Das Thema Energie ist eine der großen Herausforderungen unserer Tage. Machte man sich vor einigen Jahren dazu noch eher weniger Gedanken, waren doch die Preise für Öl und Gas erschwinglich, hat sich diese Wahrnehmung verändert.
Dem zollt man auch bei der Donauschinger Stadtverwaltung Tribut. Dort macht man sich in viele Richtungen Gedanken, wie Energie eingespart werden kann. Einen Einsatz hat nun Gerhard Bronner, Umweltberater des Gemeindeverwaltungsverbandes (GVV) präsentiert. Dabei geht es um eine thermografische Erfassung der Gebäude in Donaueschingen.
„Bereits vor zehn Jahren haben wir private Hausbesitzer dazu motiviert, ihr Haus dämmen zu lassen“, erklärt Bronner. Damals führte das zu einer Umsetzungsquote von 0,5 Prozent. „Wir lagen damals trotzdem über dem Bundesschnitt. Wir müssen darauf hinweisen, welche Sparpotenziale sich da bieten“, so Bronner weiter.
Wie funktioniert die Erfassung?
Die thermografische Erfassung ist eine Dienstleistung, die etwa von den Stadtwerken Mannheim angeboten wird. Sie erstellen eine Karte der Stadt, auf der über Farben dargestellt wird, wie der jeweilige energetische Zustand der Gebäude ist.
„Dafür ist ein Fahrzeug in den Straßen unterwegs, optional ein Flugzeug. Am Ende kann sich jeder Bürger für 60 Euro einen Energiebericht über sein Haus geben lassen: Man erfährt, welche Schwachstellen das Haus hat“, sagt Bronner.
Zudem erhalte die Stadt eine Grundlage für die energetische Planung. „Das Verfahren ist neu, Tuttlingen macht es dieses Jahr“, sagt der Umweltberater. Man wolle die Erfahrungen dort abwarten. Die Erfassung soll rund 45.000 Euro kosten.
Der Flieger kreiste schon über Tuttlingen
Die Tuttlinger Daten wurden bereits erhoben, spannend wird jetzt, wie das von den Bürgern in Anspruch genommen wird.
Laut Tuttlinger Rathaussprecher Arno Specht habe die Befliegung im Januar für Aufmerksamkeit gesorgt: „An einem kalten und klaren Morgen überflog ein Spezialflugzeug in geringer Flughöhe die Stadt. An Bord war eine Wärmebildkamera, die genau festhielt, wie viel Energie jedes Haus in die kalte Winterluft abgibt. Eine Befahrung aller Straßen mit entsprechenden Autos rundete die Untersuchung seinerzeit ab“, so Specht.
„Ich sehe ein bisschen ein Problem“, sagt Grünen-Fraktionssprecher Michael Blaurock. „Wir haben parallel eine Wärmeleitplanung.“ Zudem frage er sich, wie der ganze Kubus eines Hauses komplett erfasst werden könne, „mit allen Nischen?“ Blaurock sieht den wichtigsten Punkt darin, den Menschen zu zeigen, dass sie etwas tun müssen.
Er befürchtet, dass die man dadurch überfordern könne, wenn auch der Anschluss an die Nahwärme mit Kosten aufwarte: „Man sollte eventuell schrittweise vorgehen.“ Beides sei absolut sinnvoll, es sei schade, wenn es in Konkurrenz gebracht werde.
Marcus Greiner, CDU, sah in der Vorgehensweise eine fehlende Vergleichbarkeit: „Wenn die Erfassung an einem kalten Tag abläuft und jemand verreist ist, dann gibt das keine Vergleichbarkeit – und ist es überhaupt legal, einfach mit der Kamera durch die Straßen zu fahren?“
„Etwas zu oberflächlich“
Für Achim Durler, FDP, sei das Ganze etwas zu oberflächlich: „Eine richtige Thermografie gibt es nicht für 60 Euro. Und an wen gehen die?“ Bezahlt wird das Geld an die MVV Energie Mannheim.
„Wie detailliert ist das?“, erkundigte sich Gottfried Vetter, SPD. „Wenn da nur ein roter Fleck zu sehen ist, dann bringt das nicht viel.“ Vetter sei gespannt, wie die Erfahrungen aus Tuttlingen dazu seien.
„Wir sehen das positiv“, sagt GUB-Stadtrat Franz Wild. Es sei eine sinnvolle Hilfe für jeden Hausbesitzer. „Für 60 Euro ist das ein toller Preis. Lasst uns dabei sein und auf tolle Ergebnisse hoffen“, so Wild weiter.
Ein erster Eindruck
Natürlich gebe es dadurch nur einen ersten Eindruck, „aber es ist ein interessanter Datenschatz für die Wärmeplanungen“, sagte Stadtbaumeister Christian Unkel.
„Ich sehe es als Motivation diesen Schritt zu tun, um danach eine qualifizierte Energieplanung anzugehen“, so Gerhard Bronner. Der Bericht gehe erstaunlich weit in die Tiefe. Dort, wo der Datenschutz sensibel werde, gehen die Daten auch nur an die Hausbesitzer. „Ob es leistbar ist? Da muss man auch fragen, ob sich die Hausbesitzer es leisten können, nichts zu tun? Sie werden es sich leisten müssen.“