nach einem Gutachten der Augenklinik Freiburg auch durch eine Brille nicht ausreichend korrigieren.
So bekam sein Bruder Richard im März 1913 die Stelle. Am 1.Juli 1927 ging Fridolin Fesenmeyer schließlich mit 76 Jahren in den Ruhestand.
Tragischer Unfall
Gleichzeitig wurde Richard Fesenmeyer zum Forstwart für das Oberholz benannt, nachdem er sich bereiterklärt hatte, auf eigene Kosten an einer entsprechenden Ausbildung teilzunehmen, die er 1929 mit gutem Lernerfolg abschloss. Im Jahr 1939 wurde er in den Dienstgrad eines Revierförsters versetzt.
Am 1. März 1953 ging er in den Ruhestand. Fünf Monate später kamen er und seine Frau Pauline bei einem Autounfall ums Leben. Ihm zu Ehren erhielt die Hütte, die er noch selbst geplant hatte und die heute dem Forst dient, den Namen „Richard Fesenmeyer-Hütte“.

Bereits seit 1936 hatte Erich Fesenmeyer im Revier seines Vaters als Holzhauer gearbeitet und beim Wegebau und Kultur-Arbeiten mitgeholfen. Nach einer Fortbildung zum Waldfacharbeiter wurde er im November 1951 zum Hilfsforstwart ernannt.
Nach erfolgreicher Weiterbildung zum Forstwart übernahm er 1954 offiziell das Revier seines Vaters. Mit dem Ruhestand von Oberforstwart Ratzer am 30. Juni 1969 wurde sein Revier um den Hubertshofener Wald erweitert. Im Januar 1974 wurde Erich Fesenmeyer zum Revier- und Hauptforstwart ernannt, Ende 1984 ging er als Amtsinspektor in den Ruhestand.
Herr über 1280 Hektar Wald
Mit dem amtierenden Revierförster Hans-Peter Fesenmeyer ging schließlich die sechste Generation der Familie an den Start. 1985 wurde ihm das Revier „Obere Waldungen“ mit 760 Hektar übertragen, 1998 kamen dann noch zusätzliche Flächen bei Wolterdingen dazu, insgesamt sind es 1280 Hektar.

Heute freut sich Hans-Peter Fesenmeyer über die Berufung seines Sohns, aber auch über das perfekte Timing des Wechsels. Denn so kann er nach 49 Jahren Berufsleben den früheren Renteneintritt für besonders langjährige Versicherte in Anspruch nehmen.
Was, wenn der Sohn nicht rechtzeitig fertig geworden wäre? „Dann hätte ich eben länger arbeiten müssen“, schmunzelt er. Jetzt könne er seine Freizeit genießen. Denn der Job sei schon sehr beanspruchend.
Dreimonatige Übergabezeit
Vor beiden liegt jetzt eine dreimonatige Übergabe-Zeit. Das Revier kenne Simon Fesenmeyer in- und auswendig, so der Vater. Jetzt gelte es, ihn mit den innerbetrieblichen Abläufen vertraut zu machen, kurz: Bürotätigkeiten außerhalb der Natur.
Doch was kommt dann? Kann der Vater einfach so loslassen? „Ich habe nur vor, zu unterstützen, wenn ich gebraucht werde“, so Hans-Peter Fesenmeyer. „Ich werde es so handhaben, wie mein Vater bei mir. Wenn ich gefragt werde, antworte ich natürlich. Wenn mir etwas auffällt, was man vielleicht anders machen könnte, werde ich es ihm sagen. Aber entscheiden tut er, nicht ich. Mein Vater hat nie gesagt, ,Du musst es ändern‘, sondern ‚überlege es Dir noch einmal‘. Bei mir hat das gut geklappt“, so Hans-Peter Fesenmeyer.
Er selbst freue sich einfach, dass das Revier in der Familie bleibt.