Über all die Jahre hatte Leipferdingen bei der Nahversorgung eine komfortable Situation: Bei der Metzgerei und der Bäckerei mit Einzelhandelsgeschäft konnten die Waren des täglichen Bedarfs noch direkt vor Ort gedeckt werden. Doch das änderte sich Ende Januar diesen Jahres als Hermine und Rainer Dullenkopf mit ihrer Bäckerei und dem Einzelhandelsgeschäft in den wohlverdienten Ruhestand traten.
Nicht in Leipferdingen
Wer über Fleisch- und Wurstwaren hinaus etwas brauchte, musste seitdem nach auswärts fahren. Hinzu kommt, dass in den umliegenden Orten die Situation nicht besser ist. Das brachte bei der Ortsverwaltung Sorgenfalten auf die Stirn: Ortsvorsteher Jürgen Keller war in Sorge wegen der künftigen Nahversorgung.
Der Tante-M-Laden
Er suchte nach einer Lösung und dies mit Erfolg. In einer Fernsehsendung wurde er auf das neue Nahversorgungsmodell auf dem Land, die Tante-M-Läden aufmerksam. Er machte sich daran, den Kontakt aufzunehmen und trat in Verhandlung. Und das Ergebnis? Den Leipferdingern wird voraussichtlich ab Herbst wieder ein Nahversorger zur Verfügung stehen.
Wie sieht der aus?
Mit der Etablierung eines solchen Tante-M-Ladens sollen Kunden dann ein kleines Vollsortiment von ungefähr 1100 Artikeln zur Verfügung haben. Diese Läden haben an allen sieben Tagen der Woche von 5 bis 23 Uhr geöffnet. Dies ist durch das Konzept der vollständigen Selbstbedienung möglich. Es sitzt niemand hinter der Kasse und zu den meisten Zeiten trifft man auch kein Personal. Die Tür-und Lichtschaltung funktioniert automatisch. Es gibt zwar zwei Mini-Jobber pro Laden, die sind aber nur einmal am Tag kurz da, um Regale einzuräumen und nach dem Rechten zu schauen.
An der Kasse dürfen Kunden ihre Waren selbst einscannen und im Anschuss entweder ihr Bargeld in einen Tresor mit Schlitz werfen oder mit Karte bezahlen. In dem Laden gibt es alles, was man für den Alltag braucht. Alkohol und Zigaretten gibt es wegen der fehlenden Alterskontrolle nicht. Hinter der Idee steht der 40-jährige Christian Maresch, ein Unternehmer aus Plitzhausen im Kreis Reutlingen. In den vergangenen zwei Jahren hat er schon 24 Tante-M-Läden in Dörfern eröffnet. Die Überwachung läuft dabei über Kameras.
Örtliche Lieferanten
„Wir schauen immer, dass Fleisch- und Wurstwaren, Backwaren, Obst- und Gemüse von örtlichen Lieferanten oder solchen aus der Region kommen. Dieser Personenkreis nutzt die Möglichkeit gerne, da sich dadurch Umsatz ohne Aufwand für den Verkauf generieren lässt“, sagte Jochen Schwab, Leiter für den Bereich Expansion bei Tante-M. Ob der Laden in Leipferdingen vom Unternehmen selbst betrieben wird oder durch einen sogenannten Franchise-Nehmer, ließ er nach dem derzeitigen Planungsstand offen.
Ortsvorsteher Keller begrüßte im Gespräch die Einrichtung des Dorfladens, in dem auch der örtliche Metzger – wenn er es wünscht – seine Waren anbieten und die Bevölkerung für die schnelle Versorgung Besorgungen ohne Auto machen kann. Hinzu komme, dass für das Projekt keine Mittel für Investitionen erbracht werden müssen Auch unter dem Aspekt, der Bevölkerung am Ort wieder Einkaufsmöglichkeiten zu bieten, bringt die Familie Dullenkopf ihre bisherigen Ladenräume in das Projekt ein.