Pfarrer Josef Keller, Ehrenbürger der Gemeinde Immendingen, ist unvergessen, obgleich er bereits vor 25 Jahren verstorben ist. Sein wissenschaftlicher Ruf wirkt so weit, dass ihm kürzlich posthum eine besondere Ehre zuteilgeworden ist. Verschafft hat sie ihm ein international renommierter Wissenschaftlicher aus der gemeinsamen Heimatgemeinde: Armin Scherzinger aus Hattingen.

Zur Erinnerung an Keller wurde eine von Armin Scherzinger entdeckte und bisher in der Wissenschaft völlig unbekannte Ammonitenart und -Gattung, nach ihm als Suevisphinctes josef-kellerie benannt. Mit dieser Benennung findet das Wirken des Universalgelehrten auch in der Paläontologie große Anerkennung. Paläontologie ist die Wissenschaft der Tier- und Pflanzenwelt in den Gesteinen vergangener Erdzeitalter beziehungsweise vom Leben der Vorzeit.

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Den spektakulären Fund hat Armin Scherzinger zusammen mit den befreundeten Wissenschaftlern Günter Schweigert, Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart, Professor Horacio Parent, Universität Rosario, Argentinien, und Istvan Fözy, Universität Budapest, beschrieben.

Pfarrer Josef Keller.
Pfarrer Josef Keller. | Bild: Jutta Freudig

Fund wird in Fachzeitschrift beschrieben

Die entsprechende Veröffentlichung ist Anfang September in Warschau in der in internationalen Fachkreisen bekannten polnischen Zeitschrift Volumina Jurassica erschienen.

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Armin Scherzinger, auf dessen Initiative die Namensgebung zurückgeht, sagt: „In den unsicheren Zeiten, in denen wir derzeit leben, ist es aus meiner Sicht wichtig, dass sich die Menschen an Personen wie Pfarrer Keller erinnern und sie als Vorbild nehmen. Mit Pfarrer Keller verband mich bereits als Kind und Jugendlicher eine Freundschaft. Er hat in der Grundschule Religionsunterricht erteilt und in mir auch das Interesse für die Natur, vor allem für die Geologie, die Paläontologie, aber auch die Botanik geweckt. Er war mir immer ein guter Ratgeber“.

„In den unsicheren Zeiten, in denen wir derzeit leben, ist es aus meiner Sicht wichtig, dass sich die Menschen an Personen wie Pfarrer ...
„In den unsicheren Zeiten, in denen wir derzeit leben, ist es aus meiner Sicht wichtig, dass sich die Menschen an Personen wie Pfarrer Keller erinnern und sie als Vorbild nehmen.“Armin Scherzinger, Paläontologe aus Immendingen-Hattingen | Bild: Armin Scherzinger

Aus Dankbarkeit dafür hatte Scherzinger seinen Mitautoren und Freunden vorgeschlagen, den bisher einmaligen Fund nach Pfarrer Keller zu benennen, was deren einmütige Zustimmung gefunden hat.

Bei dem von Armin Scherzinger gefundenen und erstmals beschriebenen Ammoniten handelt es sich um einen Vertreter sogenannter Perisphinctiden (auf deutsch auch Spaltripper genannt), einer Familie von Ammoniten, die seit dem späten Mitteljura vor rund 165 Millionen Jahren, etwa 20 Millionen Jahre lang in einer großen Artenvielfalt die Meere weltweit bewohnt haben.

Einziges vollständig erhaltenes Exemplar

Der neu entdeckte Ammonit hat einen Durchmesser von 23,5 Zentimeter und besitzt ein Alter von etwa 150 Millionen Jahren und ist das einzige, bislang vollständig erhaltene Exemplar. Die Gattung Suevisphinctes, die bis zu 35 Zentimeter groß werden konnte, ist sehr selten. Es gibt hiervon bislang nur vier Nachweise aus Süddeutschland, die alle aus demselben Fundhorizont aus einem eng begrenzten Gebiet von etwa 25 Kilometer Entfernung aus dem nördlichen Hegau und der westlichen Schwäbischen Alb stammen.

Um an diese Raritäten zu gelangen, mussten von den Autoren aus dem Fundhorizont zunächst 1300 andere Ammoniten über einen Zeitraum von etwa 30 Jahren aufgesammelt werden. Aus den Gesteinsschichten, aus denen sie entstammen, waren bis 1980 in ganz Baden-Württemberg gerade einmal 100 Reste von Ammoniten bekannt.

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Am Fundort, in der Nähe von Liptingen, befand sich der von Scherzinger entdeckte Ammonit in einem Kalksteinblock, an dessen Rand nur ein kleines Stück des Ammoniten zu sehen war.

Scherzinger, der inzwischen als einer der weltweit führenden Experten auf diesem Gebiet gilt, erkannte sogleich, dass in dem Block etwas Besondere enthalten war. Mühsam musste der Ammonit zunächst vor Ort aus dem Kalksteinblock mit etwas umgebenden Gestein geborgen werden. Viele Arbeitsstunden waren nötig, bis der Fund präpariert und feinste Details herausgearbeitet waren. Das Exemplar wird jetzt am Staatlichen Museum für Naturkunde in Stuttgart aufbewahrt.

Altersbestimmung verschiedener Gesteinsschichten vornehmen kann. bildeten sie die Leitfossilien auf der Erde.

Die Ammoniten (Ammonoidea) sind eine ausgestorbene Teilgruppe der Kopffüßer. Dieses Taxon war mit über 1500 bekannten Gattungen sehr formenreich. Die Zahl der Arten dürfte bei etwa 30.000 bis 40.000 gelegen haben.