Ein 30-Jähriger aus dem Kreis Freudenstadt soll im Rottweiler Gefängnis eine Mithäftling verletzt und dann die Zelle in Brand gesetzt haben. Jetzt muss er sich vor dem Rottweiler Landgericht verantworten.

Er habe Stimmen gehört, die ihm sagten, er solle den Mann schlagen. Mit dem Feuer habe er dann versucht, diese Stimmen in seinem Kopf, die er damals für Satanisten hielt, endgültig loszuwerden.

Losgeworden ist er die Stimmen inzwischen, aber nicht durch das Feuer.

Nach der Tat wurde der Mann zunächst ins Gefängniskrankenhaus Hohenasperg und dann ins Zentrum für Psychiatrie Reichenau verlegt. Den Entzug hat er hinter sich, von Drogen „die Schnauze voll“, wie er sagt. In der Psychiatrie könne er sich jetzt erholen, sagte der 30-Jährige in der Verhandlung.

Die Drogensucht beginnt früh

Schon mit 15 Jahren hat der Angeklagte angefangen, Joints zu rauchen, zunächst einmal die Woche, später täglich. Es kamen Amphetamine, Kokain, Heroin, LSD und zuletzt die Ersatzdroge Subotex dazu.

Nach einem ordentlichen Hauptschul- und Realschulabschluss machte er die Fachhochschulreife, begann dann eine Malerlehre, die er aber ebenso abbrach wie andere Ausbildungen.

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Er rutschte immer tiefer in den Drogensumpf, schließlich brauchte er vier bis fünf Joints pro Tag, ein Gramm Cannabis war das, wie er berichtete.

Und als er dann arbeitslos wurde, stieg er auf Subutex um, das koste nicht so viel, betonte er. Sein Leben habe nur noch aus Drogenkonsum bestanden.

Was die Stimmen befehlen

Bereitwillig erzählte er von seinen Psychosen, den Stimmen, die an einem Silvestertag in seinen Kopf einzogen. Manchmal seien sie unterhaltsam gewesen, meist aber anstrengend, sie hätten ihn beschimpft und ihm gesagt, er sei ekelhaft.

Er habe zeitweise geglaubt, ihm sei ein Chip implantiert worden, wodurch die Menschen in seiner Umgebung angeblich all das sehen und hören konnten, was er sah und hörte.

Zellengenosse wird zum Opfer

Anfang Dezember 2022 habe er sich der Polizei gestellt. Mehrere Geldstrafen konnte er nicht bezahlen, also hieß es Ersatzfreiheitsstrafe.

Die saß er im Gefängnis in der Rottweiler Höllgasse ab. Und ist dort dann in der Nacht vor Weihnachten so ausgerastet, dass sein Zellgenosse unter anderem zwei Zähne verlor.

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Mit dem Mann habe er keinen Streit gehabt, erzählte der 30-Jährige. Der habe kaum Deutsch gekonnt und sei friedlich vor dem Fernseher gesessen.

Die Wärter holten den Verletzten dann aus der Zelle, der 30-Jährige blieb allein zurück.

Zelle wird demoliert

Er habe daraufhin alle Bilder von der Wand gekratzt, „alles, wo Zahlen drauf waren“, schließlich die Klospülung und die Kabel vom Fernseher raus gerissen, eine Müslipackung, Matratzen, Kleidung, Schuhe auf einen Haufen getan und alles mit seinem Feuerzeug angezündet. Als der Rauchmelder losging, habe er auch den ins Feuer geschmissen.

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Schließlich muss es ihm wohl doch zu brenzlig geworden sein, deshalb habe er zwei Kannen Wasser drauf geschüttet und das Feuer gelöscht.

Entdeckt wurde der Brand, weil ein Brandmelder im darüber liegenden Stockwerk auslöste. Bei der Suche nach der Ursache hat laut Anklage ein Justizbeamter eine Rauchvergiftung erlitten.

Was wird jetzt aus seinem Leben?

Der 30-Jährige zeigte sich offen und geständig, er wolle gerne eine Therapie machen und später ein normales Leben führen mit Job und Familie.

Die steht nach seinen Angaben hinter ihm, die Mutter besuche ihn in der Klinik, die Geschwister und der Vater würden gerne, dürften aber noch nicht.

Der Prozess wird fortgesetzt.