Geisingen – Der Geisinger Stadtwald ist, wie Revierleiter Hartmut Bertsche den Gemeinderäten bei der Waldbegehung erklärt hat, im sechsten Jahr im Katastrophenmodus. Die sogenannten zufälligen Ergebnisse, dies sind Sturm, Schneebruch und vor allem der Borkenkäfer, sind seit 2019 sehr hoch. Das führt zu einer enormen Arbeitsbelastung des Forstpersonals und zu einem deutlich höheren Einschlag als geplant.

Nach dem sogenannten Forsteinrichtungsplan, der zehn Jahre Gültigkeit hat, ist ein jährlicher Einschlag von 18.500 Festmeter Holz vorgesehen. In diesem Jahr werden es 22.000 Festmeter Holz sein, wie der Leiter des Kreisforstamtes Tuttlingen, Karlheinz Schäfer berichtet. Der Käfer als Hauptschädling und Verursacher des höchsten Anteils des Schadholzes wütet buchstäblich seit 2018.

Geisingen liegt mit einem Schadholzanteil von 47 Prozent deutlich unter dem Schnitt im Landkreis, in den Vorjahren war der Anteil auch schon deutlich höher. Die Waldbegehung fand im Revier von Hartmut Bertsche im Wald der Gemarkung Leipferdingen statt. Die vielen Schadhölzer bringen beim Einschlag und der Aufarbeitung enormer Mehraufwand mit sich. Sind irgendwo Käferbäume, wird auch drumherum nach dem Schädling Ausschau gehalten und die Bäume werden gefällt.

Das einzig Positive daran sind die derzeit sehr guten Preise für das Holz, was auch mächtig Geld in die Stadtkasse spült. Beim sogenannten Leitsortiment der Klasse 2 b beim Nadelholz werden derzeit wieder dreistellige Erlöse pro Festmeter erzielt, also über 100 Euro. 2b steht dabei für einen Mittendurchmesser des Stammes zwischen 25 und 30 Zentimeter. Holz ist bei Sägewerken stark nachgefragt, ebenso auch bei Papierfabriken. Das Holz kann auch nach Kundenwunsch sortiert werden, womit man noch bessere Preise erzielt. Den Einschlag nehmen die drei Forstwirte vor, die durch Maschinen, die sogenannten Vollernter (Harvester) unterstützt werden.

Man rechnet mit einem Überschuss von rund 400.000 Euro in diesem Jahr, geplant waren 260.000 Euro. Zu dem Überschuss trägt auch die Zahlung von 150.000 Euro für die Habitatsbaumkartierung bei, an der sich die Stadt Geisingen beteiligt. Hierfür muss sie 10.000 sogenannte Habitatsbäume markieren und stehen lassen. Das sind Bäume, die aufgrund ihres Wuchses kaum Gewinn bringen, aber ökologisch sehr wertvoll sind. Etwa dann, wenn in einem alten Baum mit Zwieselwuchs schon ein Tier nistet. Die Hälfte dieser Bäume, so Hartmut Bertsche, wurde inzwischen durch die Revierleiter und die drei Fortwirte markiert.

Tim Fuchs vom Kreisforstamt erläuterte, dass das klimaangepasste Waldmanagement, für das die Habitatbäume für die Dauer von zehn Jahren stehen bleiben, überzeichnet ist. Neuanträge werden keine mehr entgegengenommen, man hoffe aber darauf, dass das Programm die zugesagten zehn Jahre läuft und auch bezuschusst wird. Neben diesem Bundesprogramm erhält die Stadt auch vom Land Zuschüsse für bestimmte Maßnahmen wie das Trockenlager, in dem Käferbäume außerhalb des Waldes gelagert werden.

Bei der Waldbegehung wurden neben einer Waldfläche mit Schadhölzern und daneben mit einer Naturverjüngung vor allem Wegebaumaßnahmen in Augenschein genommen. Durch den verstärkten Einschlag muss verstärkt Holz abgefahren werden, was mit den schweren Fahrzeugen auch den Waldwegen sehr zusetzt. 70.000 Euro sollen im nächsten Jahr in die Unterhaltung der Waldwege investiert werden. Im nächsten Jahr sind 18 500 Festmeter Einschlag geplant.