In der Innenstadt flanieren, sich ins Gasthaus setzen, ein leckeres Eis genießen, einkaufen – all das soll in Donaueschingens Mitte noch attraktiver werden. Dazu hat sich die Stadtverwaltung einen Experten mit ins Boot geholt, der die Ergebnisse seiner Untersuchung im Gemeinderat vorgestellt hat. Der Rat entschied sich dafür, die Vorschläge und Ideen weiter zu konkretisieren.
Und was Stefan Leuninger vom Büro Cima aus Stuttgart dann zu sagen hatte, damit rannte er zu großen Teilen offene Türen bei den Stadträten ein: „Sie haben hier super Bedingungen für eine Innenstadt-Entwicklung. Es war mir nicht bekannt, was es hier für Potenziale gibt“, so Leuninger. Die Stadt habe sich schon in der Vergangenheit um vieles bemüht, etwa 2016 eine Image-Analyse, den Fußverkehrscheck 2023, das Marken- und Tourismus-Konzept und die Verkehrsuntersuchung 2019. Es werde deutlich, „dass die Stadt in Innen- und Außenwirkung top ist.“ Sei es hinsichtlich der touristischen Angebote, dem starken Einzelhandel, der Gastronomie oder der Gesundheits-Wirtschaft vor Ort.
Wo soll es hingehen?
Das Planungsbüro habe nun überlegt, wo man mit der Stadt hinwolle: „Was ist die Funktion der Innenstadt. Hier wollen wir ohne Kontroversen dem Zielbild gerecht werden“, sagte Leuninger. Ein großer Faktor sei hier die Aufenthaltsqualität. Dazu hat sich das Büro mit 22 Akteuren in der Stadt persönliche Gespräche geführt: „Das war kein Auskotzen, sondern Interesse, konstruktiv mitzuarbeiten“, so Leuninger.
Er stellte jedoch auch fest, dass „die Innenstadt mit den aktuellen Strukturen perspektivisch nicht leistungsfähig ist.“ Dass große Busse durch die Innenstadt fahren, schaffe Unruhe. „Da geht es nicht um Ideologie, man muss an die Veränderungsprozesse ran. Die Karlstraße ist die Achse, die wir in den Fokus nehmen müssen.“ Es gebe einen „mächtigen Verkehr“, der Unruhe schaffe und teilweise ohne Nutzen in die Stadt fahre. Ruhe reinbringen – das sei die Hausaufgabe Donaueschingens: „Entschleunigung schafft Erhaltung.“ Da sei es auch nicht schlimm, wenn ein- oder zwei Parkplätze wegfallen.
Das geht nur über die Parkplätze
„Wo wollen sie den öffentlichen Raum hernehmen? Das geht nur, über die Parkplätze“, sagt Stefan Leuninger. Die Gastronomie sei ein Wirk-Faktor. „Ich sehe keine Widersprüche. Es geht nicht darum, etwas wegzunehmen, wir geben Qualität dazu. Klar, das braucht Dialoge und wir müssen evaluieren, was passt. Aber ich sehe keine Konfliktstrukturen“, so Leuninger. Wenn Gastro und Einzelhandel keine Lust auf Veränderungen haben, „dann bekommen wir die Karlstraße nicht auf den Stand von 2024: „Wenn wir es hier nicht schaffen, wo dann?“
Das sagt die CDU
„Es sind viele Dinge, die wir schon mal gehört haben. Wir haben sie diskutiert – und sind gescheitert“, sagte CDU-Fraktionssprecher Marcus Greiner. Dabei gebe es Vorschläge, „die man wieder diskutieren muss.“ Der Vortrag von Stefan Leuninger habe eine gewisse Begeisterung geweckt. Allerdings werde es an den Mitteln fehlen. „Wir sind uns einig, wenn wir ein motivierendes Konzept wollen. Wenn es ernst wird, herrscht aber schnell Uneinigkeit, etwa bei den Parkplätzen, wenn sie da schnell mal einige entfernen“, so Greiner. Man müsse schauen, „was wir machen und finanzieren können.“ In den zuständigen Gremien solle man schauen damit klar werde, was man daraus machen wolle.
Das sagt die GUB
„Ich bin stolz auf die Stadt“, so GUB-Stadträtin Alexandra Riedmaier. Wenn man es immer vor Augen habe, komme das Schöne oft zu kurz. „Wir haben zwei Verkehrskonzepte angestoßen, zwei sind gescheitert. Ich hoffe, der neue Rat findet den Mut, neue Wege zu gehen“, so Riedmaier weiter. Man habe Busse gezählt und Alternativen aufgezeigt, „aber keine Mehrheiten gefunden.“ Man hatte die Idee für ein blaues Band auf den Straßen für Radfahrer, „es hieß, das sei nicht möglich. Wenn sie uns da eng begleiten, wäre ich froh. Es werden so oft Ideen eingebracht, die dann verfließen. Wir müssen irgendwann einen Weg finden und handeln.“
Das sagen die Grünen
Wie Grünen-Fraktionssprecher Michael Blaurock sagte, habe es viele Gespräche und sehr intensive Bemühungen zu den angesprochenen Themen gegeben: „Für manche Projekte braucht es den richtigen Zeitpunkt“, bezog sich Blaurock auf Blockheizkraftwerke, die noch vor zehn Jahren keine Mehrheit fanden, jetzt gängig sind. Wie er sagte, sei das zweite Verkehrskonzept allerdings nicht gescheitert, sondern habe auch Erkenntnisse gebracht. „Wir brauchen Infos, um die Themen auf sachliche Grundlagen zu stellen“, so Blaurock weiter. Es gebe auch gefasste Beschlüsse, die umgesetzt werden müssen.
Das sagen FDP/FW
„Wir orientieren uns immer an Problemen. Sie haben uns den Spiegel vorgehalten, wie toll unsere Stadt ist. Das tut uns gut“, sagt FDP/FW-Fraktionssprecher Niko Reith. Allerdings sehe man die Themen nicht erst heute als zentrale Aufgabe. „Wir haben das schon erkannt, sind aber zu kleinteilig ran. Was uns fehlt, ist ein Kompass, nach dem wir unsere Entscheidungen ausrichten. Wir müssen uns trauen, erste Schritte zu gehen“, so Reith weiter. Wichtig sei, dass eine funktionierende Innenstadt aus vielen Komponenten bestehe, „und die müssen wir ermöglichen.“ Man sei auf dem richtigen Weg, es dürfe aber kein „riesiger Experimentierkasten werden.“
Das sagt die SPD
Vieles habe man schon gewusst, es gebe aber den ein- oder anderen Punkt, „in dem wir uns entwickeln müssen“, sagte SPD-Stadtrat Gottfried Vetter. „Aber reichen da die Verkehrsberuhigungen?“ Man müsse weiter denken, wie man die Stadt voranbringe. „Wenn über ein integriertes Konzept nicht jeder Parkplatz erhalten wird, dann bringt das Vorteile“, so Vetter. Er kritisierte jedoch die Aussage, die Anbindung an den öffentlichen Personenverkehr wäre schlecht: „Sie sagen, es sind zu viele Busse und dass sie raus aus der Stadt sollen. Wir haben einen demografischen Wandel. Wie sollen ältere Leute in die Stadt kommen. Es gibt verschiedene Interessen, die unter einen Hut müssen“, so Vetter. Ein Gesamtziel müsse formuliert werden.
Verkehr raus aus der Stadt
Den Durchgangsverkehr hätte man mit dem Cityring-Konzept der Stadtverwaltung herausbekommen, so Oberbürgermeister Erik Pauly: „Wie es oft so ist: Wenn es an die konkreten Maßnahmen geht, wird das anders gesehen. Faktisch geht damit einher, dass man etwas ändern muss, dafür fehlt vielleicht manchmal der Mut.“ Natürlich seien alle damit einverstanden, dass die Attraktivität erhöht werden müsse, „bei den Maßnahmen gibt es dann Widerspruch“, so Pauly. Wenn keine Bereitschaft herrsche, die Ist-Situation zu verändern, „dann können wir auch keine Maßnahmen umsetzen.“ Pauly appellierte an die Räte, Beschlüsse zu fassen und die Sache mit Mut anzugehen.