Das kulturelle Programm in Donaueschingen würde wesentlich anders aussehen, wäre da nicht die Gesellschaft der Musikfreunde. Seit 1913 gibt es den Verein, der für die Stadtverwaltung Konzerte, Kleinkunst, Kulturprogramm organisiert. Jedes Jahr, das Ganze ehrenamtlich.

Die dazugehörige Finanzierung war jüngst Thema im Donaueschinger Gemeinderat. Die Organisation des Programmes kostet Geld, Gagen müssen bezahlt werden, allein für die Ticket-Software müssen pro Jahr 3000 Euro ausgegeben werden. Dazu kommt die allgemeine Preis-Entwicklung aufgrund Inflation und Krisen. Die Musikfreunde baten daher das Gremium um eine Erhöhung des jährlichen Zuschusses der Stadt von bisher 65.000 Euro auf 82.000 Euro ab 2025. Das sind 17.000 Euro. Die Räte stimmten dem schließlich zu, es gab allerdings deutliche Kritik – und zwölf Gegenstimmen beim Votum.

Was hat sich abgespielt?

Besonders heftige Kritik gab es dabei aus den Reihen der GUB. Deren Fraktionssprecher Marcus Milbradt machte seinem Ärger Luft: „Es fällt mir schwer, was dazu zu sagen.“ Keiner wolle die Wichtigkeit von kulturellen Angeboten in der Stadt absprechen, „Kultur ist wichtig“, so Milbradt. Allerdings seien bei den Musikfreunden gewisse Stellschrauben nicht gezogen worden, „und zwar massiv.“ Milbradt verwies auf jährliche Minus-Zahlen im hohen fünfstelligen Bereich.

Man habe auf Nachfrage eine Liste von Konzerten in diesem Jahr bekommen, bei denen Verschiedenes auffalle: „Der Strawinsky-Saal wird für rund 200 Personen bestuhlt, hier passen 370 rein“, sagte Milbradt. Besonders gravierend sei es bei einer Veranstaltung im Mai gewesen: „Die Gruppe damals kostete 23.000 Euro – und 129 Besucher waren dabei, wovon 88 bezahlt haben. Da wird mir schwindelig.“ Hinzugekommen sei dann noch das Catering für die Musiker in Höhe von 486 Euro.

„Kultur muss stattfinden, aber wir haben auch einen Haushalt zu beschließen. So ist das der falsche Weg. Wir weigern uns, einer Erhöhung zuzustimmen“, sagt der GUB-Sprecher. Anderen Vereinen mache man für sowas einen Vorwurf. „Es muss erst ein Weg gezeigt werden, wie wir hier zumindest eine Null schreiben. Die Frage ist doch, wer das zahlt!“

Engagement ist lobenswert

Unstrittig sei das lobenswerte Engagement des Vereins, so CDU-Fraktionssprecher Marcus Greiner, „wir haben in der Fraktion allerdings kein einheitliches Meinungsbild.“ Kritisiert werden die stark defizitären Veranstaltungen: „Es gibt Grenzen, innerhalb derer man fragen muss: Kann man das machen? Und sind die gestiegenen Kosten noch zeitgemäß?“ Das ändere jedoch nichts an der Wertschätzung der Arbeit. Es sollte geschaut werden, was keinen Zweck mehr habe. „Die Maßnahmen der Musikfreunde sollten zeitnah vorgetragen und die Bilanz zügig vorgelegt werden“, so Greiner.

Das könnte Sie auch interessieren

Es sei wichtig, auf die Qualität zu achten, „das tun wir beim Reitturnier und bei den Musiktagen. Die Frage ist, wo hängen wir das Schild bei den Musikfreunden hin?“, sagt Grünen-Fraktionssprecher Michael Blaurock. Bei den Zuschusskosten der Stadt pro Ticket werde es einem schwindelig: „Es ist klar: Das wird nie kostendeckend sein. Und noch mehr Veranstaltungen stemmen zu müssen, da wird es noch defizitärer.“

Man müsse gut überlegen, ob man nicht wirklich hochpreisiges ausklammere, oder in geringerem Maße veranstalte: „Keine Frage, wir bezahlen die 17.000 Euro. Wir müssen den Musikfreunden die Freiheit lassen im Kleinkunstbereich. Mit großen Konzerten werden wir miese machen“, so Blaurock weiter. „Die Zeichen sind klar. Die Bitte um Zurückhaltung für 2025/2026.“

Ähnlich sah man das auch bei der SPD: „Wir haben versucht, uns zu einer einheitlichen Meinung durchzuringen“, sagt Stadtrat Peter Rögele. Er sprach von einem Minus von 20 Prozent, man habe sich aber durchgerungen, dem Zuschuss zuzustimmen: „Es ist aber nicht sinnvoll, mindestens 18 Veranstaltungen zu organisieren. Das wird zu einer Erhöhung des Defizits führen“, so Rögele weiter. Das müsse eine einmalige Lösung sein. „Wir würden dann darum bitten, rechtzeitig einen entsprechenden Bericht vorzuweisen, damit man sagen kann: Das macht Sinn – oder wir müssen uns weitere Gedanken machen.“

Das könnte Sie auch interessieren

FDP/FW-Fraktionssprecher Niko Reith könne die kritische Wertung nachvollziehen, „nicht nachvollziehbar ist aber für mich der enthaltene Zungenschlag. Das ist nicht gerecht.“ Immerhin handle es sich hier um ehrenamtlichen Einsatz. Die Zahlen des Vereines erhalte man zudem bei den Mitgliederversammlungen: „Ich möchte dem Eindruck entgegenwirken, wir geben hier Geld und sie wissen nicht, was sie tun.“

Die Gesellschaft der Musikfreunde übernehme eine Aufgabe der Stadt: „Wenn wir das wollen, müssen wir uns entscheiden. Ansonsten müssen wir es selbst übernehmen. Für uns steht fest, Donaueschingen ist eine Kunst-, Kultur- und Musikstadt – und wir unterstützen die Förderung.“

Nicht mit solch einer Diskussion gerechnet

Überrascht vom heftigen Diskussionsverlauf zeigte sich Bürgermeister Severin Graf: „Im Kulturausschuss gab es nur eine kritische Bemerkung.“ Die Musikfreunde seien bereits in der Planung für die nächste Saison und bräuchten Sicherheiten. Es sei klar, dass es sich um einen selbstständigen Verein handle, wohl aber dürfe der Rat eine Erwartungshaltung bringen. „Den Verein jetzt allerdings im luftleeren Raum stehenzulassen, das halte ich für schwierig.“ Der Ausschuss wäre anders verlaufen, hätte man damals schon die Zahlen zu hören bekommen, so GUB-Stadträtin Alexandra Riedmaier: „Wenn bei einer Veranstaltung nur 15 oder 20 Leute auftauchen, dann muss ich daraus etwas lernen.“

Severin Graf, Bürgermeister Donaueschingen.
Severin Graf, Bürgermeister Donaueschingen. | Bild: Stadt Donaueschingen

Bei der Planung müsse man hoffen, dass bestimmte Gruppen auch Besucher ziehen: „In der Rückschau ist das immer einfach“, so Oberbürgermeister Erik Pauly. Es sei ein ehrenamtlicher Verein, der für die Stadt das Kulturprogramm stemme. „Aber: Wenn Steuergelder ausgegeben werden, dann müssen wir auch genau hinterfragen.“

Großen Dank sprach schließlich die stellvertretende Vorsitzende der Musikfreunde, Karin Stocker-Werb, aus: „Das gibt uns Planungssicherheit – und zum anderen Ansporn.“ Aufgabe sei es, möglichst vielen in Donaueschingen Kultur erleb- und sichtbar zu machen.