Seit vielen Jahren erlebt die Baar ein Aussterben der gut bürgerlichen Gastronomielandschaft. Erlebnisgastronomie und ausländische Familienbetriebe springen in die Lücke. In diesen unruhigen Zeiten ist das „Rößle“ in Fürstenberg so etwas wie ein Fels in der Brandung. In über 30 Jahren hat das Ehepaar Andrea (56) und Xaver Wolfsteiner (59) ihr Hotel samt Gasthof zu der wohl renommiertesten Gastronomie-Adresse auf der Baar nach dem Aasener Öschberghof gemacht. Jetzt gibt's überraschend eine Zäsur: Ab dem 1. Januar 2018 übernimmt die Treugast Hotellerie den Betrieb des "Rößle", Wolfsteiners werden aber weiterhin für ihre Gäste da sein: Er als Souschef mit Schwerpunkt Qualitätsmanagement in der hoteleigenen Küche, sie übernimmt die Leitung des Restaurants und der Gästebetreuung – ein Rückzug auf Raten also.
Wolfsteiners wollen in Zukunft einfach etwas kürzer treten, gleichzeitig ihr "Rößle" aber fit für die Zukunft machen. Da die beiden Söhne, beide Akademiker, sich für eine Laufbahn in der Wirtschaft entschieden haben, und die Suche nach einer geeigneten Nachfolgelösung lange Zeit erfolglos blieb, lag es nahe, sich nach einer Betreibergesellschaft umzusehen – denn Wolfsteiners wollen ihr Lebenswerk in sicheren Händen wissen. Das "Rößle" mit seinen Sparten wie Tagungsgeschäft oder Catering müsse laufend fortentwickelt werden, um am Markt bestehen zu können, sagt Andrea Wolfsteiner. Für ein Ehepaar sei das kaum leistbar. Für die beiden ganz wichtig: Die 46 Angestellten werden alle in gleichbleibender Funktion übernommen. "Wir sind froh, dass wir den Betreiberwechsel aktiv mitgestalten und uns in den kommenden Jahren langsam aus dem Tagesgeschäft zurückziehen können", so Andrea Wolfsteiner, die aus Fürstenberg stammt und für die Xaver Wolfsteiner einst den "Löwen" in Oberstaufen verlassen hat.
Von Wolfsteiners Kochkünsten profitierten bereits die St.-Michael-Senioren und er war auch Küchenchef im Pleite gegangenen Carlton-Hotel.
Auf die Frage nach bekannten Gästen antwortet die Hotelchefin ausweichend. Die Ministerpräsidenten Erwin Teufel und Winfried Kretschmann seien schon da gewesen oder der Sänger Costa Cordalis und Kurienerzbischof und Privatsekretäre Benedikts XVI., Georg Gänswein. Doch Promis zu bewirten sei ihr und ihrem Mann nie wichtig gewesen. Denn: "Wir behandeln alle Gäste gleichgut."
In den vergangenen 15 Jahren hat die Treugast Hotellerie GmbH ein Nachfolgemodell entwickelt, das Hoteliers schrittweise weniger Verantwortung und mehr Sicherheit bietet und in dieser Art in Deutschland einmalig ist. Das Unternehmen unterstützt den Hotelier bei seinem Weg aus der Geschäftsführung in den gesicherten Ruhestand und kümmert sich darum, einen langfristigen Pächter oder Käufer für die Hotelimmobilie zu finden oder übernimmt selbst den Betrieb, wie im Falle des Hotel Gasthof "Rößle".
Treugast Hotellerie
Das Unternehmen mit Sitz in Freiburg und Frankfurt wurde laut Pressemitteilung 1997 gegründet und agiert als Betreibergesellschaft zur Führung von Hotelbetrieben. Die GmbH eröffnet neue Hotelbetriebe oder unterstützt bei der Markteinführungsphase, führt Hotels interimsweise und bietet Lösungen für die Betriebsnachfolge. In den vergangenen 20 Jahren hat das Unternehmen über 150 Hotel-, Gastronomie-, Freizeit- und Tourismusbetriebe geführt. Aktuell betreut das Unternehmen knapp 20 Hotelbetriebe. Auftraggeber sind Investoren, Immobilienfonds und mittelständische Hotelunternehmer.