Vor 17 Jahren war das Bioenergiedorf Mauenheim Pionier in Sachen umweltfreundliche Energieversorgung. Nun sollen die Weichen dafür gestellt werden, dass die rund 80 Abnehmer, die an das von der Bioenergie- und Hackschnitzelanlage gespeiste Wärmenetz angeschlossen sind, auch in Zukunft Versorgungssicherheit haben. Bei einer Informationsveranstaltung am Mittwoch, 5. Juli, um 20 Uhr haben Anschlussnehmer und Neuinteressenten Gelegenheit, Näheres über den weiteren Betrieb des ortsweiten Netzes zu erfahren.
In Mauenheim nähert sich das Ende der ersten 20 Betriebsjahre von Biogasanlage und Wärmenetz. Die Wärmeversorgung aus heimischen erneuerbaren Energien ist in aller Munde und aktueller denn je. Daher sollen sowohl die Biogasanlage als auch das Wärmenetz nach dem Ende des EEG (Erneuerbare-Energien-Gesetz) weiter betrieben werden. Für den Betrieb des aus rund vier Kilometer Leitungen bestehenden Mauenheimer Wärmenetzes schloss die Gemeinde Immendingen vor Kurzem mit Solarcomplex einen weiteren Vertrag zur Nutzung ihrer Straßen und Wege ab, der von 2025 bis 2045 gilt.
In der Infoveranstaltung in der Alpenblickhalle wird den Mauenheimern nun zunächst die Zukunft der örtlichen Wärmeversorgung in den nächsten zehn Jahren vorgestellt. Dazu laden die Betreiber Solarcomplex und KCH (Keller, Clean Energy, Henninger) die Mauenheimer Wärmeabnehmer, aber auch Interessenten für einen Neu-Anschluss ein.
„Die Preisentwicklung bei Öl und Gas ist unmissverständlich und auch die gesetzlichen Vorgaben gehen in eine klare Richtung“, so Solarcomplex-Vorstand Bene Müller. „Wir sollten uns schleunigst unabhängig machen von ausländischen und klimaschädlichen Energien und stattdessen auf heimische erneuerbare Energien setzen.“ Das Wärmenetz in Mauenheim werde auch nach den ersten 20 Jahren weiter betrieben. Es biete sich die Möglichkeit, weitere Gebäude anzuschließen. Bene Müller: „Hauseigentümer sollten diese Chance nutzen und sich ein für allemal unabhängig von fossilen Energien machen.“
Die Grundlast zur Versorgung des Immendinger Ortsteils Mauenheim mit Wärme wird durch die Biogasanlage gedeckt. Diese Anlage, die im Lauf der Zeit erweitert und modernisiert wurde, liefert den bei weitem größten Anteil des Wärmekontingents für das Dorf. In Spitzenzeiten, etwa bei großer Kälte, wird der gleichzeitig mitkonzipierte Holzhackschnitzelkessel zugeschaltet. Die fortschrittliche Versorgung mit dem umweltfreundlichen Energiemix brachte Mauenheim im Jahr 2006 den Titel des ersten Bioenergiedorfs in ganz Baden-Württemberg ein.
Betreiber der Biogasanlage ist die Firma KCH, an der auch zwei örtliche Landwirte beteiligt sind. Beim einstigen Start für das Projekt Bioenergiedorf Mauenheim waren rund 70 Haushalte an das Wärmenetz angeschlossen. Heute sind es nach Aussagen von Bene Müller rund 80. Ausgelegt sei das Mauenheimer Wärmenetz für eine Nutzung über einen Zeitraum von 50 bis zu 70 Jahren. Bei der Unterzeichnung des Wegenutzungsvertrags für die Leitungen des Wärmenetzes bezeichneten sowohl der Immendinger Bürgermeister Manuel Stärk als auch Mauenheims Ortsvorsteher Michael Ilg die Fortsetzung der Zusammenarbeit mit Solarcomplex als ein wichtiges Zeichen in Zeiten der Klimakrise und Energiewende.
Solarcomplex
- Das Bürgerunternehmen mit gut 60 Mitarbeitern hat sich den Umbau der regionalen Energieversorgung weitgehend auf erneuerbare Energien bis zum Jahr 2030 zum großen Ziel gesetzt. Seit der Gründung im Jahr 2000 ist die Zahl der Gesellschafter von 20 auf rund 1700 und das Eigenkapital von 37.500 Euro auf rund 35 Millionen Euro gestiegen.
- Realisiert wurden regenerative Wärmenetze in rund 20 Gemeinden und über 50 MW Solarkraftwerke als Dach- und Freilandanlagen. Solarcomplex firmiert seit 2007 als nicht-börsennotierte Aktiengesellschaft und bietet Bürgern die Kapitalbeteiligung als ökologische Geldanlage an. (feu)