Franz Dreyer

Die extreme Trockenheit und die damit einhergehende starke Vermehrung des Borkenkäfers fordert auch vom Stadtwald Geisingen ihren Tribut. Über Jahre spülte der Forstbetrieb einen Überschuss von jeweils rund 100 000 Euro in die Stadtkasse. Im Jahr 2018 waren es sogar 260 000 Euro. Nach der Planung war auch für 2019 ein Ertrag errechnet worden. Wie Oberforstrat Karlheinz Schäfer, seit 1. Januar Leiter des Kreisforstamtes, und Sachgebietsleiter Ulrich Maier dem Gemeinderat erläuterten, ist nicht auszuschließen, dass der Forstbetrieb im laufenden Jahr in die roten Zahlen gerät. Maßgeblich für diese betrübliche Entwicklung sind die europaweit durch Dürre und Käferbefall angefallenen riesigen Schadholzmengen.

Preisverfall an den Holzmärkten

Diese führten seit Frühjahr zu einem Preisverfall an den Holzmärkten. Konnte man zuvor beim Fichtenstammholz bis zu 92 Euro je Festmeter erlösen, geht der Festmeterpreis bei dem qualitätsgeminderten. Käferholz derzeit in Richtung 40 Euro.

Auch für das kommende Jahr ist keine Verbesserung der betrüblichen Situation in Sicht. Es gilt weiter: Höhere Aufarbeitungskosten bei schlechten Preisen, so die Forstfachleute. Holz aus frischem Einschlag dürfte 70 Euro je Festmeter kaum überschreiten. Trotz dieser schwierigen Ausgangslage hatte die Verwaltung einen Betriebsplan für 2020 vorgelegt, der bei einem Normaleinschlag von 18 500 Festmetern noch einen geringen Überschuss von 3835 Euro aufwies .Dafür waren jedoch Abstriche unter anderem bei den Kulturen und der Jungbestandspflege erforderlich.

Am Hattinger Hausberg, dem Witthoh, gibt es das neue Naturschutzgebiet „ Mühlebol – Wolfental“.
Am Hattinger Hausberg, dem Witthoh, gibt es das neue Naturschutzgebiet „ Mühlebol – Wolfental“. | Bild: Franz Dreyer

Stadtrat Paul Haug (Freie Wähler/FDP) erinnerte in der Beratung an den getroffenen Grundsatz, die Kulturen als Zukunft des Waldes zu forcieren. Ferner zog er in Zweifel, „ob gutes Holz zu schlechten Preisen verkauft werden soll“. Andreas Heidel ( Aktive Bürger) verwies darauf, dass man viele Jahre vom Wald positive Ergebnisse hatte: „Man sollte deshalb etwas „ausharren“ und nun mal ein Defizit in Kauf nehmen“, meinte er. Auch Uwe Kraft (SPD/Freie Bürger) hielt ein gewisses Defizit für verkraftbar, zumal auf die Natur kein Einfluss genommen werden könne.

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Den in den Wortmeldungen zum Ausdruck gekommene „Mut zum Defizit“ setzte Bürgermeister Martin Numberger in einen Beschlussvorschlag um, der die einmütige Zustimmung des Gremiums fand. Dieser beinhaltet die Verabschiedung des vorgelegten Plans, jedoch mit den Ergänzungen die Mittel für die Kulturen um 20 000 Euro aufzustocken und den der Marktsituation angepassten Einschlag bei einem Zwischenbericht im Frühjahr auf 16 000 Festmeter zu reduzieren, was jedoch zu einem Defizit in einer Größenordnung bis zu 100 000 Euro führen könnte.

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Vor der Beratung des Forsthaushaltes stand die gemeinsame Waldbegehung. Bei dem Waldbegang auf dem Geisinger Berg erläuterten Oberforstrat Schäfer und die Revierleiter Karl–Ernst Rapp und Hartmut Bertsche an verschiedenen Waldbildern interessante Aspekte der Waldbewirtschaftung. Zum Auftakt galt das Interesse einer voriges Jahr in der Abteilung „ Frauenacker“ erfolgten Abräumung. Auf der wieder zu bestockenden Fläche werden verschiedene Baumarten, auch Lärchen und Douglasien, gepflanzt, was den Vorteil hat, dass bei einem Ausfall einer Baumart nicht die gesamte Fläche neu begründet werden muss. Angestrebt werden nadelholzreiche, stabile Mischbestände. Unweit dieses Standorts wurde den Teilnehmern eine durch Käferbefall entstandene größere Fläche gezeigt. Die heiße Witterung der vergangenen zwei Sommer hat den Borkenkäfer sehr begünstigt. Zum Abschluss gab es noch eine Premiere: Die Teilnehmer konnten nach gegebenen Erläuterungen und betreut von den Revierleitern in die Rolle eines Försters schlüpfen und die Auswahl treffen, welche Bäume bei dem im Öfinger Hau anstehenden Durchhieb gefällt werden sollen.

Der Forstbetrieb

Mit 2215 Hektar Holzbodenfläche ist die Stadt Geisingen eine der größten kommunalen Waldbesitzer im Landkreis Tuttlingen. Der nachhaltig mögliche Jahreseinschlag beträgt 18 500 Festmeter. Der Stadtwald ist in zwei Reviere gegliedert, betreut von den Förstern Karl–Ernst Rapp und Hartmut Bertsche. (wf)