Seit Jahrzehnten benutzen Landwirte die für den übrigen Verkehr gesperrten Feldwege, um mit ihrem Arbeitsgerät auf den Acker zu gelangen. Waren das früher noch Pferde, die mit ihrem Geschirr den Pflug durch die Erde schleppten, hielten schließlich die motorisierten Helfer Einzug in den landwirtschaftlichen Alltag: die Traktoren. Und die entwickeln sich immer weiter und werden vermeintlich auch immer größer. Ist für diese Mega-Fahrzeuge überhaupt noch Platz auf den Feldwegen, oder sind dafür neue notwendig?

Wer darüber genau Bescheid weiß, das ist der Gutmadinger Hans Kramer. Er ist stolzer Besitzer von acht Oldtimer-Traktoren. Jede dieser Landwirtschaftsmaschinen wurde von der Firma Kramer hergestellt. Die Brüder Emil, Karl und Hans Kramer, die die Maschinenfabrik Gebrüder Kramer GmbH im Jahr 1925 in Gutmadingen gegründet haben, waren die Cousins seines Vaters. Es war die älteste deutsche Spezialfabrik für kombinierte Kleinschlepper und Motormäher. Die Kramer-Werke haben ihren heutigen Sitz in Pfullendorf. Sie stellten in Gutmadingen vor allem Rad- und Teleskoplader her, erzählt der ehemalige Vorsitzende der Kramerfreunde. Heute gehöre der Betrieb einem großen Konzern.

"Es ist schade, dass es immer weniger selbstständige Familienbetriebe gibt", bedauert Kramer. Auch sein eigener Landwirtschaftsbetrieb musste mittlerweile verpachtet werden, da sich seine vier Schwiegersöhne – zu seinem Bedauern – allesamt gegen die Karriere als Landwirt entschieden haben.
- Immer größer: Im Laufe der Zeit seien die Traktoren immer größer geworden. Die Feldwege hätten deshalb aber nicht verbreitert werden müssen, berichtet er. "Die Wege waren damals sowieso noch nicht geteert." In der heutigen Zeit sei ein Ausbau der Feldwege angesichts moderner Landwirtschaftsmaschinen allerdings wieder nötig, meint der 81-Jährige.
- Positive Entwicklung: Er sieht die Entwicklung, die die Landmaschinen im Laufe der Zeit durchlaufen haben, dennoch positiv. Trotz größerem Gewicht drücken die neueren Maschinen den Boden weniger zusammen als die Oldtimer, erzählt Kramer: "Das liegt an der speziellen Bereifung, die das Gewicht des Traktors besser verteilt." Der Trend gehe zum Raupenfahrzeug. Auch der Spritverbrauch sei durch die effektiveren Motoren weniger geworden, meint er. Das mitunter bei älteren Menschen gängige Lebensmotto: "Früher war alles besser", könne in diesem Fall also nicht bestätigt werden.
Die Firma Scherzinger Landtechnik aus Waldhausen hat im Gegensatz zu Hans Kramer vor allem mit modernen Traktoren zu tun. Der Verkauf, die Wartung und die Reparatur gehören zu den Hauptaufgaben des Betriebes. Das Unternehmen wurde 1934 von Gottfried Scherzinger gegründet und feierte 2009 sein 75-jähriges Jubiläum.
- Komfortabler: Eine der größten Verbesserung zu früher sei vor allem der Fahrkomfort, erzählt Christian Scherzinger, der für den Verkauf und die Reparatur innerhalb des Betriebes zuständig ist. "Es gibt keine Gangschaltung mehr zu betätigen", meint er. "Man drückt aufs Gas und fährt los. Man geht runter vom Gas und bleibt stehen." Allerdings hätte man früher am Tag auch nur zwei bis drei Stunden auf dem Traktor verbracht. Heutzutage hingegen säßen die Landwirte acht bis zwölf Stunden auf den Landmaschinen.

- Wege zu klein: Auch er ist der Meinung, dass die Breite der heutigen Feldwege nicht mehr für die modernen Traktoren ausreicht. "Man sieht ja, dass das Bankett teilweise außen bricht", führt er fort. Den Trend der Richtung Raupenfahrzeuge zu gehen scheint, sieht er gespalten. Zum einen sei diese Art von Fortbewegung vor allem in nassen Gebieten von Vorteil. "Allerdings ist das sehr teuer", entgegnet er.