Mit Osman Kamci hat das Restaurant Rößle einen neuen Betreiber. Der 31-Jährige kommt gebürtig aus Bielefeld und lebt jetzt direkt vor Ort in Fürstenberg. Wie es dazu kam, dass er fortan die einst so beliebte Adresse wieder fit machen soll? „Mein Bruder ist auch in der Gastronomie tätig, er hat in Bad Säckingen das Hotel zur Flüh und in Rheinfelden das Schloss Beuggen“, berichtet er. In Rheinfelden habe bereits eine Kooperation mit Dormotel, der für das Rößle zuständigen Betriebsgesellschaft, stattgefunden. Beide Seiten – darunter Kamcis Bruder – hätten dabei gute Erfahrungen gemacht. „Deswegen hat das Hotel dieses Objekt angeboten, aber das war meinem Bruder dann zu viel. Also hat er mich gefragt.“
Wagnis Selbstständigkeit
Laut eigener Aussage hat Osman Kamci zuletzt als Betriebsleiter in der Gastroszene gearbeitet. Nun wolle er den Schritt in die Selbstständigkeit wagen, um auf kreative Weise eigene Ideen umzusetzen. Der gelernte Sommelier ist seit dem 17. Mai Betreiber des Rößle. „Zu dieser Zeit durften wir Pandemie-bedingt noch nicht aufmachen, haben nur für die Hotelgäste mit kleiner Karte bewirtet“, sagt er. Kamci spricht von einem „Light Opening“, also dem langsamen Fuß fassen sowie dem Kennenlernen der direkten Nachbarn als Basis. Da sich die Inzidenzzahlen momentan auf konstant niedrigem Niveau befinden, wolle der 31-Jährige jetzt Vollgas geben.
Durch das Einstellen eines aus seiner Sicht guten Chefkochs sei es möglich, zu den anfänglichen Öffnungszeiten zurückzukehren: mit Mittagskarte, Kaffee und Kuchen nachmittags und später dem Abendessen. „Das Ziel ist es, mittags für Wanderer eher deftige Gerichte anzubieten, dazu Klassiker wie Leberkäse, Käsespätzle, Wurstsalat und abends mehr in Richtung Fleischvariationen“, führt Kamci aus. Der Schwerpunkt solle auf der badischen Küche liegen, „aber auch verfeinert“. Außerdem würden Vegetarier ebenfalls immer einen Platz finden.
Mit den Auswirkungen der Pandemie hat das Restaurant indes weiter zu kämpfen. Die Einsatzkräfte sind laut des Betreibers noch nicht hochgefahren, „wir sind leider immer noch in Kurzarbeit“. Kamci hofft, dass sich das schon bald ändert und ihn das komplette Personal unterstützen kann. Fläche bietet das Rößle im Inneren für etwa 50 Sitzplätze. Im Außenbereich sei die Terrasse erweitert worden, sodass dort knapp 30 Sitzplätze zur Verfügung stünden. Darüber hinaus gibt es einen Saal für Veranstaltungen, Tagungen und Feiern sowie einen Gewölbekeller und einen Tagungskeller gegenüber des Hauses.
Viel Unruhe
Während Osman Kamci voll und ganz in den Startlöchern steht, ist Christoph Hansen-Hagge von der Betriebsgesellschaft Dormotel froh, dass die Personalie geklärt ist. Im Bereich Kulinarik und Küche war ihm zufolge in den vergangenen Jahren ein wenig Unruhe drin: „Das haben unsere Nachbarn und der Ort Fürstenberg natürlich gemerkt. Dadurch, dass wir als Hotelbetriebsgesellschaft nicht hier sitzen, sondern immer unsere Mitarbeiter haben und mit ihnen im Austausch sind, ist es noch mal etwas anderes, wenn jemand den ganzen Tag als kulinarischer Gastgeber da ist.“ Ein Betreiber, der sich selbst verwirklichen könne, sei freier in seinen Entscheidungen. „Wir möchten, dass sich alle wohlfühlen und auch Vereine zu uns kommen“, stellt Hansen-Hagge klar. Irgendwann sei den Verantwortlichen klar geworden, „dass wir jemanden brauchen, der langfristig mit Herz und Verstand und einer gastronomischen Perspektive bei der Sache ist“.
Über Osman Kamci berichtet der Marketing-Manager ausschließlich positiv: „Wir haben durch verschiedene Projekte tolle Erfahrungen mit den Gebrüdern Kamci gemacht. So sind wir auf die Idee gekommen, dass wir es auch im Rößle zusammen versuchen sollten.“ Er freue sich darauf, für das Restaurant in Fürstenberg einen guten, frischen Gastgeber gewonnen zu haben. Gerade wegen der zuletzt vorherrschenden Unruhe mit vielen Wechseln in der Küche habe man sich lange Zeit genommen, um wichtige Dinge zu besprechen. „Wir wollen Fürstenbergs Wohnzimmer sein“, lautet Hansen-Hagges Marschroute.
Derzeit müsse mit Blick auf die Corona-Regeln das richtige Maß gefunden werden, inwieweit man öffnen und gewisse Veranstaltungen anbieten könne. Dennoch sei der Neu-Fürstenberger Kamci schon von Beginn an präsent. „In den ersten Tagen habe ich draußen viel Gartenarbeit erledigt, da hat man den einen oder anderen Nachbarn getroffen und sich ausgetauscht“, erzählt er. Der 31-Jährige liebe die Natur, „deswegen habe ich mich für die ruhige Lage entschieden“. Zusammen mit seinen beiden Hunden gehe er gern spazieren, um abzuschalten: „Wenn man im Wald ist, beruhigt das einen Menschen. Darauf freue ich mich sehr.“