Die Druidin Dagita nimmt ihr Horn und stößt Signale in die verschiedenen Himmelsrichtungen aus. Dagita steht zwischen staunenden Zuschauern. Nicht in einer keltischen Siedlung, sondern dieser Tage auf einer Wiese in der Nähe von Immendingen. Dagita heißt bürgerlich Karin Pietzek und die Hornstöße starten ihre Gästeführung.
Verbindung von Fakten, Sagen und Mythen
Die Druidin erläutert ihren Zuhörern dabei die geologischen, hydrologischen Zusammenhänge der Donauversinkung und geht auf geschichtliche Hintergründe ein. Durch die Verbindung der Fakten mit Sagen und Mythen werden die Führungen für die Teilnehmer zu einem Erlebnis der besonderen Art. Damit ihre Gäste ihre Ausführungen besser verstehen können, zeigt sie bei ihre Routen dokumentarisch Bilder aus diversen Archiven.

Unterwegs taucht sie tief in die erdgeschichtliche Vergangenheit ein und gibt zu verstehen, dass es durch die Tektonik der eurasischen und afrikanischen Erdplatten Zusammenhänge zwischen der Donauversinkung, dem Höwenegg und dem Eiszeitpark in Engen gibt, zu dem sie auch Führungen anbietet.
Spannend schildert sie, was die Leute sich in der Vergangenheit alles ausgedacht haben, um das Donauwasser durch Abdichten der Schlucklöcher in den Griff zu bekommen. Und dann geht es in die Unterwelt: Die rein geologischen Fakten erzählt sie mit der Geschichte von Dona, Belinos und ihrem Sohn Cernunnos aus mythologischer Variante.

Die Gäste erfahren, dass Cernunnos einen Drachen als Spielgefährte erhielt und sie den Atem des Drachen an einer Stelle des Wanderweges entlang der Donauversinkung spüren können.
Führungen werden intensiv vorbereitet
Dieses Stoff schüttelt sie nicht aus dem Ärmel. „Für den Aufbau einer Führung benötige ich mit intensiver Materialsammlung ein Jahr Vorlaufzeit“, informiert die Druidin. Ihren Bildungshintergrund als Lehrerin bringt sie mit ein. Sie legt Wert auf eine kontinuierliche Weiterbildung unter Einbeziehung verschiedener Fachgebiete. So könne sie auf die unterschiedlichsten Fragen ihrer Gäste eingehen.

Aber was sind denn eigentlich Druiden? Laut Pietzek waren Druiden die spirituelle Elite der Völker, die heute als Kelten bekannt sind. Laut Geschichtsschreibung seien Druiden unter anderem Gelehrte gewesen, die ihr Wissen weitergaben. Hochgestellte Persönlichkeiten mit der entsprechenden Ausbildung und Anleitung.
Ausbildung bei Orden in England
Wie sie zu ihrem Wissen vor vielen hundert Jahren kamen, weiß man heute nicht. Allerdings, wie lange eine Ausbildung zur Druidin dauert. „Zwölf Jahre waren es bei mir“, sagt Druidin Dagita. Für die Ausbildung kann man sich unterschiedlich lange Zeit lassen. Ihre Ausbildung durchlief sie beim OBOD, dem Orden der Barden, Ovaten und Druiden, der seinen Sitz in England hat.
Für die ausgebildete Lehrerin ist Druidenwissen bodenständiges, logisch nachvollziehbares und fundiertes Wissen. Wissenserkenntnis fängt schon im Namen an. „Dagita bedeutet so viel wie etwas ans Licht bringen“, erklärt sie. Druidin sein bedeute, aufs Leben bezogen, „dass ich achtsam mit der Natur und den Menschen bin.“
Druidin hält sich auf dem Laufenen
Als Druidin hat sie feste Aufgaben. Dazu zählt neben dem Leiten von Jahreskreisfesten, Hochzeits-und Übergangsritualen auch, dass altes Wissen erhalten und ins Bewusstsein rückt.
Auch hier muss sie sich auf dem Laufenden halten. „Daher forsche ich in Büchereien, Archiven, nehme an Weiterbildungen teil und unterhalte mich mit Experten aus unterschiedlichen Fachgebieten“, erklärt sie.
Wissen zu vermitteln, geht bei Karin Pietzek über die Gästeführungen als Druidin hinaus. Vor einige Jahren absolvierte sie im Rahmen des EU-Projektes Danube Guides eine Ausbildung zur Donau-Gästeführerin. Heute ist sie für den OBOD als internationale Mentorin tätig.
Auch der Beruf als Lehrerin änderte sich im Laufe der vergangenen Jahrzehnte mehrfach. „Aktuell bin ich Gesundheitsförderin und begleite als solche neun Grundschulen in den Landkreise Tuttlingen, Konstanz und Trossingen im Rahmen des Sachkundeunterrichts und dem Projekt Klasse 2000“, informiert sie.
Jetzt nimmt sie sich Wildpflanzen vor
Und eine ganz andere Richtung weckt ihr Interesse. Derzeit absolviert sie zudem nebenberuflich an der Hochschule Nürtingen eine vertiefende Ausbildung zur Fachberaterin für essbare Wildpflanzen.