Katharina Schaub

Marcel Bach sitzt meistens draußen an der frischen Luft. Auf der Terrasse seines Elternhauses in Mauenheim besucht er die digitalen Vorlesungen fürs Studium und kümmert sich um sein Ehrenamt im Vorstand der Landjugend. Nach seinem Start in der Ortsgruppe Mauenheim vor 13 Jahren wurde er nun in den Vorstand des Landesverbands Südbaden gewählt – für ihn eine absolute Herzensangelegenheit.

Landjugend war für Bach ein Muss

Mit 15 Jahren tritt Marcel Bach der Landjugend bei. Er startet in der Ortsgruppe in seinem Heimatort Mauenheim. „Das war eigentlich obligatorisch“, sagt er und lacht. Damals freut er sich, dass er endlich dabei sein darf, er kennt die Landjugend schon von seinem Cousin und seiner Cousine. In der Ortsgruppe fühlt er sich sofort wohl. „Was mir sehr gut gefallen hat, war, dass man mit allen Mitgliedern auf Augenhöhe war, auch mit Leuten, die schon Mitte 20 waren“, sagt Bach.

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Rund 25 aktive Mitglieder hat die Ortsgruppe Mauenheim derzeit, regelmäßige Treffen finden in den Räumen der Landjugend in der Alpenblickhalle statt. Doch was macht die Landjugend eigentlich genau?

Die Gemeinschaft macht‘s

„Umso länger man dabei ist, desto schwieriger ist es, das Landjugend-Gefühl zu beschreiben“, sagt Bach. Grundsätzlich ist die Landjugend mit ihren Ortsgruppen ein Treffpunkt für junge Menschen, die im ländlichen Raum leben. Hier können sie sich treffen, gemeinsam Spiele spielen, Ausflüge machen und Vorträge besuchen.

Bei der Landjugend werden auch regelmäßig Ausflüge organisiert. Im April 2022 ging es für den Bund Badische Landjugend beispielsweise in ...
Bei der Landjugend werden auch regelmäßig Ausflüge organisiert. Im April 2022 ging es für den Bund Badische Landjugend beispielsweise in den Trampolinpark nach Kenzingen. | Bild: Nina Happle/Landjugend

Mit 17 Jahren wird er in der Ortsgruppe als Beisitzer in die Vorstandschaft gewählt. Kurz zuvor hat die Gruppe ihr 50-jähriges Bestehen gefeiert und der Vorstand entschied sich, einen harten Schnitt zu machen: Das gesamte Vorstandsteam wechselte, Bach bekam das Amt als Beisitzer. Die erste Herausforderung ließ nicht lange auf sich warten.

Landjugend organisiert Kreiserntedankfest

Die Ortsgruppe richtet 2011 das Kreiserntedankfest aus. „Das ist eine riesige Veranstaltung und viel Verantwortung“, resümiert Bach. Mehrere hundert Helfer mussten koordiniert werden, eine „Herkulesaufgabe“, wie Bach es nennt. „Da dachte ich zwischendurch schon mal, ob das nicht zu groß für uns ist“, sagt er. „So viele Arbeitseinsätze, ein ganzes Jahr Planung und Organisation.“ Doch am Ende sei alles glattgegangen und das Fest ein Erfolg geworden.

„Danach konnten wir zu Recht stolz auf uns sein.“
Marcel Bach über die Organisation des Kreiserntedankfestes

2013 wird Marcel Bach schließlich stellvertretender Vorsitzender, dann strukturiert der Verein um und es gibt ein Vorstandsteam. Bach bleibt ein Teil davon. Erst 2020 gibt er sein Amt ab. „Ich wollte der jüngeren Generation die Chance geben, nachzurücken“, sagt der 28-Jährige. Im Mai 2022 wird er schließlich in den Vorstand im Landesverband Südbaden gewählt.

Aufgaben werden noch verteilt

Welche Aufgaben hier auf ihn zukommen, steht noch nicht fest. Denn die verschiedenen Aufgaben werden nach den Wahlen immer neu vergeben, je nach Können und Interesse. Von Politik über Vernetzung, bis Verbandsarbeit ist vieles möglich. In der Ortsgruppe Mauenheim hatte Marcel Bach kein Spezialgebiet, als Vorsitzender hat er vor allem Veranstaltungen und Gruppenabende im Blick gehabt.

Fünf Stunden wöchentlich für das Ehrenamt

Wie viel Zeit er der Landjugend widmet, schwankt stark und hängt vor allem davon ab, ob und welche Veranstaltungen anstehen. „Aber wenn man etwas gern macht, guckt man nicht, wie lange man braucht“, sagt er und lächelt. In der Landjugend trifft er auch Freunde, das wertet er nicht als Arbeit. Grob geschätzt sind es fünf Stunden pro Woche.

Ein Klischee, dass Marcel Bach gerne aus der Welt räumen würde: „Die Landjugend ist kein Bauernverein.“ Jugendliche aus der Landwirtschaft sind auch dabei, aber nicht in der Überzahl. Das läge vor allem daran, dass die landwirtschaftlichen Berufe insgesamt zurückgegangen sind. Die Mitglieder gehen entweder noch zur Schule oder sind Auszubildende und Studierende aus verschiedensten Fachrichtungen.

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Im Gespräch mit Menschen, die noch keine Berührung mit der Landjugend hatten, trifft Marcel Bachs Engagement manchmal auf Unverständnis. „Das wird man dann gefragt, was für einen selbst dabei herausspringt“, berichtet er.

Es geht nicht um den eigenen Vorteil

Darauf hat Marcel Bach zwei Antworten, eine kurze und eine lange. Die kurze lautet: „Die Gemeinschaft“. Und die lange Antwort „Was dabei rausspringt, ist beim Thema Ehrenamt doch eigentlich die falsche Frage. Die richtige Frage ist doch eher: Wie viel Spaß macht das? Wie sehr bereichert das?“

Marcel Bach schätzt an der Landjugend, dass jeder mitmachen kann. Man müsse nicht unbedingt sportlich sein, denn bei Wanderungen oder ...
Marcel Bach schätzt an der Landjugend, dass jeder mitmachen kann. Man müsse nicht unbedingt sportlich sein, denn bei Wanderungen oder wie im Februar 2022 beim Ski-Ausflug nach Voralberg, werde darauf geachtet, dass alle mithalten können. | Bild: Silvia Kaiser/Landjugend

Kaum verwunderlich also, dass die Landjugend nicht Marcel Bachs einziges Ehrenamt ist. Er ist außerdem im Radsportverein in Mauenheim als Beisitzer aktiv und ist im Ortschaftsrat. Außerdem studiert er Werkstoff- und Produktionstechnik und arbeitet nebenbei. In seinem Alltag nimmt sich Marcel Bach aber auch immer Zeit für die Landjugend. Und er rät jeden interessierten Jugendlichen, es ihm gleichzutun und der Landjugend eine Chance zu geben: „Weil man sonst einfach was verpasst.“