Furtwangen – Etwas mehr als ein Jahr ist es her, dass der Eigenanbau und das Rauchen von Cannabis legalisiert wurde. Für manche, die die Droge zuvor heimlich konsumierten und illegal anbauten, war die Legalisierung ein Grund zur Freude. Andere zeigten sich entsetzt über die Neuregelung – denn schließlich ist Cannabis ein Rauschmittel, das auch negative Auswirkungen auf den Körper haben kann, oder Kontrollverlust und Abhängigkeit provoziert. Die Droge kommt häufig gut unter Jugendlichen an – sie greifen nicht selten schon mit unter 16 Jahren zu einem Joint und mögen das Gefühl, high zu sein. Über die Gefahr dahinter informieren sich viele jedoch ungern – schließlich ist der Konsum nun legal.
Hemmungslose Geschäftemacher
Dirk Maute ist Stadtjugendpfleger in Furtwangen und betreut seit etwa 14 Jahren junge Leute in der offenen Jugendarbeit. Er berichtet, wie er die Legalisierung bei seiner Arbeit wahrnimmt und was seine Meinung zum Konsum im jungen Alter ist. Mautes Arbeitsplatz ist zentral, aus seinem Fenster blickt er direkt auf den Furtwangener Stadtpark. Und einen Unterschied nehme er seit der Legalisierung deutlich wahr: Wenn Dealer vor eineinhalb Jahren noch möglichst heimlich in der Ecke ein kleines Tütchen weggaben, dann würden sie sich seit dem 1. April 2024 – dem Tag der Legalisierung – nicht mehr scheuen und würden auf der offen zu sehenden Parkbank verkaufen. Es es aus der Ferne jedoch schwer, den Inhalt des Päckchens zu erkennen. Ist es die erlaubte Menge an Cannabis? Oder könnten es illegale, gefährlichere Rauschgifte sein?
Maute sieht darin eine große Schwierigkeit. Er selbst kann zwar seine Sichtung dem Ordnungsamt oder der Polizei weitergeben, doch er sagt selbst: „Die Leute, die das machen, sind nicht auf den Kopf gefallen. Sie wissen, was sie offensichtlich verkaufen und was man versteckt.“ Er selbst hat keine Weisungsbefugnisse für den Stadtpark und arbeitet in einem freiwilligen Freizeitangebot für Jugendliche. Der Stadtjugendpfleger ist klar gegen die Legalisierung. „Ich finde es schrecklich. Ich bin für keine Legalisierung von Suchtstoffen“, sagt er. Damit meint Maute auch Zigaretten und Alkohol.
Das größte Problem in der Legalisierung sieht er in der Qualität des Cannabis. Die Herkunft und der Zustand des Stoffes würde zu wenig kontrolliert werden. Viele Befürworter argumentieren, dass das Rauschmittel auch gesundheitliche Vorteile mit sich bringe – jedoch nicht unter den Umständen, wie sie oftmals gezüchtet würden. „Schlechter kann man es doch fast nicht umsetzen“, macht er seine Meinung deutlich. Dennoch hält er eine Abschaffung der Legalisierung für unrealistisch. „Nachdem man den Schritt erst mal gegangen ist, ist es schwierig, das rückgängig zu machen.“
Stattdessen wünscht er sich eine strengere Kontrolle. „Den Schwarzmarkt wird es immer geben. Daher ist es nötig, dass man zum Schutz der Konsumenten die Qualität der Stoffe viel mehr kontrolliert“, erklärt er. Einen konkreten Lösungsvorschlag hat er auch: „Es sollte einen Laden ausschließlich für Suchtmittel geben, wo Zigaretten, Alkohol und Cannabis in geprüfter Qualität verkauft werden. Dass Leute es konsumieren, lässt sich eh nicht mehr verhindern.“ Das heißt, dass es im normalen Supermarkt des Vertrauens keine Suchtmittel mehr gäbe, sondern nur noch in bestimmten Geschäften. Dadurch komme man auch nicht mehr so leicht in Versuchung, wenn der Kauf mit zusätzlichem Aufwand verbunden ist. Vielleicht würden Menschen ganz getreu dem Motto „Aus den Augen, aus dem Sinn“ auch weniger zu diesen normalisierten Suchtmitteln greifen.