Im Vorfeld war es schwierig einzuschätzen: Werden die Donaueschinger Narren sich an die Corona-Auflagen halten oder wird es vielleicht doch – fernab der organisierten Fasnet – irgendetwas geben? Im Vorfeld hatte es einige Aufregung geben. Nicht so sehr in Donaueschingen, aber allem voran im kompletten Bereich des Polizeipräsidiums Konstanz und auch besonders im Landkreis Tuttlingen.

Die illustre Gruppe der Kueseckel ist 70 Jahre alt geworden: Nun hoffen die Musiker, dass sie den Geburtstag 2022 feiern können.
Die illustre Gruppe der Kueseckel ist 70 Jahre alt geworden: Nun hoffen die Musiker, dass sie den Geburtstag 2022 feiern können. | Bild: Roger Müller

So mussten die Narren in Möhringen beispielsweise ihre Fasnetsbändel wieder abhängen, weil die laut Ansicht der Stadt Tuttlingen und des Landratsamtes doch zu sehr zum Fasnetmachen verleiten würden. Und dann gab es da noch schriftliche Post für die Narren. Darin hatte das Polizeipräsidium Konstanz darauf hingewiesen, dass nicht nur Umzüge und Saalveranstaltungen in diesem Jahr ausfallen müssen, sondern dass auch das Narrenbaumstellen oder das Schmücken der Innenstädte mit Bändeln nicht mit der Corona-Verordnung vereinbar sei – auch nicht unter Einhaltung der Abstandsregeln und der Maskenpflicht. Denn schließlich dürfe man ohne triftigen Grund das Haus ja auch nicht verlassen. Und die Fasnet würde nicht dazu gehören.

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Bereits in einer Presseerklärung vom 2. Februar hatte das Präsidium eine harte Linie angekündigt. So heißt es dort wörtlich: „Die Polizei wird an den ‚närrischen Tagen‘ verstärkt im öffentlichen Raum präsent sein und die Einhaltung der geltenden Regelungen konsequent überwachen. Bei festgestellten Verstößen droht hierbei ein empfindliches Bußgeld.“ Die Reaktion ließ nicht lange auf sich warten: Man komme sich vor wie Verbrecher, heißt es in einer Erklärung der drei Präsidenten Roland Wehrle (Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte), Kurt Szofer (Narrenfreundschaftsring Schwarzwald-Baar-Heuberg) und Rainer Hespeler (Narrenvereinigung Hegau-Bodensee).

111 Narrenbäume standen einst vor dem roten Rathaus in Allmendshofen. Die Sieben-Blätz-Hexen und die Hans Heini Narro hatten sich die ...
111 Narrenbäume standen einst vor dem roten Rathaus in Allmendshofen. Die Sieben-Blätz-Hexen und die Hans Heini Narro hatten sich die Aktion „Narrenbäume to go“ einfallen lassen. Zu den ersten, die sich einen Narrenbaum sicherten, gehörten Patrick Zahn und Sara Nacci, sowie Ann-Kathrin Mattes. Bild: Roger Müller

Viele Narren waren vernünftig – vor allem im Städtedreieck. „Keine Vorkommnisse“ heißt es aus dem Polizeipräsidium Konstanz. In Donaueschingen, Hüfingen und Bräunlingen habe es keinerlei Narren gegeben, die über die Stränge geschlagen haben. Das war aber bei Weitem nicht überall so. Wer den Blick am Montag nach Villingen, Rottweil oder Überlingen schweifen ließ, der entdeckte doch Narren, die eben dann doch Fasnet gemacht haben. Wenig Begeisterung löst das bei den Narren aus, die sich an die Regeln gehalten haben und in diesem Jahr zuhause geblieben sind.

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„Da schaut man sich am Montag um und Land auf, Land ab wird Fasnet gemacht, und was macht die Polizei? Die steht daneben und schaut zu“, sagt Michael Lehmann, Zunftmeister des Donaueschinger Frohsinns. Besonders in Anbetracht der Post, die im Vorfeld von der Polizei kam, kann Lehmann da nur den Kopf schütteln. Frei nach dem Motto: Erst versucht man, die Narren einzuschüchtern, und dann macht man nichts, wenn sich manche nicht daran halten.

Eschinger Narren waren diszipliniert

Was die Eschinger Fasnet anbelangt, zieht Michael Lehmann – unter Berücksichtigung dessen, was möglich war – ein positives Fazit. „Man hat sehr viel Kreativität gesehen und viele haben sich wirklich tolle Sachen einfallen lassen“, sagt der Zunftmeister. Vor allem, da es doch für die Narren eher ungewohnt ist, ihre Aktivitäten allein auf digitale Formate zu beschränken.

Die Aufener Musiker steuern zur Eschinger Fasnet zwei digitale Auftritte bei – für den Großen Umzug und für die Dorffasnet.
Die Aufener Musiker steuern zur Eschinger Fasnet zwei digitale Auftritte bei – für den Großen Umzug und für die Dorffasnet. | Bild: Narrenzunft Frohsinn

Reichlich kreativ waren da nicht nur die Frohsinn-Mitglieder, sondern auch die Stadtkapelle und die Aufener Musiker, die Donaueschinger Hexen und die Hans Heini aus Allmendshofen haben sich an der Aktion beteiligt. So war es in den vergangenen Tagen möglich, den kompletten Ablauf der Eschinger Fasnet digital nachzuspielen – angefangen vom Narrengericht in Allmendshofen über den Rathaussturm und den Großen Umzug bis hin zur Fasnetsverbrennung am Dienstagabend.

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Das Angebot reichte von Archivmaterial, das der Frohsinn bei seinem 100. Geburtstag im Jahre 1953 gemacht hat, bis hin zu aktuellen Beiträgen, wenn beispielsweise Ignaz und Severin das Rathaus via Videoschalte stürmen und OB Erik Pauly einfach digital entmachten. Richtig aufwendig wurde es bei der Stadtkapelle, die ganz coronakonform in ihren Videos viele Narren in der Eschinger Innenstadt tanzen ließ.

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„Und was die Außenaktionen betrifft, da waren alle sehr vernünftig und sehr diszipliniert“, sagt Lehmann. Gemeinsam mit seinem Zunft-Vize Wolfgang Hansel hatte er vor der Fasnet an seine Narren appelliert, in diesem Jahr zuhause zu bleiben und die Häser im Schrank hängen zu lassen. Der Großteil der Mitglieder hatte an diesem Aufruf auch nichts auszusetzen und sah den Sinn in den Worten der Zunftspitze. Doch da auch eine Zunft der Spiegel der Gesellschaft ist, gab es doch einige, die Lehmanns und Hansels Worte nicht ganz so gern vernommen haben. Es soll den Beiden sogar der Vorwurf gemacht worden sein, sie wären charakterlos.

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Auch wenn Lehmann mit der Fasnet 2021 nicht unzufrieden ist, die digitalen Formate gut angekommen sind und die Zunft auch durch die ausgefallene Fasnet kräftig im finanziellen Bereich gespart hat: „Um nichts in der Welt würde ich das gegen eine normale Fasnet eintauschen.“ Denn eine Fasnet lebe eben auch vom Kontakt mit den Leuten und vom gegenseitigen Austausch und der Gemeinsamkeit. „Die Fasnet ist das Fest der Sehnsüchte und virtuell kann man das einfach nicht rüberbringen“, sagt Lehmann. 2022 soll dann alles wieder ganz normal werden – eine Fasnet, wie die Eschinger sie kennen und lieben. „Da hat dann auch sicher jeder so richtig Nachholbedarf“, sagt der Donaueschinger Zunftmeister.