Beim Prozess um die Brandstiftung im Rottweiler Gefängnis an Weihnachten 2022 kamen am zweiten Tag die Sachverständigen zu Wort. Am ersten Verhandlungstag hatte der Angeklagte ausgesagt, weshalb es zu der Tat gekommen sei: Er habe Stimmen in seinem Kopf zum Schweigen bringen wollen.

Es sei ein Wunder, dass er da so rauskam, erklärte der Brandsachverständige. Gemeint war, dass der Angeklagte die brennende Zelle scherzend und auf eigenen Beinen verlassen konnte.

Rätsel um Pupillen ist gelöst

Allerdings mit erweiterten Pupillen, was den Gefängnisarzt zu der Vermutung brachte, der Mann stünde unter Drogen. Doch das tat er nicht, ein Drogenscreening zeigte das.

Der Angeklagte bespricht sich am ersten Verhandlungstag mit seinem Verteidiger Rasmus Reinhardt.
Der Angeklagte bespricht sich am ersten Verhandlungstag mit seinem Verteidiger Rasmus Reinhardt. | Bild: Monika Marcel

Auch Rauchgase wie Blausäure und Kohlenmonoxid sorgen dafür, dass die Pupillen größer werden, wie der Feuerfachmann erklärte.

Lebensgefahr nur für den Feuerteufel

Der 30-Jährige hatte sich zudem ein nasses Handtuch vors Gesicht gehalten und sich ans offene Fenster gestellt. Dennoch, es fehlte an Luftzirkulation und Sauerstoff, weshalb das Feuer irgendwann von alleine ausgegangen sein kann – der 30-Jährige sprach von zwei Kannen Wasser, die er drüber geleert hatte, als es ihm zu heiß wurde.

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Auf der anderen Seite hätte der fehlende Sauerstoff auch dazu führen können, dass er den selbst gelegten Brand nicht überlebte. Immerhin: Eine Gefahr, dass der Brand, bei dem in der Nacht vor Heiligabend 70 Feuerwehrleute im Einsatz waren, auf andere Räume übergreifen konnte, bestand laut dem Experten nie.

Was geht im Angeklagten vor sich?

Nicht schuldfähig zur Tatzeit, das konstatierte der psychiatrische Sachverständige. Eine paranoide Schizophrenie, ausgelöst durch den jahrelangen Drogenkonsum und den Entzug, sorgte dafür. Er habe das Unrecht seiner Tat nicht einsehen können, so Psychiater Ralf Kozian.

Ralf Kozian ist Facharzt für Psychiatrie und Demenz im Rottweiler Vinzenz-von-Paul-Hospital – das Bild entstand im März 2023 ...
Ralf Kozian ist Facharzt für Psychiatrie und Demenz im Rottweiler Vinzenz-von-Paul-Hospital – das Bild entstand im März 2023 anlässlich eines Vortrags. | Bild: Jürgen Findeisen, Initiative Schlaganfall

Auf Entzug war der 30-Jährige seit dem 1. Dezember, als er mehr oder weniger freiwillig ins Rottweiler Gefängnis ging – eine Ersatzfreiheitsstrafe für Geldstrafen, die er nicht zahlen konnte.

Psychiater widerspricht der Richterin

Kozian empfahl in seinem Gutachten, den Mann in einer Klinik therapeutisch zu behandeln. Den Vorschlag der vorsitzenden Richterin Corinne Schweizer, eine ambulante Behandlung mit regelmäßiger Überprüfung dem Klinikaufenthalt vorzuziehen, hielt der Arzt für verfrüht. Er brauche ein stabiles soziales Umfeld.

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Dem schloss sich auch Verteidiger Rasmus Reinhardt an: Man tue ihm keinen Gefallen, ihn jetzt rauszulassen. Derzeit ist der 30-Jährige im Zentrum für Psychiatrie Reichenau untergebracht, wo er sich nach eigenen Angaben wohlfühlt.