Trainingsbesuch bei den wirklich Alten Herren. Sieben sind es an der Zahl. Das Durchschnittsalter liegt bei 85 Jahren. Trainiert wird dienstags ab 19.30 Uhr in der alten Realschulturnhalle. Beim Umziehen in der Umkleide geht es noch gemächlich zu, dann aber werden die Turnmatten im Kreis ausgelegt, und unter den Anweisungen von Peter Albert geht es ans Dehnen, an Bauchmuskel- und Gleichgewichtsübungen. Was in Fitnessstudios Core-Training heißt, ist bei den Senioren das Körpermittetraining.
Der Übungsleiter ist 79 Jahre alt
Vor Jahrzehnten gründet sich die Männertruppe als Faustballgruppe. Faustball wurde auch lange Jahre gespielt, geriet aber dann immer mehr aus der Mode, während sich die Faustballer weiterhin zum Training trafen. „Aber irgendwann im Alter machen dann die Gelenke und das Reaktionsvermögen nicht mehr so mit, und deswegen stellten wir das Training um, um uns eben weiter fit und gelenkig zu halten“, berichtet Peter Albert. Er ist 79 und leitet das Gymnastiktraining.
Und noch weit vor den Faustballzeiten waren bereits zwei wahre Urgesteine des TV Donaueschingen Turner. Bis heute nehmen sie aktiv am Training teilnehmen. Es sind Theo Greiner (96 Jahre) und Ottmar Gass (98 Jahre). Greiner, gebürtiger Donaueschinger, fand früh zum TV. „Mit so fünf Jahren ging ich mit meinen Brüdern zum Turnen, seither bin ich dabeigeblieben“, so der rüstige Rentner.
Ottmar Gass kam erst später – zum Turnsport nach dem Zweiten Weltkrieg und russischer Kriegsgefangenschaft. Dafür ist er aktuell der dienstälteste Turner in der Männerriege. Peter Albert attestiert ihm jedoch immer noch unglaubliche Fitness im hohen Alter. „Die letzte Übung beim Aufwärmen ist die Klappmesserübung, die der Stärkung der Bauchmuskeln dient. Und dass Ottmar diese immer noch so souverän absolviert, davor ziehe ich meinen Hut“, so der Übungsleiter.

Und noch eins fällt im Training auf. In der Halle ist in der Mitte über die Breite ein Netz gespannt. „Wir machen eine Runde Gymnastik, und in der Pause wird Faustball gespielt. Man kommt halt nicht von den Wurzeln los, auch wenn es manchmal etwas an Dynamik beim Ballsport fehlt“, so Albert. Aber wichtig ist, dass alle Spaß haben, und auch die Senioren nehmen es mit Humor.
Großes Glück hatten Gass und Greiner in ihrer Jahrzehnte dauernden Faustball- und Turnerkarriere. Sie zogen sich keinerlei Verletzungen zu. Turnen wollen die beiden mit ihren Kameraden noch so lange wie es geht. Das liegt bestimmt auch daran, dass nach den Turnstunden auch die Geselligkeit nicht zu kurz kommt.
Im Bräustüble ist immer ein Tisch reserviert, um den Flüssigkeitsverlust während der Turnstunden wieder auszugleichen. „Wir sind auf Du und Du mit den Bedienungen“, lacht Theo Greiner.
Der Nachwuchs sollte ein bisschen fit sein
Wenn man die Truppe beim Training beobachtet, dann erscheint Gymnastik als wahres Lebenselixier. Doch auch das ist Realität: Die alten Recken werden weniger. Und zwar aus gesundheitlichen Gründen, aber auch aufgrund Todesfälle der betagten Sportler.
Der Jüngste in der aktuellen Riege ist Ildriz Schala. ihm sieht man seine 66 Lenze, Standard bei den Turn-Veteranen, in keiner Weise an. „Er drückt unseren Altersschnitt auf 85 Jahre“, freut sich der Riegenverantwortliche Theo Greiner.
Generell würde sich die illustre Truppe über weitere Mitstreiter freuen. „Jeder ist jederzeit herzlich willkommen, am Dienstag in der Turnstunde mal vorbei zu schauen. Lediglich dem Alter entsprechende körperliche Fitness wäre schon von Vorteil“, wirbt Albert. Aber das Wichtigste, das scheint nach dem Besuch bei den sympathischen Senioren klar, ist eine gehörige Portion Humor.