Immendingen – Die Immendinger Bevölkerung ist aufgebracht, denn die Josefkapelle ist dieser Tage Gegenstand einer Brandstiftung geworden. Durch die Hitze des Feuers ist das Glas der Eingangstür geschmolzen und so die Türe irreparabel zerstört worden. Doch das ist nicht der einzige Schaden. Das Innere der Kapelle – mit der erst vor wenigen Jahren restaurierten Josefstatue – ist von dickem Ruß überzogen. Es ist ein Glücksfall, dass das Feuer nicht weiter um sich griff und das Bauwerk mit seiner Decke aus Holz ganz abbrannte.

Laut Polizei ist es vermutlich im Verlauf des Wochenendes 6. und 7. Juli zu der Brandstiftung gekommen. Die Eingangstür der Kapelle sei in Brand gesetzt worden, der Innenraum sei dadurch komplett verrußt. Die Höhe des bei dem Feuer entstandenen Schadens ist der Polizei zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht bekannt.

Die dem heiligen Josef geweihte Kapelle steht am unteren Talmannsberg, an der Grenze des Daimler-Geländes, nahe der Ziegelhütte. Über die Stiftung und das Jahr der Erbauung der Kapelle gibt es keine schriftlichen Quellen. Etwas Licht in das Dunkel der Entstehung bringt eine mündliche Überlieferung. Danach sollen im Sommer 1857 Landwirte von Immendingen nahe des heutigen Standorts der Kapelle mit der Heuernte beschäftigt gewesen sein, als ein schweres Gewitter aufzog. Die Bauern suchten vor dem einsetzenden Unwetter Schutz im nahe gelegenen Wald. Ein Blitz schlug in einen Baum ein, unter dem ein älterer Mann Schutz gesucht hatte. Durch einen Blitzschlag wurde er so schwer verletzt, dass er halbseitig gelähmt war.

Als alle ärztliche Kunst versagte, den Mann zu heilen, oder seine Leiden wenigstens zu lindern, wandte er sich vertrauensvoll an den heiligen Josef, wohl auch deshalb, weil man in Immendingen schon lange den Heiligen verehrte. Seine Bitte wurde erhört. Nach zwei Jahren war er genesen. Aus Dankbarkeit für die Heilung ließ der Mann um das Jahr 1860, so die Überlieferung, dem heiligen Josef die Kapelle bauen. Zuvor soll an der Stelle bereits ein Holzkreuz gestanden haben.

Alljährlich treffen sich insbesondere die Einwohner mit den Vornamen Josef, Josefa und Josefine zusammen mit weiteren Gläubigen am Josefstag, dem 19. März, an der Kapelle, um mit einer Andacht den Tag des Namenspatrons zu feiern. Im Bedarfsfall organisiert Peter Grieninger, dessen Vater ebenfalls den Vornamen Josef trug, den Fahrdienst. Solange in Immendingen die Kaserne bestand, trafen sich die Teilnehmer anschließend immer im Unteroffizierheim zu einem gemütlichen Beisammensein. Unbestätigten Überlieferungen zufolge sollen die Namensträger einst auch das Glöcklein für die Kapelle gestiftet haben.

Der Polizeiposten Immendingen hat die Ermittlungen wegen der schweren Brandstiftung aufgenommen und sucht nun nach Zeugen, denen im betreffenden Zeitraum etwas Verdächtiges aufgefallen ist. Diese werden gebeten, sich unter der Rufnummer 07462 94640 zu melden.