Hüfingen erwacht, die ersten Kaffeetassen klappern – und irgendwo in der Stadt setzt sich ein Mann in Bewegung: Reinhard Isak, 73 Jahre alt, stolzer Besitzer von Awell, seines Zeichens Labradoodle und ehrenamtlicher Wetterhund mit eigener Facebook-Seite.
Reinhard Isak verordnet sich Bewegung
Seit 2015 marschiert das Duo tagtäglich durch Wind, Regen, Schnee oder Saharastaub. Denn, so hat es Isak nach mehreren Herz-OPs beschlossen: Bewegung hält gesund. Und weil das Laufen allein wohl zu langweilig wäre, hält die Hundedame nebenbei noch als regionale Wetterexpertin her.
„Der Hund macht den Wetterbericht – ich tippe nur“, behauptet Isak bescheiden. Tatsächlich ist Awells Facebook-Seite ein Geheimtipp nicht nur für Exil-Hüfinger auf der ganzen Welt. Viele klicken sich rein, um zu erfahren, ob es auf der Baar regnet oder die Sonne lacht.

Leider ist auch Awell ist nicht mehr die Jüngste. 13 Jahre alt, ein stolzes Hundealter, und mit einer stattlichen Sammlung an Alterszipperlein ausgestattet. Arthrose, Rückenprobleme – aber aufgeben? Niemals!
Die Regendecke wird übergeworfen, die Nase in den Wind gestreckt und los geht‘s. Was zählt, ist schließlich die tägliche Berichterstattung. Und was Awell nicht mehr so gut hören kann, riecht sie umso besser. „Orientierung mit der Nase – das klappt immer noch“, sagt Isak schmunzelnd.
Isaks Tagesablauf ist durchgetaktet: Erst eine kleine Hunderunde von einem Kilometer – wegen der Zipperlein, siehe oben – dann geht Awell nach Hause und der Chef setzt zur großen Runde an. Acht bis zehn Kilometer – egal, was das Wetter sagt.

Mit sicherer Hand balanciert Isak dabei sein Smartphone und tippt den neuesten Wetterstatus. „Ich vertippe mich nie – naja, fast nie“, lacht er. Und weil er das nun schon seit zehn Jahren macht, wurde sein Kardiologe quasi arbeitslos.

Wer denkt, dass ein Wetterbericht nur aus nackten Zahlen und langweiligen Statistiken besteht, hat Awell noch nicht kennengelernt. Hier gibt es mehr als nur „heiter bis wolkig“ – morgens leuchtet der Himmel rot, mittags ziehen seltsame Wolken auf, und wenn sich irgendwo ein besonders malerischer Baum ins Bild drängt, wird das natürlich auch dokumentiert. Hund und Herrchen liefern Wetterlage und Naturpoesie gleich im Doppelpack.

Ob es bald eine Wetterhündin als Nachfolgerin geben wird? „Unwahrscheinlich“, meint Isak. „Vielleicht holen wir mal einen älteren Hund aus dem Tierheim. Aber wir wollen nicht, dass irgendwann ein Hund zur Erbmasse gehört.“
Solange Awell noch ihre Runde dreht, wird der Wetterdienst jedenfalls nicht eingestellt. Und sollte irgendwann kein Labradoodle mehr über die Felder wandern, bleibt immer noch Reinhard Isak – dann eben als wandelnder Wetterfrosch im Ruhestand.